Ralph S. March OCist
Rudolf Maitz, madyarisiert Marosszéki Solutor Rudolf, amerikanisiert Ralph S. March
Zisterzienser der Abteien Zirc und Dallas; Domkapellmeister in Köln 1978–1987
* 21. Feb. 1922 Körmend, Ungarn
† 10. Feb. 2016 Irving, Texas, USA
Ralph March wurde am 21. Februar 1922 als Rudolf Maitz in Körmend im heutigen Westungarn geboren. Er war der jüngste der drei Söhne von Josef Maitz und Ágnes Preininger, von denen zwei Priester wurden. Infolge der politischen Veränderungen wurden die Familienmitglieder 1928 ungarische Staatsbürger. Rudolf besuchte als Oblate der Zisterzienserabtei Zirc das Zisterziensergymnasium St. Imre in Budapest und trat nach dem Abitur 1940 in das Noviziat ein (fr. Zsolt, lat. Solutor). Während des Noviziats wurde er durch den bekannten Musikwissenschaftler Dr. Benjamin Rajecky OCist wesentlich beeinflusst. Er studierte Philosophie und Theologie, legte 1941 die Profess ab und wurde am 8. Mai 1945, dem Tag des Friedensschlusses in Europa, durch Bischof József Mindszenty von Veszprem zum Priester geweiht. Danach folgten weitere Studien der Musikwissenschaft und Französischen Literatur am Franz-Liszt-Konservatorium in Budapest, in Fribourg (Schweiz) und Paris (Sorbonne).
Von 1948 bis 1951 war Ralph March Regens chori am Institut Catholique in Paris, wo er mit einer Arbeit über die Ursprünge des Zisterzienserchorals des 12. Jahrhunderts promoviert wurde (Rom 1952). Da er wegen der politischen Umwälzungen nicht nach Ungarn zurückkehren konnte, emigrierte er 1952 in die Vereinigten Staaten von Amerika, zunächst nach Spring Bank in Wisconsin, wo er von 1952 bis 1953 wieder Regens chori war. Von 1953 bis 1956 war er Professor an der Universität Milwaukee und von 1954 bis 1956 zugleich Superior des Studienhauses der dort studierenden ungarischen Mönche. Ab 1956 baute er zusammen mit ungarischen Mitbrüdern ein Kloster in Irving in der Nähe der texanischen Stadt Dallas auf (Our Lady of Dallas), das mit der ebenfalls neugegründeten Universität Dallas verbunden war, an der er ebenfalls lehrte. Neben seiner Tätigkeit in der Pfarrei St. Bernard leitete er in Irving vier Chöre: den Dallas Catholic Choir, den Saint Bernard Chorus, den University Chorus und die Madrigal Singers.
Von 1967 bis 1975 war er zudem Schriftleiter von Sacred Music, der Quartalszeitschrift der Church Music Association of America. 1959 gründete er den Dallas Catholic Choir, der sich auf internationalen Kirchenmusikkongressen in Chicago, Milwaukee und in Salzburg durch Aufführungen alter und zeitgenössischer Kirchenmusik großes Ansehen erwarb. Bis 1978 erarbeitete sich March außerdem mit zahlreichen Veröffentlichungen über das Gebiet der USA hinaus den Ruf als Experte für Gregorianischen Choral.
1978 wurde March durch Vermittlung des Kölner Prälaten Johannes Overath Domkapellmeister in Köln und leitete den Kölner Domchor, den Knabenchor der Hohen Domkirche. Wesentliche Ereignisse seiner Kölner Zeit waren das Domjubiläum „100 Jahre Domvollendung“ 1980, die Papst-Besuche in Köln 1980 und 1987 sowie das Requiem für Alterzbischof Joseph Kardinal Frings 1978. Bei der Eröffnung der Kölner Philharmonie im September wirkten die Knaben des Kölner Domchores unter seiner Leitung mit. Reisen mit dem Domchor führten ihn u.a. zum Deutschen Katholikentag 1980 nach Berlin, nach Belgien, Österreich, Lourdes und Rom. Neben seiner Tätigkeit als Domkapellmeister lehrte March seit 1981 als Professor am Musikwissenschaftlichen Institut der Robert-Schumann-Hochschule in Düsseldorf.
Mit der Vollendung des 65. Lebensjahres wurde March als Domkapellmeister pensioniert und wirkte ab dem 1. September 1987 als Spitalpfarrer der Heilig-Kreuz-Kirche in Landsberg am Lech; daneben nahm er noch einen Lehrauftrag an der Universität Innsbruck wahr. 2001 ging er zurück in seine Abtei nach Irving. Auch hier nahm er noch Lehrverpflichtungen an der Universität von Dallas an. 2002 besuchte ihn dort der Kölner Domchor auf seiner ersten außereuropäischen Konzertreise. In Irving leitete er, in Zusammenarbeit mit Marilyn Walker, zwölf Jahre den gregorianischen Gesang des Collegium Cantorum.
Er starb am 10. Februar 2016 in seinem Zimmer im Kloster und wurde am 13. Februar auf dem Calvary Hill Cemetery in Dallas begraben. Nach der Fertigstellung der Krypta der Abteikirche von Dallas 2017 wurden seine Gebeine wie die seiner verstorbenen Mitbrüder dorthin gebracht.
gge, April 2016, rev. Feb. 2022
Daten:
Prof.: 30. Aug. 1941; Sac.: 8. Mai 1945.Werke:
Marosszéki, Solutor Rodolphe [später angliziert Ralph March]: Les origins du chant cistercien: recherches sur les réformes du plain-chant cistercien au XIIe siècle, in: Analacta Sacri Ordinis Cisterciensis 8, 1952 [Nachdruck Tipografia Poliglotta Vaticana, Rom 1952].Literatur:
Nachrufe · Halász Tibor Nivárd: „…Néhányan átmennénk az újhazába” A magyar ciszterciek külföldi tevékenysége 1945 után, in: Szerdahelyi Csongor: Az amerikai Zirc. Budapest, 2021.Vorlage:Page.name: MARCH, Ralph OCist (1922–2016) – Biographia Cisterciensis