Johann Normann

Johann

Johann Normann

letzter Abt der Zisterzienserabtei Pilis im Mittelalter

† vor 28. Sep. 1541 Heiligenkreuz

Abt Johann(es), ungarisch János, wurde laut der Inschrift auf seinem Grabmal in der Normandie geboren und erscheint daher in der Literatur mit dem Beinamen Normann. 1502 in Begleitung von Königin Anna von Foix nach Ungarn gekommen, übernahm er um 1515 die Leitung der Zisterzienserabtei Pilis.

Bereits zu Beginn seines Amtes als Abt musste er um die besetzten Ländereien der Abtei prozessieren. Am 25. April 1521 wurde Abt Johann von Abt Johannes Lindenlaub von Rein zur Visitation der ungarischen Zisterzienserklöster und der Einhebung der Ordenssteuer subdelegiert. Die Ordenssteuer sollte er an den Abt von Rein senden, der sie an den Generalabt von Citeaux weiterleitete.[1]

Nach der Schlacht bei Mohács 1526 fiel die türkische Armee in den zentralen Teil des Landes ein. Am 7. September 1526 erreichten türkische Truppen die Hauptstadt Buda und die nahe gelegene Abtei Pilis. Die Mönche blieben fast bis zum letzten Augenblick in ihrem Kloster. Die Abtei wurde von den Türken ausgeraubt und in Brand gesteckt, einer der Mönche verbrannte dabei im Gebäude. Abt Johann und seine Mönche – nur einer von ihnen ist namentlich als György (Georg) bekannt – flohen nach Pozsony (dt. Preβburg, heute Bratislava). Sie konnten kaum etwas mitnehmen. Der Abt rettete einige Dokumente und Gold- und Silbergegenstände.[2] Der Mönch György nahm zwei Kelche, ein geschmücktes Messgewand und sein eigenes Brevier mit. Von Pozsony gingen sie nach Heiligenkreuz bei Wien, wo sie von Abt Wilhelm aufgenommen wurden.

Abt Johann versuchte weiterhin, zumindest einen Teil des Klosterbesitzes zu retten. Nach 1530 versuchte er mit Hilfe des Königs, die von den Adligen gewaltsam besetzten Güter Csákány und Szántó zurückzugewinnen. Obwohl dieses nicht erfolgreich war, ernannte ihn Ferdinand I. zum königlichen Almosenier.[3] Gülten und Zolleinnahmen im Komitat Pozsony wurden vorübergehend aufrechterhalten; sie wurden auch am 16. April 1533 von König Ferdinand I. bestätigt. Der Abt hatte die ganze Zeit gehofft, nach Pilis zurückkehren zu können, aber die Türken besetzten Buda im August 1541 und das Gebiet blieb 150 Jahre lang in ihrem Besitz.

Johann Normann könnte ungefähr zur gleichen Zeit gestorben sein. Am 28. September 1541 muss er tot gewesen sein. Er wurde in der Stiftskirche Heiligenkreuz beigesetzt. Sein Grabmal befand sich 1764 noch in Heiligenkreuz, ging aber beim späteren Umbau der Kirche verloren. Laut Heimb lautete die Inschrift: Quisquis in hunc cupidos tumulum convertis ocellos, fortassis rogitas, saxa quid ista velint? Hac tegitur terra Nortmannis natus in oris Abbas, qui qoudam Pelisiensis erat. Fecit egestatis quem Ferdinandus alumnum, virtutis noscens stemmata clara suae. Invide sed durae ruperunt fila sorores. Non moritur: cineres terra habet, astra animam. (Heimb: Notitia, S. 155.).

Nivárd Halász, März 2022

  1. Rein, Stiftsarchiv Urkunden (1129–1600) A XIII/2, in: Monasterium.net
  2. Ein Teil davon kam später nach Olmütz und wurde im April 1530 von Ferdinand I. angefordert; ein anderer Teil, der in Preßburg war, kam in die Hände des Sekretärs der Königin Maria, Georg Reichersdorfer (vgl. Ludiková, Zuzana: Das Schicksal der Reliquie Johannes des Almosengebers nach der Schlacht bei Mohács (1526), in: Generationen, Interpretationen, Konfrontationen, (2007), Seite 22.
  3. Bunyitay V. - Rapaics R. - Karácsonyi J. (Hrsg.): Egyháztörténeti emlékek a magyarországi hitújítás korából - II. kötet, 1530–1534 (Budapest, 1904), S.138.

Literatur:

Heimb, Theophil (Hrsg.): Notitia historica de ortu et progressu Abbatiae Sacri ordini Cisterciensis B. M. V. ad S. Gothardum dictae. Wien 1764, S. 35 · Békefi, Remig: A pilisi apátság története I. Pécs, 1891. S. 274–279 · Hervay Ferenc Levente: Repertorium Historicum Ordinis Cisterciensis in Hungaria. Roma, 1984.

Zitierempfehlung: Johann Normann, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 26.02.2024, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Johann_Normann

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