Lohmüller, Xaveria

Xaveria Lohmüller

Xaveria Lohmüller

letzte Äbtissin des Reichsklosters Baindt 1802–1803

* 03. Mai 1760 Wolpertswende
06. Mai 1836 Baindt

Maria Xaveria Lohmüller oder Lohmiller, Taufname Victoria Antonia, wurde am 3. Mai 1760 in Vorsee bei Wolpertswende als Kind des Weingartener Fischermeisters Johann Lohmiller und seiner Frau Barbara, geborene Berlinger, geboren. Mit 20 Jahren in die Zisterzienserinnenabtei Baindt (Hortus Floridus) eingetreten, wurde sie am 24. September 1780 vom damaligen Beichtvater Homodeus Widmer eingekleidet und legte am 30. September 1781 die Profess ab. 1788 wurde sie zur Novizenmeisterin ernannt und 1792 zur Priorin. Als solche wurde sie nach dem Tod ihrer Vorgängerin Bernarda Riether am 24. April 1802, dem Tag der Beerdigung Bernardas, zur Äbtissin gewählt. Mit 12 Stimmen bereits beim ersten Wahlgang gewählt, bat sie weinend, lieber eine andere zu nehmen, musste sich der Wahl aber fügen. Da der nur wenige Wochen vor Äbtissin Xaveria ins Amt gekommene Vaterabt Kaspar Oechsle von Salem die ’Weihe’ selbst noch nicht erhalten hatte, erfolgte die Benediktion der Äbtissin erst im September. Es war Abt Kaspars erste Pontifikalhandlung. Anwesend bei der Zeremonie waren zwei Geschwister der Äbtissin.[1] Auch ihre Mutter lebte noch.

Bald danach wurden die Schatten der Säkularisation, die seit dem Frieden von Lunéville 1801 über den geitlichen Herrschaften gelegen hatten, auch in Baindt Wirklichkeit. Da Äbtissin Xaveria dem Archiv große Aufmerksamkeit widmete – schon bald nach ihrem Amtsantritt hatte sie es neu ordnen lassen, nachdem es durch mehrfaches Flüchten wegen der Kriegszeiten in Unordnung geraten war – ist die Korrespondenz darüber zwischen Salem und Baindt größtenteils erhalten. Im September 1802 kam die Nachricht, dass die reichunmittelbare Herrschaft Baindt dem Grafen von Leyden zufallen würde, weshalb ein genaues Verzeichnis des Besitzes angefertigt werden musste. Zum 1. Dezember 1802 wurde das Kloster aufgehoben, sämtlicher Besitz am 12. März 1803 zugunsten des Grafen von Aspermont beschlagnahmt. Die enteigneten Zisterzienserinnen konnten gemeinschaftlich im Kloster wohnen bleiben. Noch bis 1833 versahen sie den Mesnerdienst in der Kirche, machten Musik und kümmerten sich um die Kirchenwäsche.[2]

Da der Graf von Aspermont den verarmten Chorfrauen und Schwestern die Pensionen nicht zahlte, wandte sich Äbtissin Maria Xaveria am 29. Juni 1803 an den Reichstag in Regensburg. Erst am 1. Mai 1805, nach dem Tod des Grafen, begann schließlich die Pensionszahlung an die noch verbliebenen 33 Schwestern, wurde nach einem halben Jahr aber wieder eingestellt. Nachdem die Grafschaft Baindt 1806 an das neugeschaffene Königreich Württemberg gekommen war und erneut im Januar 1812, richtete die Äbtissin eine Bittschrift an ihren neuen Landesherrn, König Friedrich von Württemberg. Anfang 1808 führte sie in Übereinstimmung mit dem Konvent eine den äußeren Umständen angepasste Tagesordnung ein. Sie achtete sehr darauf, dass die ordensgemäße Klausur und das Stillschweigen eingehalten wurden. 1823 ließ sie im Kapitelsaal das Grab der Stifter öffnen, deren Gebeine 1842 – nach ihrem Tod – in der Klosterkirche wieder beigesetzt wurden.

Äbtissin Xaveria überlebte die Aufhebung ihres Klosters über drei Jahrzehnte. Sie starb am 6. März 1836 und wurde auf dem Ortsfriedhof außerhalb der Klostermauern begraben. Ihr Epitaph befindet sich in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist (ehem. Klosterkirche Unserer Lieben Frau) in Baindt.

Als Priorin hatte Xaveria Lohmüller handschriftlich ein fast 400-seitiges Gebet- und Andachtsbüchlein in deutscher Sprache für ist Maria Philippa Steinerin verfasst, das heute in Privatbesitz befindet. Ein aquamarinbesetztes Brustkreuz aus ihrem Nachlass ist Teil der Sammlung Hohl im Museum für Klosterkultur in Weingarten.

gge, Nov. 2018

  1. Der von Abt Kaspar eingeladene Benediktinerabt Anselm Rittler vom Kloster Weingarten trat vor dem Mittagessen ein; der ebenfalls eingeladene Abt des Prämonstratenserklosters Weißenau in Ravensburg konnte wegen eines Todesfalls im Konvent nicht kommen.
  2. 1842 bestand der Konvent noch aus fünf verbliebenen Schwestern, die letzte starb 1850.

Daten:

Vest.: 24. Sep. 1780; Prof.: 30. Sep. 1781; Abbatissa: el. 24. April 1802, ben. 8. Sep. 1802.

Literatur:

Walter, Leodegar: Die Äbtissinnen des Cistercienserklosters Baindt, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 56. Jg. (1928), S. 115–218 · Ders.: Die Konventmitglieder des Cistercienser-Frauenklosters Baindt, in: Cistercienser Chronik 52 (1940) S. 89–93, 107–111, 141–143, 150–154 · Ders.: Zum 100. Todestag der Äbtissin M. Xaveria Lohmüller von Baindt, in: Cistercienser Chronik 48 (1936) S. 65–69 · Beck, Otto (Hrsg.): 750 Jahre Kloster Baindt – Hortus floridus ; Geschichte und Kunstwerke der früheren Zisterzienserinnen-Reichsabtei ; Festschrift zur 750-Jahrfeier der Klostergründung, 1240–1990. München/Zürich: Schnell und Steiner, 1990.

Zitierempfehlung: Lohmüller, Xaveria, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 6.12.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Lohm%C3%BCller,_Xaveria

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