Herold, Elisabeth

Elisabeth Herold

Elisabeth Herold

Äbtissin der Zisterzienserinnenabtei Oberschönenfeld 1633–1657; Chronistin

* 1599 Ellingen
† 27. Mai 1657 Gessertshausen-Oberschönenfeld

Maria Elisabeth Herold (Heroldin) wurde 1599 im mittelfränkischen Ellingen, Hauptresidenz der Deutschordensballei Franken, als Tochter des Balleirates Dr. Johann Jakob Herold, Jurist und Kanzler des Deutschen Ordens, und seiner Frau Anna Maria, geb. Vöst, geboren. Das stattliche Elternhaus, vom Vater wenige Jahre vor ihrer Geburt errichtet bzw. umgebaut, steht noch heute als Hotel Römischer Kaiser (Palais Landauer). Ein jüngerer Bruder Elisabeths, Johann Konrad Herold, wurde kurfürstlich bayerischer Rat, verlor aber durch ein Schiffsunglück auf der Donau Frau und Sohn und wurde Priester.[1]

Im Umfeld des Deutschen Ordens aufgewachsen, kam Maria Elisabeth Herold als elfjährige sogenannte Schultochter in die Zisterzienserinnenabtei Oberschönenfeld. Mit 15 Jahren empfing sie 1614 das Ordenskleid und legte 1615 darauf die Profess ab. Die Jahre bis 1632 verliefen für das Kloster und Sr. Elisabeth ruhig. Besondere Ereignisse, die sie mit scharfem Auge in ihrer Chronik festhielt, waren der Besuch des Ordensgenerals Nicolas Boucherat, der in der Pfingstwoche (26. Mai) 1616 in Begleitung des Abtes von Nizelles zur Visitation nach Oberschönenfeld kam, der Tod der Äbtissin Susanne Willemayr am 13. Januar 1624 und die Wahl der Äbtissin Apollonia Wörl.

Die Besetzung der Stadt Donauwörth durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg zwang den Konvent im April 1632 (Mittwoch in der Karwoche) zur kopflosen, wie Elisabeth in ihrer Chronik bemerkt, Flucht ins Exil nach Tirol, zunächst in die Abtei Stams, dann auf das Schloss Thurnfeld bei Hall. Dort wurde Elisabeth Herold am 17. August 1633 unter dem Vorsitz des dazu vom Visitatorabt Jakob Mosbach von Kaisheim, der selbst in Bruneck im Exil war, dazu bevollmächtigten Stamser Abtes Paulus Gay zur Äbtissin gewählt und sofort bestätigt (Äbtissin Apollonia war am 8. August 1633 gestorben), obwohl sie noch sehr jung war und bis dahin kein anderes Klosteramt versehen hatte.[2] Sechs Jahre, bis zum 29. August 1639, musste sie wegen der Kriegsumstände auf die Bestätigung durch den Pater immediat von Kaisheim (Georg Müller) warten und weitere sechs Jahre bis zu ihrer Benediktion durch Abt Müller in Oberschönenfeld am 21. Januar 1646.

Der Sieg der Kaiserlichen bei Nördlingen am 6. September 1634 und die Räumung Augsburgs von den Schweden im Februar 1635 ermöglichten den Zisterzienserinnen die Heimkehr in das von der Soldateska verwüstete Oberschönenfeld, zu deren Finanzierung, da die mitgenommenen Barmittel verbraucht waren, ein Darlehen aufgenommen werden musste. Dort begann unter schwierigsten Bedingungen der Wiederaufbau. Die Not war so groß, dass Äbtissin Elisabeth gezwungen war, einen Teil ihres Konvents in Österreich unterzubringen (u.a. im Stift Wilhering).

In den folgenden Jahren gelang es Äbtissin Elisabeth, die nach Augsburg verschleppten Chorbücher und Ende 1635 zwei der drei entwendeten Glocken von Augsburg wieder nach Oberschönenfeld zurückzubringen. Drei Wagenladungen gestohlenen Hausrats hatte die Laienschwester Barbara Manzler schon vor der Rückkehr Elisabeths aus den Nachbarorten wieder ins Haus geschafft; ebenso fand sie drei Glasgemälde aus der Klosterkirche, die gleichfalls an ihren alten Platz gebracht wurden. In den Klostergebäuden ließ die Äbtissin in den Zimmern über zwanzig Öfen neu setzen, alle Fenster verglasen und das zerstörte Kirchendach neu eindecken.

