Wilhelm Hofkirchner
35. Abt des Stiftes Säusenstein 1649–1666
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† 16. Jan. 1684 Gottsdorf
Wilhelm Hofkirchner wurde am 8. Oktober 1608 in Peilstein in Oberösterreich geboren. Am Himmelfahrtstag 1627 in das Zisterzienserstift Wilhering eingetreten, legte er im nächsten Jahr die Profess ab und wurde zum Theologiestudium nach Salzburg geschickt. Am 21. März 1635 feierte er seine Primiz, am 1. Jänner 1637 bestimmte ihn Abt Georg Grill zum Stiftsökonomen, welche Stelle er bis zum 30. Juni 1649 bekleidete. An diesem Tag wurde er von seinem Abt Caspar Orlacher dem Tochterstift Säusenstein an der Donau als Abt aufgedrungen. Vom Wahlkapitel pflichtschuldig gewählt, wurde er am 10. August 1649 installiert und am 14. September in Heiligenkreuz infuliert (wohl durch den Generalvikar Michael Schnabel).
Mit der Aufnötigung seines Professen Wilhelm hatte Abt Caspar dem Tochterkloster einen schlechten Dienst erwiesen. Hofkircher erwies sich als großer Schuldenmacher, der um jeden Preis Geld aufzutreiben suchte, dabei Wucherern in die Hände fiel und dem Kloster während seiner 17jährigen Regierung eine Schuldenlast von 70.000 Gulden aufhalste. Natürlich litt bei einem solchen Verhalten auch die Disziplin der Religiosen und Bedienten.
Hofkirchers Mitäbte nahmen bald Anstoß an seinem Verhalten. 1652 lautete das Urteil des Generalvikars Michael Schnabel noch günstig. 1659 machte Generalvikar Matthäus Kolweiß von Lilienfeld bereits seine Bemerkungen über die missliche Lage des Stifts und ermahnte Hofkircher zur Sparsamkeit. 1660 schrieb P. Wenzel Radonsky, Sekretär des Abtes von Heiligenkreuz:
Omnibus pensatis melius consilium excoqui non potuit, quam illud quod jam dudum attentari plurimum intererat, ut scilicet disponatur suavibus cedere loco et dignitate; nam grande opprobrium est religioni et ordini quod sustineatur in sublimi, quem forte pridem condemnasset ad tenebras.
Als schließlich 1666 der vollständige Bankrott der Abtei drohte, griff der Orden ein. Generalvikar Kolweiß, Vaterabt Kaspar von Wilhering und Abt Bernhard Breil von Baumgartenberg begaben sich nach Säusenstein. Abt Hofkirchner wurde am 10. Juni des Jahres der Temporal- und Spiritualverwaltung von Säusenstein enthoben und ihm die Pfarre Gottsdorf unter der Verpflichtung übertragen, dass er jährlich 30 Gulden Absentgeld zu zahlen habe. Einige Jahre kam er dieser Verpflichtung auch nach; von 1678 an sah man aber in Säusenstein von der weiteren Entrichtung dieses Betrages ab.
Nach der Absetzung Hofkirchers trat im Oktober 1666 in Wien eine Kommission zusammen, um zu beraten, wie dem am Rande des Abgrunds schwebenden Stift Säusenstein aufzuhelfen sei. Sie bestand u.a. aus dem Grafen von Windhag, Herrn von Grundemann und Abt Klemens Scheffer von Heiligenkreuz. Am 24. Oktober 1666 resignierte Abt Wilhelm noch einmal in die Hände der kaiserlichen Klosterräte. Klemens Scheffer übernahm mit Einverständnis des Kaisers und des Ordens die Administration Säusensteins unter der Bedingung das erste Mal ohne Wahl einen Abt einsetzen, bei der ersten Wahl den Vorsitz führen und 30 Jahre statt Wilhering das Jus paternitatis (Paternitätsrecht) ausüben zu dürfen. Er streckte auch Geld vor und bestellte 1671 seinen Religiosen Kaspar Asam zum Vizeadministrator, der seine Sache so gut machte, dass er nach sechsjähriger Vakanz am 12. Jänner 1673 zum Abt eingesetzt wurde.
Der abgesetzte Abt Wilhelm Hofkirchner starb in Gottsdorf am 16. Jänner 1684 und wurde zu Säusenstein begraben.
gge, März 2020
Daten:
Prof.: 1628; Prim.: 21. März 1635; Abbas: el. 30. Juni 1649, inst.: 10. Aug. 1649, ben. 14. Sep. 1649, res. 24. Okt 1666.Literatur:
Erdinger, Anton: Geschichte des aufgehobenen Cisterzienser-Stiftes Säusenstein in Niederösterreich, in: Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich, Band 10, Wien 1876, S. 279–278 · Schücker, Walter: Abt Klemens Scheffer von Heiligenkreuz als Vater Abt und Generalvikar der österreichischen Zisterzienserklöster. Theol. Diss. Wien 1941, S. 76ff.Vorlage:Page.name: HOFKIRCHNER, Wilhelm OCist (1608–1684) – Biographia Cisterciensis