Münsterman, Heinrich

Heinrich Münsterman

Heinrich Münsterman

26. Abt des Klosters Marienfeld 1498–1537

† 23. April 1537

Heinrich Münsterman oder Münstermann wurde als ältester Sohn von Johann Münsterman und seiner Frau Gertrud in der stadtmünsterischen Pfarrei St. Aegidii geboren, wo sein Vater von 1459 bis 1493 urkundlich nachweisbar ist. Sein Bruder Dietrich war Bürgermeister der Stadt. In die Zisterzienserabtei Marienfeld eingetreten, war Heinrich vor seiner Wahl zum Abt Bursar (Schatzmeister). Die Abtwahl fand unmittelbar nach der Resignation seines Vorgängers Werner von Hameln am 22. Oktober 1498 statt. Die Benediktion spendete ihm der Münsteraner Weihbischof Heinrich Schodehoet am 11. November 1498.

Abt Heinrich legte großen Ordenseifer an den Tag und achtete peinlich genau auf die Einhaltung der gottesdienstlichen Vorschriften. Er brachte damit die sog. Marienfelder Reform zu ihrer vollen Ausstrahlung, die bereits Abt Hermann von Warendorf Anfang des 15. Jahrhunderts wieder im Kloster durchgesetzt hatte. Jedoch überschritt er dabei manchmal das rechte Maß, wie der Chronist tadelnd bemerkt. Einige Brüder mussten in den Kerker, einige wurden ausgestoßen, andere wurden abtrünnig. Bei aller Strenge sorgte er rechtzeitig für Verpflegung und Kleidung der Brüder und ließ die von diesen verlangte Disziplin auch gegen sich selbst gelten. So schlief er selber in einer eigens hergerichteten Kammer beim Altar Johannes des Täufers in der Klosterkirche, um seine gottesdienstlichen Pflichten rechtzeitig erfüllen zu können. Bevor er nicht das Brevier gebetet hatte, sprach er mit niemandem und konntrollierte den Chorbesuch der Laienbrüder.

Kein Abt hat Marienfeld so nachhaltig den Stempel der Kunst aufgeprägt wie Abt Heinrich Münsterman, wie der Kunsthistoriker Joseph Bernhard Nordhoff 1886 bemerkt[1]. Er ließ die Kirche neu ausmalen und durch neue Fenster aufhellen, ferner einen steinernen Tabernakel anfertigen aus äußerst kunstvoll bearbeiteten Steinen, mit denen er auch den gesamten Chorraum einfassen ließ, dazu den Lettner (Apostelgang), ein „Wunderwerk aus Stein“, mit ebenfalls steinernen Figuren und den aus nur einem Stein gearbeiteten Annenaltar (beides nicht mehr vorhanden). Auf Heinrich Münsterman geht auch der Neubau der „Günne“ genannten Prälatur zurück, ein massives, fast unzerstörbares Bauwerk, das unter Abt Everhard Gallenkamp (reg. 1713–1717) wieder abgerissen wurde. Dazu kommen noch das Sommer- und das Winterrefektorium. Aus Heinrich Münstermans Zeit stammen auch die zwischen 1520 und 1530 aus Baumberger Kalkstein gearbeitete Kreuzigungsgruppe für den Friedhof, die Gruppe „Maria mit dem Jesuskind“ im Tympanonfeld des Nordportals und die Figurengruppe „Beweinung Christi“, die nach Aussage des Chronisten Hermann Hartmann zum nicht mehr vorhandenen Annenaltar gehört hat. In großer Zahl ließ Abt Heinrich auch Gefäße und Löffel aus Silber herstellen. Die Güter des Klosters vermehrte er durch eigenen wie auch durch anderweitig erworbenen Grundbesitz und verleibte die Kirche in Harsewinkel dem Kloster ein.

Viele Jahre hindurch war Abt Heinrich „wegen seines ungewöhnlichen Eifers für die Ordensfrömmigkeit“ im Auftrag des Generalkapitels tätig. 1510 war er mit dem Abt von Kamp im Mutterkloster Hardehausen als Visitator tätig. Eine noch bedeutungsvollere Aufgabe wurde ihm auf dem Generalkapitel 1512 in Cîteaux zuteil durch die Ernennung zum Visitator für ein gutes Dutzend Zisterzienserklöster des rheinisch-westfälischen Raumes, nämlich der Abteien Himmerod (Eifel), Marienstatt (Westerwald), Haina (Hessen), Heisterbach (Königswinter), Altenberg, Kamp, Hardehausen, Bredelar, Marienfeld sowie des Priorats Walberberg (bei Bonn) und der von Kamp ausgehenden Priorate Bottenbroich bei Kerpen, Mariawald bei Heimbach/Eifel, Groß -Burlo (Kr. Borken) und Klein-Burlo (Kr. Coesfeld). 1515 übernahm er mit dem Prior des Zisterzienserpriorats Klein-Burlo die Reform des Zisterzienserinnenklosters Wormeln bei Warburg.

In Heinrich Münstermans letzte Regierungsjahre fielen die Wiedertäuferunruhen in Münster und die Niederwerfung der Wiedertäufer durch Fürstbischof Franz von Waldeck (1532–1553). Mit einer Amtszeit von 39 Jahren war er der am längsten regierende Abt in der Geschichte des Klosters Marienfeld. Er starb in hohem Alter am 23. April 1537. Zu seinem Nachfolger wurde Arnold Thomdrecke gewählt.

gge, Juni 2018

  1. Joseph Bernhard Nordhoff: Die Kunst- und Geschichtsdenkmäler des Kreises Warendorf. Commissions-Verlag der Coppenrath'schen Buch- & Kunsthandlung, Münster in Westfalen 1886.

Daten:

Abbas: el. 22. okt. 1498, ben. 11. Nov. 1498.

Literatur:

Germania Sacra, Dritte Folge 2: Die Bistümer der Kirchenprovinz Köln. Das Bistum Münster 11. Die Zisterzienserabtei Marienfeld. Bearb. von Wilhelm Kohl. Berlin, New York, De Gruyter, 2010, S. 401–403, 452 · Leidinger, Paul: Die Zisterzienserabtei Marienfeld (1185–1803): Ihre Gründung, Entwicklung und geistig-religiöse Bedeutung, in: Westfälische Zeitschrift 148 (1998), S. 9–78 · Böhmer, Rudolf; Leidinger, Paul: Chroniken und Dokumente zur Geschichte der Zisterzienserabtei Marienfeld 1185–1803. Marienfeld: Selbstverlag der Pfarrgemeinde, 1998 · Werland, Walter: Marienfelder Chronik: Zur Geschichte der Zisterzienserabtei und der Gemeinde Marienfeld. Herausgegeben im Auftrag der Gemeinde Marienfeld, Marienfeld 1968.

Normdaten:

· CERL: cnp01466073 · GSN: 066-04017-001

Zitierempfehlung: Münsterman, Heinrich, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 30.06.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/M%C3%BCnsterman,_Heinrich

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