Johann von Gelnhausen

Johann von Gelnhausen

Johann von Gelnhausen

Prior von Stams 1421–1428, Abt von Maulbronn 1433/34–1439; Konzilstheologe

† 9. Juli 1443 Maulbronn

Johannes III. Geus[1], aus Gelnhausen im heutigen Main-Kinzig-Kreis, war nach Bruschius (Kaspar Brusch) zuerst Karthäuser. Zum Zisterzienserorden übergetreten ist er seit dem 28. Dezember 1416 (als Begleiter des Abtes Johannes Blätterle zum Konstanzer Konzil) in Stams nachweisbar, wo er von 1421 bis 1428 als Prior amtierte.

Zum Generalkapitel der Zisterzienser geschickt, kehrte er nicht mehr nach Tirol zurück, sondern blieb nach Primisser in Basel, Straßburg oder Maulbronn – vielleicht wegen Krankheit, vielleicht auch, weil ihm die strengere Disziplin in Maulbronn mehr zusagte. Nach Neumüllers-Klauser war er auch Mönch in Kloster Ebrach. 1431 vertrat er das Kloster Maulbronn, zu dessen Abt er 1433/34 gewählt wurde, auf dem Basler Konzil. Im Auftrag des Konzils führte er eine Reihe von diplomatischen Aufträgen aus, wie z. B. Verhandlungen mit den Hussiten in Eger, die dann zum Abschluss der Böhmischen Kompaktaten führten.

Johannes gehörte zu den hervorragendsten Theologen auf dem Konzil von Basel. Ihm war Johannes Wencks Schrift gegen Nikolaus Cusanus, „De ignota litteratura“ („Über die unbekannte Gelehrsamkeit“), gewidmet. 1442 führte er mit Wenck eine Korrespondenz über das „abgescheiden leben“. Er stand zwar seit 1438 auf der Seite Papst Eugens IV., hatte aber noch Kontakte zu den Konziliaristen. Am 15. September 1439 rechtfertigt er sich in einem Brief an einen Freund gegen Vorwürfe, die ihm die Konziliaristen wegen engerer Beziehungen zu Nikolaus von Kues machten. In seiner „Apologia doctae ignorantiae“ von 1449 charakterisiert ihn Cusanus als einen „Mann von scharfem Geist und heiligmäßiger Rede“ (Baum).

1435 wurde er mit einigen anderen zum Friedensrichter zwischen dem Klerus und dem Senat in Mainz berufen. Kaiser Sigismund nahm ihn in Anerkennung seiner Verdienste 1431 in die Reichsmatrikel auf; Papst Eugen IV. erteilte ihm am 29. Mai 1438 die bischöflichen Insignien (Pontifikalien) nebst der Vollmacht, die vier niederen Weihen zu spenden (Spielmann). Als Abt resignierte er Ende 1439 oder Anfang 1440 und starb 1443, am Tag nach Kiliani (9. Juli). Sein Grabstein ist fragmentarisch erhalten. Sein jüngerer Bruder Hans Frankenfurter war seit 1436 Salzmair, d.h. Direktor, des für Tirol höchst wichtigen Salzbergwerkes in Hall und später Eremit.

gge, April 2020

  1. Diesen Nachnamen gibt ihm das Album Stamsense

Daten:

Abbas: el. 1433/34.

Literatur:

Baum, Wilhelm: Nikolaus Cusanus in Tirol: das Wirken des Philosophen und Reformators als Fürstbischof von Brixen. Athesia, 1983 · Walter, Leodegar: Johann von Geilnhausen, Mönch und Abt von Maulbronn auf dem Konzil zu Basel 1431–34, in: Festgabe zum diamantenen Priesterjubiläum 1866–8. April 1926 des hochwürdigen Herrn P. Gregor Müller O. Cist., des hochverdienten Begründers und Schriftleiters der Cistercienser Chronik. Bregenz 1926, S. 121–126 · Neumüllers-Klauser, Renate: Die Inschriften des Enzkreises bis 1650. Druckenmüller, 1983 · Spielmann, Fortunat: Stams, in: Beiträge zur Geschichte der Cistercienser-Stifte (= Xenia Bernardina, Pars tertia). Wien: A. Hölder, 1891, S. [373]–392 (hier: S. 380–381, „Geylenhausen“) · [Lindner, Konrad]: Album Stamsense seu catalogus Religiosorum sacri et exempti Ordinis Cisterciensis archiducalis Monasterii B. V. Mariae et S. Joann. Babt. in Stams 1272–1898, S. 16.

Web:

DI 22, Inschriften Enzkreis, Nr. 74 (Renate Neumüllers-Klauser), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-d022h008k0007401.

Normdaten:

GND: 136316530 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Johann von Gelnhausen, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 27.04.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Johann_von_Gelnhausen

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