Herrmann (Wilhering)

Herrmann

Herrmann

Abt des Zisterzienserstiftes Wilhering 1333–1350

† 11. Sep. 1350

Herrmann erscheint vom 24. April 1334 bis zum 29. September 1349 urkundlich als Abt des Zisterzienserstiftes Wilhering in Oberösterreich.

Aus seiner Amtszeit ist vor allem zu nennen die von ihm als Vaterabt durchgeführte Besiedlung des ca. 1335 von Eberhard von Wallsee, Hauptmann im Lande ob der Enns, gestifteten dritten und letzten Wilheringer Tochterklosters Säusenstein (Vallis Dei) 1336/1337. Der erste mit einer Kolonie von Wilhering dahin gesendete Abt hieß Ulrich. In diesem Zusammenhang ist auch Hermanns eifrige Visitationstätigkeit in den Tochterklöstern durch eine Reihe von Charten belegt.

Ferner ist zu erwähnen die von Abt Hermann 1347 begonnene und unter seinem Nachfolger Bernhard Hirnbrech vollendete Einwölbung der Stiftskirche, die bis dahin nur eine flache Holzdecke gehabt hatte. Er veranlasste ferner die Niederschrift des ältesten Wilheringer Kopialbuches (ab 1344) durch den Prior Heinrich. Auch die Urbare B und C sind „unter dem Abte Hermann entstanden, der sein Stift aus den zerrütteten Verhältnissen der vorausgegangenen Jahrzehnte zu Wohlstand und Ansehen brachte“, wie Konrad Schiffmann, der diese Urbare ediert hat, lobend erwähnt.

Wenn auch Herzog Otto von Österreich († 13. Februar 1339) und Bischof Konrad von Freising († 9. April 1340) dem Kloster größere Geldsummen vermacht hatten, hatte Wilhering mit großer Geldnot zu kämpfen, über deren Ursache eine kurze, von 1340 bis 1358 reichende Chronik Aufschluss gibt: 1340 zur Erntezeit flogen die Heuschrecken, 1344 wurden 16 Kelche gestohlen, 1347 die Bauarbeiten an der Stiftskirche. Dazu kamen die zwei Erdbeben des Jahres 1348 und die Pest im Jahre 1349. In einer noch vorhandenen Briefformel an den Vaterabt Albert yon Ebrach (reg. 1328 1344)meldet der bedrängte Abt „quod proh dolor infinitis et multiplicibus angariamur miseriis et erumpnis, tum ex terrae australis disturbio et guerrarum discrimine, tum ex creditorum nostrorum requisicione tum ex anni pestilencia“.

Herrmann starb am 11. September (Nekrolog von Engelszell) des Jahres 1350 (Chronik in Cod. ms Nr. 158) und wurde im Chor der Stifskirche begraben (inter choros). Seine Grabplatte aus Rotmarmor wurde wahrscheinlich im Zuge des Kirchenneubaus nach dem Stiftsbrand von 1733 entfernt, der Länge nach in zwei Hälften geteilt und auf Altarbreite gekürzt, um (bis heute) in der zum Stift gehörigen Pfarrkirche Eidenberg (Bezirk Urfahr-Umgebung) als Mensa für zwei neugeschaffene Seitenaltäre zu dienen.

gge, April 2023


Literatur:

Schraml, Rainer (†): iacet inter choros … – Zur Memoria zweier bedeutender Äbte des Zisterzienserstifts Wilhering, in: Jahrbuch der Gesellschaft für Landeskunde und Denkmalpflege Oberösterreich 163 (2018), S. 67–80 · Grillnberger, Otto: Wilhering, in: Beiträge zur Geschichte der Cistercienser-Stifte. (=Xenia Bernardina III). Wien : A. Hölder, 1891, S. 190ff. · Wilhering, In: Brunner, Sebastian: Ein Cisterzienserbuch, Würzburg 1881, S. 505–506.

Zitierempfehlung: Herrmann (Wilhering), in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 25.04.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Herrmann_(Wilhering)

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