Libert, François

François Libert

François Libert

38. Abt von Cambron 1678–1706

† 20. Jan. 1706 Mons

François Libert aus Mons hatte vor seinem Eintritt in die Zisterzienserabtei Cambron Philosophie an der Universität Löwen studiert. Im Kloster war er Gastmeister (maître d’hôtel), dann Beichtiger in den Frauenklöstern Epinlieu, Fontenelles, Beaupré und Flines. In der Nachfolge des im Vorjahr verstorbenen Antoine Le Waitte wurde er Anfang Juni 1678 durch den Dekan und Pfarrer von Melin und die Grafen von Nancré und La Tudière als Beauftragte des französischen Königs, als Abt eingesetzt. Eine kanonische Installation durch einen Zisterzienserabt und Kommissare des Kaisers war wegen des Krieges nicht möglich.

Eine Abordnung Schweizer Söldnertruppen in französischen Diensten, die die Abtei während der Blockade von Mons besetzt hielten, kamen dem Neuernannten trommelschlagend bis zur Kapelle Notre-Dame de la Roquette entgegen, der Abt jedoch erklärte, er wäre lieber von Mönchen mit dem Rosenkranz in den Händen und einem Vortragekreuz empfangen worden. Am 11. Juli 1678 wurde er in der Abteikirche von Beaupré in Grammont/Grimminge (Geraardsbergen) durch den Generalvikar Vaenkens, Abt von Baudelo, benediziert. Assistenten waren der Benediktinerabt von St-Adrien/Sint-Adriaans in Grammont/Geraardsbergen und der Beichtvater von Beaupré, Placide Ricart.

Der von 1678 bis 1683 dauernde Frieden erlaubte Abt Libert, die Ordnung im Haus wiederherzustellen und die während der letzten Kriege aufgenommenen Schulden zu tilgen. Seine lange Regierungszeit war strengen Prüfungen unterworfen (Kriege, Missernten, Naturkatastrophen), deren Folgen er aber durch seine Beharrlichkeit überwinden konnte. Sein Charakter erwarb ihm die Wertschätzung hochgestellter Persönlichkeiten, besonders des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern, 1692 bis 1706 Generalstatthalter der Spanischen Niederlande, der die Abtei vor großen Schäden bewahrte.

Im Mai 1683 wurde Abt Libert auf dem Generalkapitel in Cîteaux zum Definitor (unter dem Abt von Pontigny) gewählt und schließlich zum Generalvikar für die spanischen Niederlande. Die Frauenabteien Flines, Fontenelles und Notre-Dame-du-Verger waren infolge des Friedens von Nimwegen an Frankreich gefallen und damit der Jurisdiktion des Abtes von Cambron entzogen. 1685 assistierte Abt Libert bei der Wahl den Abtes von Baudelo, den er in der Kirche des Zisterzienserinnenklosters Ten Roose bei Alost benedizierte. 1688 wurde Cambron durch den Vaterabt von Clairvaux (Cambron war eine Tochter von Clairvaux) visitiert. Am 8. August desselben Jahres zerstörte ein Blitzschlag die von Abt Le Waitte erbaute Kapelle Notre-Dame du Cerisier. Das Gnadenbild konnte nach Cambron gerettet werden. Ein Wiederaufbau der Kapelle war vorläufig wegen des Krieges nicht möglich.

Die erneute Einmarsch der französischen Armee in die spanischen Niederlande 1683 brachte der Abtei über die nächsten zehn Jahre nicht abreißende Drangsale durch spanisches und französisches Militär. Die im Kloster einquartierten oder in der Umgebung lagernden Soldaten brannten Höfe und Dörfer nieder und erpressten exobitante Kontributionen. Sie plünderten die Abteivorräte, holzten die Wälder ab und zerstörten die Ernten. Zweimal, 1683 und 1692, mussten die Mönche Cambron verlassen und Zuflucht in anderen Klöstern suchen. 1690 ordnete der Marschall von Luxemburg an, vier Breschen in die Klostermauer zu sprengen. Die erste Explosion war so heftig, dass Trümmerteile auf die Kirche und das Dormitorium geschleudert wurden. Um weitere Zerstörungen zu vermeiden, ließ sich der Marschall erweichen, auf weitere Sprengungen zu verzichten und akzeptierte einen Abriss innerhalb von drei Wochen, zu dem sich die Mönche am 25. August 1690 vertraglich verpflichten mussten. Um die Ausführung sicherzustellen, nahm er zwei Religiosen als Geiseln und hielt sie für drei Monate in der Zitadelle von Lille fest. Abt Libert war nach Ath geflohen.[1]

1703 wurde Abt Libert von zwölf unzufriedenen Mönchen beim hennegauischen Staatsrat wegen schlechter Amtsführung und Verstößen gegen die Bulle Papst Alexanders VII. angeklagt (Jansenismus). Die Beschwerdeführer verlangten, dass Libert die Verwaltung der Temporalien entzogen würde. Der Staatsrat ließ eine Untersuchung durchführen, gegen die der Abt beim königlichen Staatsrat in Brüssel appellierte. Der daraufhin als Kommissar eingesetzte Abt von Villers-la-Ville sprach Libert von allen Vorwürfen frei und bestrafte die Beschwerdeführer.

François Libert starb am 20. Januar 1706 in Mons und wurde in der Abteikirche bestattet. Zu seinem Nachfolger wurde Nicolas Noel gewählt.

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  1. Vgl. auch Beaurain, Jean de: Description topographique militaire de la Flandre, ou Campagnes du maréchal de Luxembourg (1690–1694), Paris, 1756.

Daten:

Abbas: nom. Juni 1678, ben. 11. Juli.

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Literatur:

Monnier, Clément: Histoire de l'abbaye de Cambron, in: Annales du Cercle archéologique de Mons XIV (1876), S. 151–167, 287 · Smet, Joseph-Jean de: Cartulaire de l'abbaye de Cambron, dans: Monuments pour servir a l'histoire des provinces de Namur, de Hainaut et de Luxembourg, tome deux, première parte. Bruxelles: M. Hayez, 1869, S. XII.

Zitierempfehlung: Libert, François, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 30.09.2017, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Libert,_Fran%C3%A7ois

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