Lohausen, Raymund

Raymund Lohausen

Raymund Lohausen OCist

Zisterzienser der Abtei Marienstatt, Widerständler und NS-Opfer

* 24. April 1897 Siegburg
† 30. Jan. 1948 Augsburg

Raymund Lohausen, Taufname Peter, geboren 1897 in Siegburg als Sohn von Josef Lohausen (1855–1942) und seiner Frau Margaretha Boltendorf (1851–1940), besuchte von 1912 bis 1916 die 1910 von Abt Konrad Kolb eröffnete Oblatenschule der Zisterzienserabtei Marienstatt im Westerwald, musste aber seinen Berufswunsch Priester vorerst zurückstellen, da er 1916 zum Kriegsdienst (1. Weltkrieg) einberufen wurde. Erst nach Kriegsende 1919 trat er in das Noviziat ein, legte 1920 die Profess ab und wurde 1924 durch den Limburger Bischof Augustinus Kilian in der Marienstätter Abteikirche zum Priester geweiht.

P. Raymund übernahm nun selbst Lehraufgaben an der Oblatenschule, war 1925/26 Präfekt und im Schuljahr 1933/1934 deren Leiter (Regens). Da er im Krieg schwer verwundet worden war – er bezog eine 30%-ige Kriegsrente – und noch immer unter den Folgen litt, erlaubte ihm Abt Eberhard Hoffmann 1935, in Siegburg bei seinen Eltern zu leben. Dort übernahm er Aushilfsaufgaben in der Pfarrei St. Anno. Als deren regimekritischer Kaplan Leo Wolfen (1901–1948) 1938 inhaftiert wurde, übernahm P. Raymund einige seiner Aufgaben und bezog bald selbst in seinen Predigten deutlich Stellung gegen das NS-Regime. Außerdem gründete er 1938 eine Arbeitsgemeinschaft junger Frauen, deren Leitsätze und Aktivitäten der NS-Ideologie in vieler Hinsicht widersprachen, und hielt mit den Mitgliedern seiner Jugendgruppen brieflich Kontakt bis in die Lager des Reichsarbeitsdienstes hinein, was verboten war.

Seit der Neujahrspredigt 1942 und den folgenden Fastenpredigten verschärft überwacht, wurde Lohausen vom Sicherheitsdienst (SD) am 6. Januar 1943 im Haus seiner Eltern festgenommen und schließlich in das Konzentrationslager Dachau gebracht, wo er fast zwei Jahre im sogenannten Priesterblock inhaftiert war. Auf einem der sogenannten Todesmärsche in Richtung Ötztaler Alpen, während derer viele Häftlinge an Hunger und Erschöpfung starben, konnte Lohausen in der Nacht zum 29. April 1945 in der Nähe von Wolfratshausen (Oberbayern) mit Hilfe junger Jesuiten entkommen.

Zwar übernahm er 1947 noch das Amt des Spirituals bei den Zisterzienserinnen in Oberschönenfeld, starb aber schon am 30. Januar 1948 im Krankenhaus Vincentinum in Augsburg und wurde in Oberschönenfeld beigesetzt.

gge, Dez. 2015, rev. Feb. 2017


Daten:

Vest.: 17. Feb. 1919; Prof.: 21. Feb. 1920, 19. März 1923; Sac.: 14. Juni 1924.

Literatur:

Forsbach, Ralf: Raymund Peter Lohausen (1897–1948), NS-Widerstandskämpfer. Portal Rheinische Geschichte des Landschaftsverbands Rheinland, 21. November 2013, abgerufen am 28. Dez. 2015 [1]· Moll, Helmut (Hg.): Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Band 2. 6. Auflage, Paderborn: Schöningh, 2014, S. 1061–1064 [auch 3., durchges. Aufl., Band 2 (2001), S. 877–880] · 100 Jahre Wiederbesiedlung Marienstatt. (= Marienstatter Aufsätze VI). Marienstatt, Buch- und Kunstverlag, 1988, S. 158.

Normdaten:

GND: 117191108 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Lohausen, Raymund, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 31.03.2017, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Lohausen,_Raymund

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