Kohlhund, Bernarda

Bernarda Kohlhund

Bernarda Kohlhund

Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Heiligkreuztal 1793–1802

* 01. Feb. 1743 Füssen
† 17. Juni 1822 Heiligkreuztal, heute Altheim

Maria Bernarda Kohlhund war eine Tochter des Oberamtmanns Kohlhund in Füssen und eine Nichte des ebenfalls aus Füssen stammenden Salemer Abtes Anselm Schwab. Ihr Bruder Joseph Anton Kohlhund (* 15. Dez. 1736) war als P. Anselm OPraem Hausprofessor für Philosophie, später für Theologie, im Prämonstratenserstift Weißenau; eine leibliche Schwester Maria Hildegard (1747–1808) war als Sr. Maria Anna Chorfrau im Zisterzienserinnenkloster Baindt.[1]

Maria Bernarda trat am 29. Mai 1762 in die Zisterzienserinnenabtei Wald ein und legte am 3. Mai 1764 die Profess ab. Am Tag nach dem Rücktritt ihrer Vorgängerin Josepha von Vivier (21. Oktober 1793) wurde sie unter dem Vorsitz des Vaterabtes Robert Schlecht von Salem als seit Jahrhunderten erste Bürgerliche zur Äbtissin des „freyadelichen Stifts“ gewählt[2] und am 27. Oktober von Abt Robert in der Klosterkirche feierlich benediziert.

Schon seit 1792 litt auch das Kloster Heiligkreuztal unter den Revolutionskriegen. Vom 15. Juli bis 15. September 1796 waren die Äbtissin, 30 Schwestern und der Beichtvater (P. Alexander Pellhammer aus Salem) auf der Flucht vor den französischen Revolutionstruppen (nach Stams). Das Archiv war in die Schweiz gebracht worden. Für die von den Franzosen erpressten Kriegskontributionen mussten rund 48.000 Gulden aufgenommen werden. Durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 fiel die Abtei Heiligkreuztal an das Herzogtum (1806 Königreich) Württemberg, dessen Beamte es schon am 15. Oktober 1802 vorläufig und im Juli 1804 endgültig in Besitz nahmen. Äbtissin und Konvent blieb nichts anderes übrig, als sich in die neue Situation zu fügen, zumal auch das Kloster Salem säkularisiert und von dort aus keine Hilfe mehr zu erwarten war. Am 26. Juli 1804 inspizierte Kurfürst Friedrich von Württemberg persönlich seinen neuen Besitz und nahm am folgenden Tag die Huldigung seiner neuen Untertanen entgegen.

Nach der Aufhebung lebten die 37 Klosterfrauen[3] weiterhin im Konventgebäude und konnten zunächst unbehelligt ihr gemeinschaftliches Leben fortführen; 1804 wurde der Gottesdienst in der Kirche, 1809 auch der Chorgesang verboten. Der Plan, auf dem Klosterareal eine Kaserne einzurichten, wurde 1808 wegen zu hoher Kosten fallengelassen. Auf Antrag der Äbtissin genehmigte der König 1821 die Beibehaltung der Klausur. Im selben Jahr verkaufte die württembergische Finanzkammer den Schwestern das Mobiliar und Inventar und die etwa 600 Bände umfassende Bibliothek.

Der Tod der Äbtissin Bernarda am 17. Juni 1822 brachte eine große finanzielle Einbuße für die verbliebenen 16 Schwestern, da ihre Pension von 1500 Gulden nun fehlte. Sie mussten daher den Äbtissinnenstab sowie Pretiosen und Abteisilber an den Staat verkaufen. Die letzten vier Schwestern gaben 1843 das gemeinsame Leben auf und verließen das Kloster. Zwei von ihnen, Constantia Braun (1777–1861) und Xaveria Spör feierten am 4. Oktober 1853 im Zisterzienserkloster Stams in Tirol vor Abt Alois Schnitzer[4] ihre Goldene Profess[5], fühlten sich also weiterhin dem Orden zugehörig.

Der Grabstein der Äbtissin Bernarda befindet sich in der Friedhofskapelle. Ihr Jahrtag und der der 1863 gestorbenen Chorfrau Juliana Ried wurde bis in das 20. Jahrhundert gefeiert.

gge, Dez. 2018

  1. Ob der 1796/99 bezeugte Salemer Konventuale Meinrad Kohlhund ein weiterer Bruder der Äbtissin war, ist nicht bekannt. Sicher ist aber, dass sie einen 1753 geborenen Bruder Meinrad Johann Baptist hatte.
  2. 1803 gab es nur noch vier dem Adel angehörende Chorfrauen im Stift.
  3. 20 Chorfrauen, 13 Laienschwestern und zwei Oblatinnen. Der Konvent schmolz in den folgenden Jahren durch einzelne Austritte und Todesfälle.
  4. Abt Alois Schnitzer hielt regelmäßigen Kontakt zu den Ordensfrauen.
  5. So wie vier Jahre zuvor schon die 1801 eingetretene Juliana Ried († 1863).

Daten:

Prof.: 3. Mai 1764; Abbatissa: el. 22. Okt. 1793, ben. 27. Okt. 1793.

Literatur:

Beck, Paul A.: Reihenfolge der Aebtissinnen des Cistercienserinnenklosters Heiligkreuzthal Ravensburg, in: Schwäbisches Archiv: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Literatur, Kunst und Kultur Schwabens 29, Ravensburg 1911, S. 28–29 · Steim, Karl Werner: Die Zisterzienserinnen von Heiligkreuztal nach der Säkularisation, in: Heimatkundliche Blätter für den Kreis Biberach 25, 2 (2002), S. 22–29 · Ders.: Von der Aufklärung zur Aufhebung: Das Ende des Klosters Heiligkreuztal. (Heimatkundliche Blätter für den Kreis Biberach: Sonderheft 2005). Biberach: Biberacher Verlagsdruckerei 2005.

Zitierempfehlung: Kohlhund, Bernarda, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 13.12.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Kohlhund,_Bernarda

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