Lindenlaub, Johannes

Johannes Lindenlaub

Johannes Lindenlaub

Abt der Zisterzienserstifte Neukloster 1506–1515 und Rein 1515–1529

† 20. Mai 1529

Johannes IV. Lindenlaub (Lindenplat), ein gebürtiger Schlesier, war Professe des Zisterzienserstiftes Rein in der Steiermark und als solcher Rektor des Nikolauskollegs in Wien. Am 8. Juni 1506, nach der Resignation des Abtes Martin vom Dreifaltigkeitskloster (Neukloster) in Wiener Neustadt, wurde er dorthin zum Abt postuliert und von dort aus am 21. April 1515, wenige Tage nach dem Tod des Abtes Wolfgang, nach Rein zurückpostuliert.

Ein besonderes Vertrauensverhältnis scheint Lindenlaub mit dem Generalabt Jacques Theuley von Cîteaux gehabt zu haben, vielleicht weil dieser vor seiner Wahl zum Abt ebenfalls ein Zisterzienserkolleg geleitet hatte, das St.-Bernhardkolleg in Paris. Generalabt Theuley beauftragte ihn 1511, die Äbte der österreichischen Provinz zur Zahlung der sowohl von Rein als auch Heiligenkreuz nicht geleisteten Ordensabgaben zu verpflichten und auf dem Generalkapitel des nächsten Jahres darüber zu berichten.[1] Für das Neukloster gestattete er Abt Johannes und seinem Konvent wegen der dort befindlichen Reliquien die Feier des Festes des heiligen Leopold.

Als Lindenlaub 1515 Beisitzer bei der Abtswahl in seinem Professkloster Rein war, postulierte ihn Generalabt Theuley als Abt dieses Klosters. Den Vorsitz hatte Abt Oswald Staindl von Neuberg an der Mürz gehabt (als Delegat des Vaterabtes von Ebrach), der auch das Wahldokument ausstellte. Diesem Dokument ist die von Generalabt Theuley vorgenommene Bestätigung Lindenlaubs zum Abt vom 10. April 1516 beigeheftet.[2]

Theuley bestellte Lindenlaub für drei Jahre zum Visitator und Reformator der ungarischen Ordensniederlassungen und über die Klöster in Österreich, denen aufgetragen wurde, Religiosen in das Wiener Studienkolleg zu entsenden.[3] Überdies beauftragte er Lindenlaub, die Äbte von Fürstenzell, Hohenfurt, Saar, Walderbach, Aldersbach und Fürstenfeld zur Beschickung des Kollegs mit Studenten anzuhalten. Lindenlaub sandte daher allen Äbten in (Ober- und Nieder-) Österreich, der Steiermark, Kärnten und Krain ein Rundschreiben mit dem Auftrag, bis zum 13. Oktober 1516 Kleriker an das Wiener Studienkolleg zu senden, da dieses von den Studenten mutwillig bis auf fünf Zurückgebliebene verlassen worden sei, und erließ gleichzeitig eine neue Haus- und Studienordnung für dieses Kolleg, die der Wiener Universitätsprofessor Konrad Pschlacher verfasst hatte.[4] Allerdings währte diese Nachblüte nur wenige Jahre.

Generalabt Jacques Theuley bestellte Abt Lindenlaub 1515 auch erneut zum Einheber der Ordenskontributionen für seinen Visitationsbereich mit der Vollmacht, die Abgabe verweigernde oder säumige Äbte zu bestrafen.[5] Als Vertreter zur Visitation der ungarischen Ordensniederlassungen delegierte Abt Lindenlaub den Abt Johannes von Pilis und betraut ihn mit der Einhebung der Ordenssteuer; er solle ihm die Geldsumme zusenden, die er dann nach Cîteaux weiterleiten werde.[6] Der neue Ordensgeneral Guillaume Le Fauconnier (Jacques III. Theuley war 1516 gestorben) beauftragte Lindenlaub 1521 wieder mit der Einhebung des Ordenskontribution[7] und dann auf drei Jahre mit der Visitation aller namentlich aufgeführten ungarischen Klöster.[8]

Schon im Neukloster genoss Abt Lindenlaub die besondere Gunst Kaiser Maximilians. Seine umfangreiche Visitationstätigkeit und die Mitwirkung bei der Reformkommission für die Grazer Minoriten 1515 zeigen seine Bedeutung, ebenso die Tätigkeit bei der Landschaft und als Geheimer Rat Erzherzog Ferdinands. Von der Bautätigkeit erzählt sein Wappen im heutigen Archiv, der damaligen Abtei (Prälatur). In Rein gründete er eine „äußere“ Lateinschule, die um 1535 bereits acht Schüler besuchten. 1518 visitierte Vaterabt Johannes Leiterbach von Ebrach das Stift Rein und erteilte dem Konvent die Erlaubnis, bei Eintreten des Todesfalles eines Abtes zur Beschleunigung der Neurwahl einen der nächstgelegenen Äbte des Ordens als Wahlvorsitzenden zu berufen.

Johannes Lindenlaub starb am 20. Mai 1529. Zu seinem Nachfolger wurde Johannes Zollner gewählt. Lindenlaubs Epitaph aus rotem Marmor, gefertigt von dem aus Nürnberg stammenden Meister Andreas Lackner, ist in einen Pfeiler der Ein­gangshalle zur Stiftskirche eingelassen. Er ist mit 1517 datiert, wurde also – wie damals und auch später nicht ungewöhnlich – schon zu Lebzeiten angefertigt. Es zeigt den Abt stehend als Ganzfigur in Pontifikalien, zu Füßen das Marienmonogramm und ein Lindenblatt als sein eigenes Wappen

gge, Nov. 2020

  1. Rein, Stiftsarchiv Urkunden (1129–1600) XII/34, in: monasterium.net
  2. Rein, Stiftsarchiv Urkunden (1129–1600) A XII/44, in: monasterium.net
  3. Rein, Stiftsarchiv Urkunden (1129–1600) A XII/45, in: monasterium.net
  4. Rein, Stiftsarchiv Urkunden (1129–1600) A XII/49, in: monasterium.net
  5. Rein, Stiftsarchiv Urkunden (1129–1600) A XII/47, in: monasterium.net
  6. Rein, Stiftsarchiv Urkunden (1129–1600) A XIII/2, in: monasterium.net
  7. Rein, Stiftsarchiv Urkunden (1129–1600) A XIII/4, in: monasterium.net
  8. Rein, Stiftsarchiv Urkunden (1129–1600) A XIII/3, in: monasterium.net

Daten:

Abbas: el. 8 . Juni 1506 (Neukloster), 21. April 1515 (Rein).

Literatur:

Weis, Anton: Reun, in: Beiträge zur Geschichte der Cistercienser-Stifte (= Xenia Bernardina II). Wien 1891, S. 14, 19, 118 · Wind, Martin: Die Äbte von Rein. In: Stift Rein 1129–1979. 850 Jahre Kultur und Glaube. Rein, 1979, S. 55 · Freidinger, Ludwig: Stift Rein und seine Beziehungen zum Mutterkloster Ebrach sowie zu weiteren Niederlassungen des Ordens vom Mittelalter bis 1600, in: Elisabeth Brenner (Hg.): Stift Rein. Geschichte – Kultur – Glaube. Sammelband der Segmente–Schriften des Reiner Kreises. Kumberg: Sublilium Schaffer, 2018, S. 83ff.

Zitierempfehlung: Lindenlaub, Johannes, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 1.03.2022, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Lindenlaub,_Johannes

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