Die Kongregation vom Hl. Bernhard oder von Kastilien, lat. Congregatio Regularis Observantiae S. Bernardi seu de Castella, ist ein Zusammenschluss von spanischen Zisterzienserinnenklöstern der allgemeinen Observanz (OCist). Gegründet 1425, ist sie die älteste Kongregation des Zisterzienserordens.
Geschichte
Die Zisterzienserkongregation von Kastilien wurde 1425 gegründet, als Martin de Vargas, ein Mönch der Zisterzienserabtei Piedra, der zur Strenge der primitiven zisterziensischen Observanz zurückkehren wollte, von Papst Martin V. die Bulle Pia supplicum vota vom 24. Oktober 1425 zur Errichtung der Kongregation erhielt. Er befreite sie von der Jurisdiktion des Generalkapitels und der Paternität von Piedra und unterwarf sie dem Visitationsrecht des Abtes von Cîteaux. Gleichzeitig erlaubte die Bulle Martin de Vargas, vorerst zwei „Einsiedeleien“ zu gründen, die später Klöster genannt wurden, aber nicht der Gerichtsbarkeit von Cîteaux unterstanden und die von auf drei Jahre gewählten Prioren geleitet werden sollten.
Das Generalkapitel exkommunizierte Martin de Vargas zweimal und ordnete an, ihn im Kloster Montèsion einzukerkern, wo er 1446 in Schande starb, vermied es aber, mit der 1434 von Papst Eugen IV. bestätigten Kongregation an sich zu brechen. Von Papst Nikolaus V. wieder unterdrückt, von seinem Nachfolger Kalixtus III. 1458 jedoch wieder zugelassen, blühte die Kongregation bald auf und entwickelte sich weiter. 1493 wurde sie schließlich auch vom Generalkapitel anerkannt. Bis 1559 hatten sich alle Klöster der Königreiche Kastilien, León und Galicien der Kongregation von Kastilien angeschlossen. Hauptkloster der Kongregation und Sitz des Generalabts war seit 1551 die Abtei Santa María de Palazuelos.
Die kastilische Kongregation war die erste Zisterzienserkongregation, in der das Gelübde der Stabilität (Ortsbeständigkeit) abgeschafft wurde und ein Mönch in ein anderes Haus der Kongregation versetzt werden konnte. Bis 1670 unternahm sie enorme Anstrengungen, die Klöster von der Kommende zu befreien, die regulare Observanz wiederherzustellen und verschiedene Kollegien einzurichten (die berühmtesten waren die von Salamanca und von Alcalá de Henares). Auch wurden viele Statuten und Definitionen verabschiedet, um die anfänglichen Absichten besser zu verwirklichen. Praktisch völlig erhalten sind die Definiciones capitulares der Kongregation, die transkribiert und elektronisch gespeichert, aber noch nicht publiziert wurden. Viele als Gelehrte bedeutende Mitglieder der Kongregation sind in der 1793 in Burgos erschienenen Biblioteca Cisterciense Espanola von Roberto Muñiz verzeichnet.
Im 17. Jahrhundert begann eine Periode interner Streitigkeiten, die bis zur Unterdrückung der Kongregation andauerten. Verursacht waren sie vor allem durch Rangeleien um Ämter und Ernennungen. Erst 1737 verfügte Papst Clemens XII. die Aufteilung der Ämter zu gleichen Teilen unter den Vertretern der vier Provinzen. Als Cîteaux im 17. Jahrhundert die alte Zisterzienserliturgie aufgab (Angleichung an die Choraledition Medicea von 1615 unter Generalabt Claude Vaussin, Rituale Cisterciense von 1689), behielt die kastilische Kongregation sie bis zur Auflösung aller Mönchsklöster im Zuge der Desamortisation 1835 bei, als die Kongregation vom Staat, aber nie vom Orden oder dem Heiligen Stuhl aufgelöst wurde. Sie bestand durch die Nonnenklöster weiter.
Gegenwart
Am 8. Dezember 1994 reaktivierte der Heilige Stuhl die Congregatio Regularis Observantiae S. Bernardi seu de Castella. Am 15. Mai 2007 wurde sie per Dekret der Religiosenkongregation in eine Frauenkongregation mit einer gewählten Äbtissin als Vorsitzender umgewandelt. Äbtissin Präses ist derzeit M. Kándida Saratxaga von Lazkao.
In 15 Klöstern leben derzeit (Mai 2020) 146 Nonnen und Oblatinnen; keine zeitlichen Professen, keine Novizinnen.
gge, Mai 2020