Just, Konrad

Konrad Just

Konrad Just OCist

Zisterzienser des Stiftes Wilhering; Gegner des Nationalsozialismus

* 19. März 1902 Hruschau, Schlesien
† 22. Okt. 1964 Gramastetten, Oberösterreich

Konrad Just, Taufname Josef, wurde am 19. März 1902 in Hruschau in Österreichisch-Schlesien als Kind einer Eisen­bahnerfamilie geboren. Die Schule be­suchte er in Alt-Oderberg und dann in Teschen. Nach dem Ersten Weltkrieg ’vertrieben’ kam die Familie 1919 nach Walding in Oberösterreich. Nach der Matura in Linz trat Josef Just am 19. August 1921 in das Zisterzienserstift Wilhering ein. Nach dem Das Theologiestudium an den Hauslehranstalten in Mehrerau und St. Florian legte er am 20. Au­gust 1925 die feierliche Profess ab und wurde am 29. Juni 1926 zum Priester geweiht. Die Primiz feierte er in Walding und trat am 16. Oktober 1926 seinen Dienst als Kooperator in der Pfarre Gramastetten an. Dort gründete er eine marianische Kongregation für junge Frauen und holte Kreuz­schwestern zur Führung eines Kinder­gartens und einer Arbeitsschule in die Pfarre. Im 1929 eingeweihten Heim der Kreuz­schwestern (Markt Nr. 9) hielt er bis zu seinem Tod Versammlungen ab und veranstaltete Ki­novorführungen.

Schon früh setzte er sich in seinen Predigten gefährlich offen mit dem Nationalsozialismus und dessen kir­chenfeindlicher Ideologie auseinander und wurde daher noch am Tag des Einmarsches Hitlers in Österreich, am 12. März 1938 wegen wie­derholter regimekritischer Äußerungen verhaftet. Am nächsten Tag wieder freigelassen, durfte Just nicht nach Gramastetten zurückkehren, son­dern musste sich in seinem Heimat­kloster zur Verfügung der Polizei halten. Am 16. März wurde er des Kooperator­postens in Gramastetten offiziell entho­ben. Am 10. Juni wurde er erneut verhaftet und in das Polizeigefängnis Linz gebracht; die Überstellung nach Dachau er­folgte am 25. Juli 1938. Dort wurde er in Dunkelhaft und unter Nahrungsentzug gehalten und geschlagen. Vom 27. September 1939 bis zum 6. Dezember 1940 befand er sich in Buchenwald, wo er an der Hungerruhr erkrankte und 1940 Zeuge der Ermordung der Priester Otto Neururer und Matthias Spanlang wurde. Fast viereinhalb Jahre, vom 7. Dezember 1940 bis 26. April 1945, war er wieder im KZ Dachau. Bei einem der sogenannten Todesmärsche anlässlich der Lagerräumung, gelang es Just am 30. April 1945 zu entfliehen und bei den Ursberger Franziskanerinnen der St. Josefskongregation in Percha am Starnberger See unterzutauchen. Hier verfasste er seine ersten Erinnerungen an die Haft.

Nach Österreich zurückgekehrt, übernahm er am 1. September 1945 wieder die Pfarre Gramastetten, wo er bis zu seinem plötzlichen Tod als Pfarrprovisor bzw. Pfarrvikar amtierte. Wegen seiner volkstümlichen und rustikalen Art war er seit den 1950er Jahren in der Umgebung von Linz unter dem Spitznamen „Don Camillo des Mühlviertels“ bekannt. Er starb am 22. Oktober 1964 bei der Feier der hl. Messe, auf den Stufen des Hochaltares der Pfarrkirche Gramastetten an den Folgen eines Schlaganfalls, nachdem ihm noch der damalige Kooperator in Gramastetten und spätere Abt Gott­fried Hemmelmayr die Letzte Ölung gespendet hatte.

Das Stift Wilhering ließ Justs Haftaufzeichnungen unter dem Titel Meine Erlebnisse in den KZ-Lagern Dachau und Buchenwald postum publizieren.

gge, März 2020


Daten:

Prof.: sol. 20. Au­g. 1925; Sac.: 29. Juni 1926.

Werke:

Über 100 Briefe und Postkarten aus den Lagern Dachau und Buchenwald sowie wei­tere Briefe und Briefkonzepte · „Tagebuch“, handgeschrieben und gebunden (1945 und 1946), 201 Seiten · Handschriftlicher Bericht über die Inhaftie­rung 1938–1945, in: Pfarrchronik Gramastetten, I. Teil, 1878–1948, 210 ff.; abgedruckt in: Fr. Rein­hold Dessl OCist und Bernhard Prokisch: Ein Oberösterreicher in Dachau und Buchenwald, Bericht des Pfarrvikars von Gramastetten; P. Kon­rad Just OCist, über seine Inhaftierung 1938–1945, in: Oberösterreichische Heimatblätter (40. Jg.), 1986, Heft 4, S. 3–14; mit einleitenden biographi­schen Notizen · Einige Zeitungsartikel · Meine Erlebnisse in den KZ-Lagern Dachau und Buchenwald. Hrsg. Zisterzienserstift, Wilhering 2006.

Literatur:

Dessl, Reinhold: Pfarrvikar P. Konrad Just (1902–1964): KZ-Priester und „Don Camillo des Mühlviertels“, in: Oberösterreichische Heimatblätter. Jahrgang 61, Heft 3/4, Linz 2007, S. 221–229 [1] · Österreichischer Bundesverlag: Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich, 1934–1945, 1982, S. 19, ISBN 3-215-04530-3 · Stefan Karner, Karl Duffek: Widerstand in Österreich, 1938–1945, 2007, ISBN 3901142533 · Justus Just: Aus der Reihe gedrängt. Norderstedt: BoD, 2006, ISBN 978-3-8334-3758-8.

Normdaten:


Zitierempfehlung: Just, Konrad, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 21.03.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Just,_Konrad

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