Maréchal, Bernard

Bernard Maréchal

Bernard Maréchal OCist

Gründer und 1. Abt der Zisterzienserabtei Pont-Colbert, Versailles

* 28. Mai 1840 Allainville, Dreux
01. Sep. 1924 Versailles, Yvelines

Paul Maréchal stammte aus einer wohlhabenden Familie und wurde 1840 in dem kleinen Dorf Champseru bei Alainville im Arrondissement Dreux geboren, wo sein Vater Jean-Baptiste Maréchal (1798–1866), ein Arzt, Subpräfekt war. Er trat 1867 in die 1856 von Pierre Julien Eymard gegründete Kongregation vom Allerheiligsten Sakrament ein (ewige Profess 1. Juni 1870) und wurde am 23. Dezember 1871 in Paris zum Priester geweiht. Im Juli 1888 verließ er die Kongregation, weil deren Generalkapitel seinen Vorschlag abgelehnt hatte, sich dem Benediktinerorden anzugliedern und die Benediktsregel einzuführen. Ein erster Versuch, in Gressey eine eigene religiöse Gemeinschaft zu gründen, war gescheitert und er trat in den Diözesanklerus des Bistums Versailles über, gab sein Projekt aber nicht auf.

Am 22. Februar 1891, mit 51 Jahren, trat er auf den Rat seines Bischofs hin als Novize in die Zisterzienserabtei Fontfroide bei Narbonne ein und erhielt mit der Profess am 23. Februar 1892 den hl. Bernhard von Clairvaux zum Namenspatron. Im selben Jahr zog er mit Erlaubnis seines Abtes und einigen gleichgesinnten Mönchen nach Porchefontaine bei Versailles, um das kontemplative Leben der Zisterzienser mit der ewigen Anbetung des Allerheiligsten Sakraments zu verbinden (Cisterciens Adorateurs du tres Saint-Sacrement). Das Gehöft Pont Colbert und die umliegenden Ländereien hatte er schon seit 1889 mit dem großen Vermögen seiner Mutter (Adèle Dufresne, 1814–1896) und seiner Großmutter (Désirée Tellier, 1796–1878), die sein Ansinnen von Anfang an unterstützt hatten, schrittweise zusammengekauft. Nachdem das Generalkapitel der Kongregation von Sénanque seinem Ansinnen zugestimmt hatte, gründete er dort am 4. April 1892 das Priorat Sainte-Marie-du-Pont-Colbert (mit eigenem Noviziat), das 1896 unabhängig und 1900 zur Abtei erhoben wurde. Am 5. April 1900, dem Gedenktag der hl. Juliana von Lüttich, auf deren Initiative das Fest zur besonderen Verehrung des Altarsakramentes zurückgeht, empfing der zum Abt gewählte Bernard Maréchal in der Kathedrale von Versailles von Bischof Goux die Benediktion.

Der Zeitpunkt für die Klostergründung hätte ungünstiger nicht sein können. Mit dem Vereinsgesetz vom 1. Juni 1901 sagte die französische dritte Republik den religiösen Gemeinschaften den Kampf an. Im Juli 1902 wurden die kirchlichen Schulen aufgelöst, im März 1903 die männlichen Ordensgemeinschaften, drei Monate später auch die weiblichen. Maréchals Zisterzienser hatten Frankreich schon im Laufe des Jahres 1901 verlassen. Sie kamen zunächst nach Marteau-Feuillon bei Yvoir in Belgien und schließlich nach Nieuwkuijk in den Niederlanden. Dort hatte Maréchal am 9. Dezember 1903 das alte Kastell Onsenoort erworben. Am 4. Mai 1904 zogen die Zisterzienser ein, am 20. August 1904 legte der erste niederländische Novize, der spätere Generalabt Franciscus Janssens, die (zeitliche) Profess ab.

Da das Kloster Pont-Colbert Maréchals Privatbesitz war, entging es der Enteignung durch den französischen Staat. 1921 kehrte Abt Maréchal mit dem Konvent dorthin zurück, drei Mönche blieben in Onsenoort, das 1929 selbständiges Priorat und 1957 Abtei wurde (1937 in Mariënkroon umbenannt).

Bernard Maréchal starb am 1. September 1924, 84 Jahre alt, und wurde drei Tage später in der Krypta zu Füßen der Marienstatue beigesetzt. Zu seinem Nachfolger wurde Franciscus Janssens gewählt.

Nach dem Verkauf des Klosters Pont Colbert und dem Umzug der Mönche nach Auberive 1954 und schließlich 1960 nach Saint-Michel-de-Cuxa wurden Maréchals sterbliche Überreste mitgenommen. Dort ruhen sie bis heute in der Krypta der Abteikirche.

gge


Daten:

Sac.: 23. Dez. 1871; Vest.: 22. Feb. 1891; Prof.: 23. Feb. 1892, 9. Feb. 1893; Abbas: 5. März 1900, ben. 5. April 1900; Dev.: In lumine tuo videbimus lumen (Psalm 36:9).

Literatur:

Vatus, Jean: L'Abbaye cistercienne du pont Colbert à Versailles. Versailles : Cercle généalogique de Versailles et des Yvelines, 1994 · CistC 36 (1924), S. 221 [Nachruf] · Müller, Gregor: Pont-Colbert-Onsenoort. In CistC 42 (1930) 71–76 · Adang, Ton: Mens en Monnik. Onsenoort/Mariënkroon 1904–2004, Drunen 2004, S. 30–32.

Zitierempfehlung: Maréchal, Bernard, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 2.02.2016, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Mar%C3%A9chal,_Bernard

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