Martin, Martin

Martin Martin OCSO

Martin Martin OCSO

2. Abt von Notre-Dame-des-Neiges 1887–1908

* 14. Dez. 1856 Saint-Julien-de-Cassagnas, Dép. Gard
† 11. Dez. 1908 St-Laurent-les-Bains, Dép. Ardèche

Marie-Martin Martin, Taufname Casimir, geboren 1856 als viertes Kind des Landwirts François Martin und der Victoire Fossat in Saint-Julien-de-Cassagnas[1] im Département Gard, kam 1868 – wie vor ihm schon sein älterer Bruder Cyprien, der spätere Abt Louis de Gonzague Martin – als Schüler in das Alumnat der Zisterzienserabtei Notre-Dame-des-Neiges im Département Ardèche und wurde dort am 8. Dezember 1868 als Oblate fr. Martin eingekleidet. 1874 besuchte er die Schule für höhere Studien in Lyon[2]. Von dort zurückgekehrt, legte er am 18. August 1875 vor der Akademie in Montpellier die Prüfung für das Bakkalaureat ab und trat am 21. März 1876 in das Noviziat ein. Am 25. März 1878 legte er gemeinsam mit vier anderen Novizen, ehemalige Oblatenschüler wie er, die zeitliche Profess ab und wurde nach dem Studium an der theologischen Hauslehranstalt am 22. Mai 1880 in der Kapelle des Priesterseminars in Nîmes von Bischof Besson zum Priester geweiht.

Die religionsfeindliche Politik der französischen Dritten Republik bedeutete das Ende der Oblatenschule (Jules-Ferry-Gesetz von 1881) und ließ in Abt Polycarpe Marthoud den Entschluss reifen, ein Kloster außerhalb Frankreichs zu gründen, um im Falle einer Klosteraufhebung einen Rückzugsort zu haben. Gemeinsam mit Louis de Gonzague Martin reiste er 1882 nach Syrien, wo er das Kloster Akbés bei Aleppo gründete. Dom Martin war zunächst auch für die Besiedlung der Neugründung vorgesehen gewesen, musste aber doch in Frankreich zurückbleiben, wo er dem kommissarischen Oberen Joseph Goddard bei der Klosterleitung zur Seite stand. Nacheinander war er Sekretär, Magister der Chornovizen, président du travail und schließlich Subprior. In dieser Zeit legte er auch die feierliche Profess ab. Nachdem die Abtei seit fünf Jahren ohne Abt gewesen war und sich die Mönche deswegen nach Rom gewandt hatten, wurde für den 8. Oktober 1887 eine Neuwahl angesetzt, die von Vaterabt Marie Abric von Aiguebelle geleitet wurde. Fast einstimmig zum Abt gewählt, wurde Dom Martin von Generalabt Gregorio Bartolini, Abt von Santa Croce in Gerusalemme, bestätigt und am 30. November von Bischof Bonnet von Viviers benediziert.

Er richtete 1890/91 die Oblatenschule wieder ein, die im Oktober 1892 schon wieder die gleiche Schüleranzahl hatte wie vor der Auflösung. Sie wurde von P. Stanislas geleitet, den 1894 der Novizenmeister P. Eugène ablöste. Ende 1888 visitierte er die Tochtergründung Akbés in Syrien. 1892 nahm er am Unionskapitel in Rom teil, das die Vereinigung der drei trappistischen Observanzen zu einem gemeinsamen Orden der Zisterzienser der strengeren Observanz beschloss. Im selben Jahr erhielt er vom Generalkapitel die Erhebung der Grangie Saint-Julien-de-Cassagnas zum Priorat Notre Dame de Bonrepos, das als solches aber nur bis zum Generalkapitel 1896 Bestand hatte. Als sein Bruder 1893 zum Abt von Staoueli in Algerien gewählt wurde, übergab er ihm das Priorat Akbés. 1890 nahm er Charles de Foucauld als Novizen frère Marie-Albéric auf, der am 9. Juni 1901, gemeinsam mit dem späteren Abt Augustin Martin, zum Diözesanpriester geweiht wurde.

Der Tod seiner Mutter am 29. April 1893 erschütterte Abt Martin so tief, dass er in Rom seine Resignation einreichte, um in die Große Kartause einzutreten, jedoch ließen die wirtschaftlichen Verhältnisse der (verschuldeten) Abtei seine Demission nicht zu. Am 22. November 1898 traf er in Maubec mit Generalabt Sébastien Wyart zusammen, der seinen Rücktritt unter der Bedingung annahm, dass er im Orden blieb und sich in ein Zisterzienserkloster seiner Wahl zurückzog. Der Rücktritt wurde von Rom ratifiziert und am 7. Dezember 1898 in Neiges bekanntgegeben. Abt Marie Abric vom Mutterkloster Aiguebelle bot ihm eine Stelle als Theologieprofessor in seinem Kloster an. Es kam jedoch nicht dazu. Generalabt Wyart widerrief schließlich seine Erlaubnis und Abt Martin kehrte ins Kloster zurück. Wenig später schlug ihn Bischof Bonnet bei einem ad-limina-Besuch Papst Leo XIII. als seinen Koadjutor vor, jedoch legte der Generalabt auch dagegen sein Veto ein.

Abt Martins letzte Lebensjahre waren von persönlichen und äußerlichen Schicksalsschlägen überschattet. Im Dezember 1899 starb sein Bruder in Akbès, 1907 seine Schwester. Durch die klosterfeindlichen Combes-Gesetze von 1901 war das Kloster erneut von der Aufhebung bedroht. Einige Religiösen siedelten sich (mit der Bibliothek!) in Cordemois in Belgien an (Notre-Dame-du-Saint-Refuge). Der gesundheitlich angeschlagene Abt wurde davon sehr mitgenommen. Im September 1908 bat er auf dem Generalkapitel erneut um seine Entpflichtung, erhielt sie aber nicht. Er starb am Abend des 11. Dezember 1908 in seiner Zelle, knapp 52 Jahre alt, nachdem er tagsüber noch seine klösterlichen Verpflichtungen erfüllt hatte. Am 14. Dezember 1908 wurde er auf dem Klosterfriedhof bestattet. Die Trauerfeierlichkeiten hielt Bischof Gély von Mende.

Abt Martin war Ehrendomherr und Generalvikar der Diözese Viviers.

gge, Feb. 2019

  1. Die Zisterzienser von Neiges hatten dort einen Gutshof.
  2. Abt Polycarpe Marthoud stammte aus Lyon. Sein Bruder Louis war dort Domherr

Daten:

Vest.: 21. März 1876; Prof.: 25. März 1878; Sac.: 22. Mai 1880; Abbas: el. 8. Okt. 1887, ben. 30. Nov. 1887.

Literatur:

Abbé Gilles: Dom Martin, deuxième abbé de Notre-Dame des-Neiges. Paris, Lecoffre-Gabalda, 1912.

Zitierempfehlung: Martin, Martin, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 10.02.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Martin,_Martin

Vorlage:Page.name: MARTIN, Martin (Casimir) OCSO (1856–1908) – Biographia Cisterciensis