Johannes Franziskus Keller
2. Abt des Stiftes Schlierbach 1627–1644
† 31. Okt. 1644 Heiligenkreuz, Niederösterreich
Der gebürtige Grazer Johannes Franziskus Keller war Kämmerer des Stiftes Rein als er 1627 nach zweijährigem Interregnum zum Abt des Tochterklosters Schlierbach gewählt wurde. Generalvikar Matthias Gülger hatte vorher sieben andere Kandidaten vorgeschlagen, die vom Schlierbacher Konvent abgelehnt worden waren, mit der Begründung, dass das arme Kloster vor allem einen guten Wirtschaftsverwalter brauche. Abt Gülger gab dem Wunsch schließlich nach und ernannte am 1. Oktober 1627 Johann Franz Keller zum Abt.
Die Entscheidung erwies sich als richtig, denn Abt Joannes Franciscus konnte Schlierbach trotz der drückenden Schuldenlast wirtschaftlich stärken, etwa indem er durch Zukäufe die Zahl der steuerpflichtigen Untertanen vermehrte. Zu seinen noch heute sichtbaren wirtschaftlichen Leistungen zählt der Bau des Meierhofes, auf dem noch heute eine Marmortafel an ihn erinnert (D.D: Joann. Franc. Keller Abb. Schlierb. Hanc villam fieri curavit 1637). Die von seinem Vorgänger Wolfgang Sommer begonnenen Bauten am Klosterkomplex führte er weiter, sie sind jedoch wegen des von seinen Nachfolgern veranlassten barocken Neubaus nicht mehr vorhanden. Als erster Schlierbacher Abt nahm Keller seit 1632 als Mitglied des Prälatenstandes an den Tagungen des Landtages teil. Auf ihn geht auch das heute noch verwendete Schlierbacher Stiftswappen zurück, ein rotes Kreuz, um das der silberne Buchstabe S geschlungen ist.
Er starb am 31. Oktober 1644 auf einer Reise im Stift Heiligenkreuz, wo er auch begraben wurde und wo noch heute ein Marmorepitaph an ihn erinnert[1]. Auch in Schlierbach wurde ihm ein Kenotaph errichtet (das er sich schon zu Lebzeiten hatte anfertigen lassen). Es wurde beim Neubau des Kloster in der Südostecke des Kreuzganges wieder aufgestellt. Der Konvent bestand bei seinem Tod aus neun Professen, von denen er sechs Novizen[2] selbst aufgenommen und den meisten auch ein Studium ermöglicht hatte (bei den Jesuiten in Linz). Zu seinem Nachfolger wurde im folgenden Jahr der Stiftspriester Balthasar Rauch gewählt.
gge, Juni 2017
- ↑ Mortis iter ad s. crucem in se suscipiens admodum reverendus dns Joannes Franciscus, Abbas Schlierbacensis, monasterii sui XVII. annis propagator egregius, sub hoc tumulo quiescit a laboribus suis. Obiit anno MDCXLIIII, XXXI. Octobris – Die Todesreise auf sich nehmend, ruht in diesem Grabe von seinen Mühen aus der hochwürdigste Herr Johannes Franciscus, Abt von Schlierbach, ein ausgezeichneter Beförderer seines Klosters. Er starb im Jahre 1644 am 31. Oktober).
- ↑ Vier davon Ausländer.
Daten:
Abbas: nom. 1. Okt. 1627; Dev.: In silentio et spe fortitudo mea – Aus der Stille und der Hoffnung erwächst meine Kraft.Literatur:
Etzlstorfer, Hannes: Die Kunstsammlungen des Stiftes Schlierbach, in: Keplinger, Ludwig (Red.): 650 Jahre Stift Schlierbach, Schlierbach 2005, S. 21–23 · Hofinger, Benedict: Schlierbach, in: Beiträge zur Geschichte der Cistercienserstifte, Wien 1891, S. 392–405, bes. S. 401 · [Zeller, Florian]: Das Zisterzienserstift Schlierbach im Kremstale, Schlierbach [1920], S. 27–30.Vorlage:Page.name: KELLER, Johann Franz OCist († 1644) – Biographia Cisterciensis