Hemmerlein, Candidus

Candidus Hemmerlein

Candidus Hemmerlein

53. und letzter Abt des Zisterzienserklosters Langheim 1791–1803

* 30. Juni 1743 Kronach
† 19. März 1814 Lichtenfels

Candidus Hemmerlein, Taufname Adam, ein Verwandter des Langheimer Abtes Malachias Limmer, wurde am 30. Juni 1743 als Sohn armer Eltern in Kronach geboren. Er erhielt seinen ersten Unterricht vom Rektor des Ortes, besuchte dann das Gymnasium in Bamberg und trat 1761 in die Zisterzienserabtei Langheim ein. Nach dem Noviziatsjahr und der Profess 1762 absolvierte er dort von 1763 bis 1768 unter der Leitung des Novizenmeisters und Professors Willibald Schlecht den philosophischen und theologischen Lehrkurs und feierte am 8. Dezember 1767 seine Primiz. Von 1771 bis 1773 studierte er gemeinsam mit dem späteren Abt Johann Nepomuk Pitius Rechtswissenschaften an der Universität Prag und übernahm nach seiner Rückkehr das Amt des Kanzleidirektors, als der er eine genaue Buch- und Aktenführung einführte. Der mit ihm aus Prag zurückgekehrte Johann Pitius wurde Professor und schon im folgenden Jahr zum Abt gewählt.

Während der dreijährigen Suspension seines Vorgängers Johann Nepomuk Pitius gehörte Hemmerlein zu dem Triumvirat, das die Verwaltungsgeschäfte des Klosters führte. Nach Pitius’ Tod († 5. Mai 1791) wurde er am 25. Mai 1791 unter dem Vorsitz des Abtes Eugen Montag von Ebrach zum Abt gewählt und am 24. November 1791 benediziert. In seiner zwölfjährigen Amtszeit gelang es ihm, die Einheit im Konvent wiederherzustellen. Ganz besonders förderte er die Studien im Kloster, schaffte Bücher an (v.a. auch, um den Verlust durch den Brand auszugleichen) und ließ mit großem Kostenaufwand ein Kunst- und Naturalienkabinett und – nach dem Vorbild des Abtes Nivard Schlimbach von Bildhausen – eine Münzsammlung anlegen, die aber nach der Säkularisation zerstreut wurde. Zwei Patres schickte er zum Studium der Rechte an die Universität Würzburg und ließ sie nach dem Abschluss die jüngeren Mitbrüder in einem zweijährigen Kurs in diesem Fach unterrichten. Um die Konventualen nicht zu überfordern, beschränkte er zugunsten des Studiums den Chorgesang und ließ den Konventualen einige Freiheiten. In der Umgebung des Klosters ließ er neue Gärten und Spazierwege anlegen. Um seit Jahrzehnten bestehende Grenzstreitigkeiten beizulegen, ließ er die klostereigenen Ländereien vermessen und genaue Karten anlegen. Den von seinem Vorgänger angehäuften Schuldenberg konnte er, trotz der napoleonischen Kriege, die auch das Klostergebiet durch Kontributionen, Plünderungen und Zerstörungen in Mitleidenschaft zogen, durch geschickte Wirtschaftsführung abbauen, indem er sich von unrentablen Gütern trennte, teils durch Verkauf, teils durch Tausch. So konnte er einen neuen Konventbau errichten lassen, der aber bei dem Großbrand in der Nacht vom 6. auf den 7. Mai 1802 vollständig ausbrannte.

Nach dem Großbrand vom Mai 1802 begann der Abt den Wiederaufbau des sehr gut verwalteten Klosters. Er bewohnte nach der Säkularisation 1803 den Langheimer Hof in Bamberg (heute zur Universität gehörig) und das Schlößchen Trieb (wo er noch 1806 die Einquartierung von 18 französischen Generälen zu erdulden hatte). Als Pension erhielt er 8000 Gulden im Jahr, den Höchstsatz, der nach dem Reichsdeputationshauptschluss vorgesehen war. Darüberhinaus durfte er seine Pektoralien (Brustkreuze) und Ringe behalten. Den größten Teil seiner Pension verbrauchte er, wie die Abrechnungen zeigen, zur Unterstützung bedürftiger ehemaliger Klosteruntertanen und Konventualen.

Auf seinen Bamberger Wohnsitz verzichtete der Abt 1806; stattdessen mietete er eine Wohnung in Lichtenfels, am oberen Marktplatz, neben dem Pfarrhaus. Dort starb er am 19. März 1814 und wurde, obwohl das eigentlich untersagt war, in der Pfarrkirche begraben.

gge, Juni 2018


Daten:

Prof.: 24. Okt. 1762; Prim.: 8. Dez. 1767; Abbas: el. 25. Mai 1791, ben. 24. Nov. 1791.

Literatur:

Jaeck, Joachim Heinrich: Rede über den entseelten Abt Kandidus Hemmerlein von Langheim. Erlangen 1814 (Beilage zu: Pantheon der Litteraten und Künstler Bambergs. Bamberg und Erlangen 1812–1815) · Arneth, Gerhard: Die Zisterzienserabtei Langheim vor der Säkularisation, in: Bericht des Historischen Vereins für die Pflege der Geschichte des ehemaligen Fürstbistums Bamberg 106 (1970), S. 345–438. Sonderdruck Lichtenfels 1982.

Normdaten:

GND: 124813089 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Hemmerlein, Candidus, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 29.09.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Hemmerlein,_Candidus

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