Michael Kößler
Abt des Klosters Gotteszell 1611–1638
† 13. April 1638
Michael Kößler (Kössler, Kösler), latinisiert Akenarius, war Professe des Klosters Aldersbach und dort Kellermeister als er am 16. Mai 1611, im Alter von 38 Jahren, zum Abt des Tochterklosters Gotteszell gewählt wurde. Den Amtsantritt zeigte er nach Aldersbach am 24. Mai an mit dem Zusatz, dass er die Abtei in sehr schlechtem Zustand vorgefunden habe. Infuliert wurde er erst am 10. Februar 1613 durch Abt Michael Kirchberger in Aldersbach. Assistenten waren der Prämonstratenserabt Johann Wöckhl von Osterhofen und die Zisterzienseräbte Philipp Perzel von Raitenhaslach und Jakob Brucker von Fürstenzell. Unmittelbar nach der Benediktionsfeier, am 26. Februar 1613, fand eine Klostervisitation statt.
Abt Michael war ein eifriger und tatkräftiger Ordensmann, hatte die Abtei aber in einer schweren und leidvollen Zeit zu führen. Wie Eberl bemerkt, wurde er seiner Würde niemals froh. Schon 1623 trug er sich mit Resignationsabsichten und nahm den Tod seiner Mutter 1625 erneut zum Anlass, den Ordensvisitator in Aldersbach um Enthebung von der Bürde zu bitten, musste aber auf seinem Posten ausharren.
Wie schon sein Vorgänger Achatius Einspeckh hatte er verschiedene Streitigkeiten auszufechten, u.a. mit den Untertanen in Ruhmannsfelden. 1613 herrschte in der Gegend um Gotteszell die Pest, 1620 gab es eine schwere Viehseuche im bayerischen Wald und 1623 schrieb Abt Michael nach Aldersbach, dass er wegen eines schweren Sturzes ein längeres, schmerzhaftes Krankenlager zu bestehen habe. Die wirtschaftlichen Verhältnisse des Kloster waren zwar beengt, aber im allgemeinen geordnet. Im Oktober 1615 schrieb Abt Michael nach Aldersbach, dass er die Absicht habe, die Kirche renovieren zu lassen und teilte am 15. Januar mit, dass er eine neue Orgel aufstellen lasse. Am 21. Mai 1627 konnte er das früher veräußerte, vom Stifter überkommene Haus in Deggendorf zurückerwerben. Andererseits war er 1615 aus finanziellen Gründen nicht in der Lage, wie vom Landesfürsten gefordert, einen Religiosen zum Studium nach Ingolstadt zu schicken, versprach aber, auf andere Weise für die bessere wissenschaftliche Bildung seiner Ordensgeistlichen zu sorgen.
Die schwerste Katastrophe für das Kloster trat am 24. März 1629 ein, als in der Küche ein Feuer ausbrach, das – angefacht vom Sturm – mit rasender Schnelligkeit große Teile von Kloster und Kirche in Schutt und Asche legte. Der Konventbau, die ältere Kirche (damals St.-Annakirche genannt) und die anschließenden Wirtschaftsgebäude (Schmiede, Pferdestall und Schreinerei) brannten vollständig ab; die gut gewölbte Klosterkirche verlor den Dachstuhl und brannte im Inneren aus, blieb aber stehen. Erhalten blieb „wunderbarerweise“ auch das Holzbild der Anna selbdritt, das unversehrt unter dem Schutt der eingestürzten Annakirche gefunden wurde. Abt Michael fand mit dem Konvent notdürftig im einem alten Waschhäuschen Unterkunft und machte sich an den Wiederaufbau. Mit Bittschriften wandte er sich nach allen Seiten um eine Brandsteuer, vor allem nach Aldersbach und an die Landesregierung, von der er auch ein unverzinsliches Darlehen in Höhe von 3.000 fl. erhielt. Per Runderlass forderte die Regierung die altbayerischen Zisterzen Aldersbach, Fürstenfeld, Fürstenzell, Raitenhaslach, Seligenthal und Niederschönenfeld zur Unterstützung Gotteszells auf, jedoch flossen die Beihilfen wegen der Kriegszeiten nur spärlich, weshalb der Wiederaufbau nur langsam voran ging, zeitweise sogar ganz eingestellt werden musste.
Vom Dreißigjährigen Krieg getroffen wurde auch Gotteszell. Teile des schwedischen Heeres unter Bernhard von Sachsen-Weimar drangen im November 1633 auf dem linken Donauufer bis Deggendorf vor. Abt Michel ließ die Wege sperren und Wachtposten aufstellen, konnte das Vordringen des Feindes bis zum Kloster aber nicht verhindern. Er selber nahm mit einem Teil des Konvents in Regen Zuflucht, während der in Gotteszell unter der Leitung des Priors verbleibende Teil von den Schweden teils schwer misshandelt wurde. Kloster und Sakristei wurden aufgebrochen und geplündert. Abt Michael geriet wohl Anfang 1634 in die Hände der Schweden (in der Chronik heißt es, als er unvorsichtig spazierengegangen sei) und wurde grausam gemartert und verstümmelt.
Er starb am 13. April 1638 im Alter von 65 Jahren. Nachfolger wurde der Gotteszeller Konventuale Christof Lehen.
gge, Dez. 2019
Daten:
Abbas: el. 16. Mai 1611, ben. 10. Feb. 1613.Literatur:
Lindner, Pirmin: Monasticon metropolis Salzburgensis antiquae : Verzeichnisse aller Aebte und Pröpste der Klöster der alten Kirchenprovinz Salzburg. Salzburg : Pustet, 1908 · Eberl, Anton: Geschichte des ehemaligen Zisterzienserklosters Gotteszell im Bayerischen Wald. Deggendorf : Nothhaft, 1935; erweiterte Neuauflage 2019, bes. S. 55–63.Vorlage:Page.name: KÖẞLER, Michael OCist († 1638) – Biographia Cisterciensis