Longuespée, Vincent

Vincent Longuespée

Vincent Longuespée

Generalprokurator 1600–1606; Abt der Zisterzienserabtei Loos 1606–1619

† 19.[1]/20.[2] April 1619

Vincent Longuespée wurde in Lille als Sohn wenig bemittelter Eltern geboren. Der Steuereinnehmer der Stadt, du Hot, erkannte seine Möglichkeiten und ermöglichte ihm eine höhere Schulbildung. 1588 legte Longuespée in der Zisterzienserabtei Loos die Profess ab, studierte in Douai und wurde zum Bakkaleureus der Theologie promoviert.

Abt Edmond de La Croix von Cîteaux verwendete ihn von 1598 bis 1600 als Generalkommissar in Böhmen und von Ende 1600 bis 1606 als Generalprokurator des Ordens in Rom. 1601 war er Promoteur des causes beim Generalkapitel und im selben Jahr Generalvikar für Italien und Sizilien. 1605 wurde er vom Generalkapitel gemeinsam mit Abt Jean Martin von Clairlieu zum Kommissar des Ordens für Deutschland, Schwaben und Tirol bestellt,[3] entzog sich aber dieser Aufgabe und zog sich aus der Ordensleitung zurück, um die Leitung seines Professklosters Loos zu übernehmen (Scherg 167).

Ende 1605/Anfang 1606 wurde er Koadjutor in Loos[4] und war vom 20. August 1606 bis zu seinem Tod 1619 als Nachfolger des verstorbenen Pierre Carpentier Abt (Benediktion durch Generalabt Boucherat 1607). 1613 fungierte er auf dem Generalkapitel als Definitor; 1615 wurde er zum Generalvikar des Ordens für die Niederlande und das Fürstentum Lüttich bestellt. In Loos sorgte er für die Landwirtschaft, die er selbst leitete, und ließ Wirtschaftsgebäude in der Nähe der Abtei errichten.

Über seine Rolle in der Affäre um die der Hexerei bezichtigten, dann aber rehabilitierten Zisterzienserinnen von Vergers vgl. Alain Lottin: Sorcellerie, possessions diaboliques et crise conventuelle: la déplorable tragédie de l’abbaye du Vergers-en-Artois (1613–1619), in: L’Histoire des faits de la sorcellerie, Angers: Publications de Centre de Recherches d’Histoire Religieuse et d'Histoire des Idées, 1985, S. 111–132.

Er starb am 19. April 1619, erst 49 Jahre alt. Zu seinem Nachfolger wurde Jean Foucart, Abt von Nizelles, postuliert.

gge, Feb. 2019

  1. De Rosny
  2. Gallia christiana
  3. Leonhard Scherg: Die Germaniker und die Reform des Zisterzienserordens, in: Analecta Cisterciensia 53 (1997), S. 130–207, bes. S. 159
  4. Der Ebracher Abt gratulierte ihm am 10. Februar 1606 zur Abtwürde.

Daten:

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Literatur:

Marceau, Bertrand: Jean Foucart et le gouvernement des abbayes cisterciennes des Pays-Bas espagnols au début du XVIIe siècle, in: Mélanges cisterciens 2012 : offerts par l'Arccis au Père Placide Vernet, moine de Cîteaux, pour son 90e anniversaire. Bégrolles-en-Mauges : Abbaye de Bellefontaine, c2012, S. [387]–401 · De Rosny, Lucien: Histoire de l'abbaye de Notre-Dame de Loos. Lille und Paris, 1837, S. 100–112 · Gallia christiana III, Sp. 307.

Zitierempfehlung: Longuespée, Vincent, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 12.02.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Longuesp%C3%A9e,_Vincent

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