Jäger, Melchior

Melchior Jäger
Porträt von Paul Honegger, Stift Stams

Melchior Jäger

Abt des Zisterzienserstiftes Stams 1601–1615

* um 1565 Schöffau, Bayern
† 15. Juni 1615 Hall in Tirol

Melchior Jäger aus Schöffau bei Weilheim in Bayern legte 1583 unter Abt Johannes Kölbel die Profess im Zisterzienserstift Stams ab, wurde 1589 auf der Fürstenburg, dem Sitz der Fürstbischöfe von Chur bei Burgeis, zum Diakon und im Juni 1591 in Chur zum Priester geweiht. Am 16. April 1601 wurde er als Nachfolger des am 2. März verstorbenen Nikolaus Bachmann zum Abt gewählt.

Als solcher zahlte er die Schulden seiner Vorgänger ab und sorgte in besonderer Weise für die Restaurierung der Kirchen- und Klostergebäude (1603/04 die neue Abtei im Westtrakt; 1607/1609 Einwölbung der Kirche) und deren Ausstattung; so entstand etwa der von seinem Landsmann Bartlmä Steinle aus Weilheim geschaffene Hochaltar in seiner Amtszeit. Besonders förderte er auch die Ordensdisziplin in seinem Kloster, indem er durch sein Wort und Beispiel die disciplinam strictior wieder einführte, wie es in der Bildunterschrift seines Porträts heißt.

Abt Melchior konnte nicht nur die finanzielle Unterstützung Erzherzog Maximilians III. (des Deutschmeisters) erlangen. Ganz allgemein nahm die Wohltäterschaft gegenüber dem Stift während seiner Amtszeit zu. So schenkten die Erzherzoginnen Christina und Eleonora aus dem Damenstift in Hall dem Kloster ein Messkleid mit Silberstoff, zwei mit Perlen und Edelsteinen besetzte Infeln sowie vier gefasste Reliquiare. Der bayerische Herzog Wilhelm schenkte – auf seiner Fahrt zum Kurbad Sauerbrunn bei Prutz in Stams weilend – 1606 zwei mit Silber besetzte Heiltumsbehälter.

Von Abt Melchiors Tod berichtet Kassian Primisser in seinen Annalen, der Abt sei erkrankt und habe von den Ärzten den Rat erhalten, sich zur Kur in die Thermen von Heiligkreuz (heute ein Ortsteil von Hall in Tirol) zu begeben. Dort erlag er, fünfzigjährig, seiner Krankheit, am 15. Juni 1615. Begraben wurde er in Stams. Sein Nachfolger Thomas Lugga (reg. 1615–1631) ließ ihm 1616 im Presbyterium der Abteikirche eine Wappengrabplatte aufstellen.

gge, März 2023


Daten:

Prof.: 1583; Sac.: Juni 1591; Abbas: el. 16. April 1601.

Literatur:

Album Stamsense seu catalogus Religiosorum sacri et exempti Ordinis Cisterciensis archiducalis Monasterii B. V. Mariae et S. Joann. Babt. in Stams 1272. 1898. S. 29–30 (Nr. 366) · Stift Stams (Hrsg.): 700 Jahre Stift Stams. 1273–1973, o.O. 1973, S. 50 · Die Inschriften der Politischen Bezirke Imst, Landeck und Reutte, ges. u. bearb. v. Werner Köfler und Romedio Schmitz-Esser (Die Deutschen Inschriften 82. Band, Wiener Reihe 7. Band, Teil 1) Wien 2013, Kat. Nr. 80 [1].

Zitierempfehlung: Jäger, Melchior, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 28.03.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/J%C3%A4ger,_Melchior

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