Léonard, Jean

Jean-Marie Léonard OCist

Jean-Marie Léonard OCist

Jean de Fontfroide, Le Bon Père Jean

Prior von Fontfroide; Generalvikar der Zisterzienserkongregation von Sénanque

* 08. Juni 1815 Valbonne, Saint-André-de-Majencoules, Gard
† 12. Nov. 1895 Fontfroide, Aude

Louis Léonard stammte aus einer kinderreichen südfranzösischen Kleinbauernfamilie. Am 21. Dezember 1839 in Nîmes zum Priester geweiht, unterrichtete er sieben Jahre Mathematik am Kleinen Seminar in Beaucaire, bis ihn sein Bischof, J. F. M. Cart, 1847 als Direktor an das neugegründete Collège in Sommières berief. Daneben war er auch Geistlicher des nahegelegenen Ursulinenkonvents. 1856 trat er in das von Bernard (Léon) Barnouin neu gegründete Zisterzienserkloster Sénanque ein. Zwei Jahre später, im September 1858, wurde er mit einer Gruppe von zwölf Mönchen nach Fontfroide ausgesandt, um dort ein neues Kloster zu gründen.

Fointfroide war seit der Revolution verlassen, die Mönche lebten anfangs in großer Armut, bauten das Kloster aber langsam wieder auf und begannen, die Landwirtschaft wiederherzustellen. Durch ihren von Arbeit und Gebet geprägten einfachen Lebenswandel erwarben sich die Zisterziensermönche bald überall großes Ansehen. Ein aus Rom angereister Besucher hinterließ auf der weißgekalkten Wand seiner Gastzelle die Worte: »Ich habe wahre Mönche gesehen«.

Auch der Ruf des Priors Léonard verbreitete sich rasch. Vielen Besuchern, darunter zukünftige Bischöfe und Äbte, diente er als geistlicher Begleiter und Ratgeber und führte eine umfangreiche Korrespondenz. Jean-Baptiste Chautard, der Autor des Buches »Innerlichkeit. Die Seele allen Apostolats« (Originaltitel: L’âme de tout apostolat, 1907) besuchte Fontfroide zweimal und holte sich bei Léonard Rat. 1870 suchte Bischof Antoine-Marie Claret auf der Flucht vor den Soldaten der spanischen Revolutionsregierung Zuflucht in Fontfroide. Am 24. Oktober starb er dort.

Nach dem Tod des Gründers Barnouin 1888 vom Generalkapitel zum Generalvikar der Kongregation von Sénanque gewählt (unter dem Vorsitz des Generalabtes Gregorio Bartolini), übersiedelte Léonard seines hohen Alters wegen nicht nach Lérins, dem Hauptkloster der Kongregation, sondern blieb in Fontfroide, akzeptierte aber auf Drängen des Bischofs von Carcassone die mit dem Amt verbundene Abtwürde. Das kurz darauf eintreffende päpstliche Dekret, das den Äbten von Fontfroide das Tragen der Cappa magna erlaubte, nahm er gleichgültig zur Kenntnis.

Jean Léonard starb 1895 im Ruf der Heiligkeit. Der Seligsprechungsprozess ist eingeleitet. Die Abtei Fontfroide wurde 1901 von der französischen Regierung aufgehoben; die letzten Zisterzienser flohen nach Spanien.

gge, Juli 2011


Daten:

Sac.: 21. Dez. 1839; Prof.: (f.) 15. Aug. 1858; Abbas: el. 24. Aug. 1888, ben. 2. Feb. 1889.

Werke:

Chemin de la Croix, 1897.

Literatur:

Capelle, Édouard: Le Père Jean, abbé de Fontfroide (1815–1895). Toulouse: Privat, 1903, 4e éd. 1939. · Joulia, Hubert : Le Père Jean de Fontfroide 1815–1895. [Carcassonne], [ca. 1987].

Zitierempfehlung: Léonard, Jean, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 27.07.2017, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/L%C3%A9onard,_Jean

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