Hermann von Marienstatt
Zisterzienser der Abtei Himmerod; Gründerabt von Heisterbach und Marienstatt
* 1150
† nach 1225 Himmerod
Hermann von Marienstatt wurde 1150 als Spross einer rheinischen Adelsfamilie geboren. Zunächst war er Kanoniker am Stift St. Cassius und Florentius in Bonn, trat aber um 1175 in die Zisterzienserabtei Himmerod ein. Als der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg 1177 den Zisterziensern die Liegenschaften einer eingegangenen Augustiner-Chorherren-Niederlassung auf dem Stromberg – dem heutigen Petersberg im Siebengebirge – als Stiftung anbot, leisteten schließlich Mönche aus Himmerod unter Führung Hermanns als Gründerabt dem Folge und übernahmen 1189 das ehemalige Kloster. Wegen der ungünstigen Berglage zog der Konvent schon bald in das nahe Tal des Heisterbaches (1192–99), von dem die neue Abtei den Namen Heisterbach übernommen hat (1193). Seit 1195 wirkte Abt Hermann wieder in Himmerod. Stiftungen des Kölner Burggrafen Eberhard von Aremberg und seiner Gemahlin Adelheid von Molsberg (1215) auf dem Westerwald veranlasste Himmerod zusammen mit seinem Tochterkloster Heisterbach zu einer letzten Gründungsaktion. Unter der bewährten Leitung Hermanns ließen sich zwölf Mönche bei Neunkhausen apud locum sancte Marie – seitdem Marienstatt genannt – nieder (1212/15). Erbrechtliche Auseinandersetzungen innerhalb der Stifterfamilie zwangen indes bald zur Aufgabe dieser Stätte. Dank einer Neustiftung durch die Grafen von Sayn unterhalb von deren Hachenburg im Nistertal (1222) konnten die Zisterzienser erneut im Westerwald Fuß fassen. In diesem Zusammenhang ist Hermann nun auch in Marienstatter Urkunden bezeugt.
Diese Vorgänge wurden später legendär umkleidet und sind schriftlich in den »Marienstatter Tafeln«, der Urkunde zur Kirchweihe vom 27. Dezember 1324, überliefert. Dieses ikonographisch wertvolle Dokument befindet sich heute im Rheinischen Landesmuseum zu Bonn. Ihre Randleiste ist mit erfundenen Bildnissen der Äbte versehen, beginnend mit Hermann. Der Text erzählt: Die Gottesmutter sei dem besorgten Abt im Traum erschienen und habe ihm einen Alternativbauplatz gezeigt, dort wo mitten im Winter ein „Dornstrauch“ blühe. Dessen Zweig ziert bis heute das Abteiwappen.
Zum letzten Mal wird Hermann 1225 urkundlich als Abt erwähnt. Bald danach scheint er als einfacher Mönch in Himmerod gelebt zu haben, wo er alsbald verstarb. Im Kalendarium des Ordens ist am 31. Mai das Gedenken (memoria) »des seligen Abtes Hermann, der die Fundamente von Marienstatt legte und der berühmt durch seine Sehergabe, auch durch viele andere Wunderzeichen hervorleuchtete«, verzeichnet.
Hermann hatte zwei Klostergründungen zu bewältigen, die durch geographische Ungunst, erbrechtliche Auseinandersetzungen und im Falle Heisterbachs auch Widerstand aus der Bevölkerung erschwert waren. Als dies geschah, hatte die Zisterzienserbewegung bereits ihren Höhepunkt überschritten und sah sich der Konkurrenz neuer religiöser Bewegungen gegenüber. Vielleicht liegt hier einer der Gründe für Hermanns Resignation.
Hermann Josef Roth, Jan. 2011
Literatur:
Wellstein, Gilbert: Hermann von Marienstatt. ²Hachenburg 1927 · Cistercienser Chronik 50 (1938) 237 · Struck, Wolf Heino: Marienstatt im Mittelalter. Wiesbaden 1965, Nr. 7, 8, 327.Vorlage:Page.name: HERMANN von Marienstatt († n. 1225) – Biographia Cisterciensis