Schwieriger gestaltete sich die Wiederherstellung der lange brach gelegenen Landwirtschaft. 1636 wurde eine gut laufende Baruerei eingerichtet. Dazu kam eine Malzdörre, die zwar 1653 bis auf die Mauern niederbrannte, sofort aber größer wieder aufgebaut wurde. 1641 erwarb Elisabeth das Fischrecht in der Schmutter bei Wollishausen und konnte ein Jahr darauf auch den Scheppacherhof wieder bewirtschaften lassen, dessen zugehörige trockenliegende Weiher sie wieder füllen und mit Fischsetzlingen versehen ließ. Um Mittel für den Aufbau und die Ausstattung der Kirche zusammenzubringen, reiste Elisabeth 1637 persönlich, begleitet von der Frau Maria Köhler und einer Magd, auf einem Floß zum Reichstag nach Regensburg. Der kaiserliche Sekretär Wagner verschaffte ihr eine Audienz bei Kaiser Ferdinand III. Unerschrocken setzte sie diesem und andern hohen Fürsten, bei denen sie noch vorsprach, ihre Lage auseinander und brachte so nach und nach über 600 fl. zusammen. Abt Ignaz Krafft von Lilienfeld gab ihr eine größere Menge Getreide, Hafer und Roggen. Das Vermögen der (ohne Profess) ins Kloster aufgenommenen Schwester des Abtes Georg Grill von Wilhering, Eva Gretschmann, wurde zur Linderung der größten Not bei den Klosteruntertanen verwendet.

Da das Kloster weiterhin von verschiedenen Soldatentrupps bedrängt und beraubt wurde, reiste Elisabeth dreimal nach München zum Kurfürsten Maximilian, doch bewirkte sie dort nur den Aufschub der Zahlung einer Kontribution (Kriegsumlage) von 300 Gulden. 1641 war die Lage soweit gebessert, dass die Äbtissin die noch immer auswärts weilenden Nonnen ins Kloster zurückrufen konnte. Am 25. September 1641 verließen zuerst die ’Stamserinnen’ ihren Zufluchtsort, im Frühling 1642 kehrten die Frauen aus Österreich heim, so dass der ganze Konvent wieder in Oberschönenfeld versammelt war.

Die Heroldsche Chronik

Bereits wenige Jahre nach ihrem Amtsantritt, in den Jahren 1636 und 1637 begann Elisabeth trotz oder gerade wegen der unruhigen Kriegszeiten mit der Sichtung der Archivalien. Die lateinischen Schriftstücke übersetzte der Beichtvater Michael Rieger ins Deutsche. So entstand als erste Frucht das noch vorhandene Urkundenbuch in Kleinquart, das einschließlich Sachregister 289 Seiten und 168 Urkunden enthält. Als nächstes folgte die Abfassung einer 480 Seiten umfassenden großformatigen (in Folio) handschriftlichen Chronik der Abtei. Zur Illustration ließ sie die Bildnisse sämtlicher 28 Äbtissinnen und alle ihre damaligen Nonnen, dazu einige Gönner und Diener des Klosters malen.



17. August 1633 im Tiroler Schloss Thurnfeld bei Hall

gge, Jan. 2023

  1. Er wurde päpstlicher Notar, 1649 bis 1653 Chorherr an der Liebfrauenkirche in München, Geistlicher Rat und Prinzenerzieher in München, dann Propst auf dem Petersberg bei Flintsbach am Inn. Er starb am 26. Juli 1683 im Alter von 70 Jahren. Dem Kloster Oberschönenfeld schenkte er 1669 eine Monstranz.
  2. Prälat Jakob Mosbach hatte schon durch Schreiben vom 18. Januar 1633 von Ingolstadt aus Abt Paulus von Stams mit den nötigen Vollmachten für den Fall des Ablebens der Aebtissin Apollonia und der Neuwahl einer Nachfolgerin versehen und als seinen persönlichen Stellvertreter bei der Wahl seinen Oberbursner P. Sebastian Lang bestellt, der aber nicht kam. Später teilte er von Bruneck im Pustertal aus, wo er als Flüchtling weilte, der Priorin mit, sie möge, sobald der Tod der Äbtissin eingetreten sei, unverzüglich nach Stams berichten. Der dortige Prälat werde ihn bei der Wahl vertreten. (Gloning)

Daten:

Abbatissa: el. 17. Aug. 1633, ben. 21. Jan. 164.

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Literatur:

Gloning, Marian: Elisabeth Herold, Aebtissin von Oberschönenfeld. Ein Lebensbild aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 35 (1914) S. 463–481, 607–620 · Schiedermair, Wolfgang (Hg.): Kloster Oberschönenfeld. Donauwörth, 1995, S. 52f. · Seis, Hermann: Elisabeth Herold (1599–1657); des Klosters Oberschönenfeld Äbtissin und Chronistin aus Ellingen. Ellingen: Stadtarchiv, 2001

Normdaten:

GND: 123055393 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Herold, Elisabeth, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 24.01.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Herold,_Elisabeth

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