Meixner, Hildegard

Hildegard Meixner

Hildegard Meixner

Äbtissin des Klosters Oberschönenfeld 1685–1722

* 30. Juni 1649 Augsburg
† 24. März 1722 Gessertshausen

Maria Hildegardis Meixner (auf dem Epitaph „Meitznerin“), Taufname Maria Anna, wurde am 30. Juni 1649 in Augsburg als Tochter des aus Freiberg in Meißen stammenden und bei den Fuggern angestellten Augsburger „Weinzahlers und Aufschlägers“ Simon Meixner und seiner Ehefrau Justina geb. Scheifelin geboren. In der Stadtpfarrkirche St. Moritz ebenda getauft, wuchs sie in Augsburg am Weinmarkt (heute Maximilianstraße) auf. Sie hatte acht Geschwister, fünf verstarben bereits im Kindesalter.

1666 trat sie in die Zisterzienserinnenabtei Oberschönenfeld ein, in der ihre 1643 geborene ältere Schwester Anna Maria als Novizin gestorben war. Schon in jungen Jahren wurde sie Subpriorin und Novizenmeisterin und als solche am 5. Mai 1685 unter dem Vorsitz des Vaterabtes Elias Götz vom Kloster Kaisheim 36-jährig als Nachfolgerin von Anna Maria Weinhart zur Äbtissin gewählt. Abt Jean Petit von Cîteaux wünschte ihr in seinem Bestätigungsschreiben vom 13. August 1685 Glück und Segen zum neuen Amt, nicht aber der Augsburger Fürstbischof Johann Christoph von Freyberg, der sich am 12. Mai bitter beschwerte, dass die Wahl ohne sein Wissen vorgenommen worden war. Trotz dieser Protestation blieb Maria Hildegard Abtissin und bis zu ihrem Tod 1722 37 Jahre im Amt.

Sie hatte zwar keine Erfahrung in der Verwaltung und fand eine leere Kasse und marode Gebäude vor, erwies sich aber als gute Wirtschafterin und Segen für das Kloster. Bald nach ihrem Amtsantritt bestätigte sie eine Übereinkunft wegen des Viehtriebes und Weidebesuches zwischen ihren Untertanen in Altenmünster und dem Lehenbesitzer des zum Dominikanerinnenkloster St. Katharina in Augsburg gehörigen Weldishofes. Am 19. Mai 1708 schloss sie mit dem Kloster Heilig Kreuz in Augsburg einen Vergleich wegen des Fischwassers bei Wollishausen und Margertshausen. Am 23. April 1692 kaufte sie für 9000 Gulden vom Kaisersheimischen Kastner zu Augsburg Johann Leonhard Förg zwei Höfe, zwei Sölden, vierzehn Jauchert Holzgrund und die niedere Gerichtsbarkeit im Kirchdorf Maingründel (Kutzenhausen) und tauschte am 9. Januar 1693 mit dem Augsburger Domkapitel ein Feldlehen bei Osterkühbach gegen ein anderes bei Maingründel.

Als während des Spanischen Erbfolgekrieges das Kloster im September 1702 durch im nahegelegenen Gessertshausen liegende bayerische Truppen belästigt und die Äbtissin mit Gefangennahme bedroht wurde, wenn sie die vom bayerischen Kriegsrat in Ulm geforderten Lieferungen an Holz, Futter, Getreide usw. nicht leisten würde, musste sie aus dem Kloster flüchten und hielt sich mit einigen jüngeren Schwestern von November 1703 bis August 1704 im Kloster Maria Stern in Augsburg auf, in das ihre leibliche Schwester Maria Elisabeth Meixner eingetreten war.[1] Nur die bejahrte Priorin Maria Benedikta Bollmüller mit den älteren Frauen blieb im Kloster zurück. Nachdem das Kloster (mit Ausnahme der Kirche und des Archivs) am 6. Dezember 1703 von etwa 200 französischen Soldaten vollständig geplündert worden war, mussten auch die zurückgebliebenen Ordensfrauen flüchten und kamen bei Verwandten in Mindelheim und Augsburg, teilweise auch in anderen Klöstern unter. Erst mit der ersten Vesper des S. Bernhardsfestes (20. August) 1704 konnte das Chorgebet wieder in der Abteikirche verrichtet werden; am 18. Oktober 1704 waren wieder alle Schwestern in Oberschönenfeld versammelt.

Als Bauherrin veranlasste Äbtissin Hildegardis 1691 den Bau der stattlichen Klosterpfisterei (Bäckerei), nach dem Krieg auch den Neubau des Bauhofes, der Pferde- und Ochsenställe und des Brauhauses. Die zum Kloster gehörende und im Krieg unbeschädigt gebliebene Wallfahrtskirche Violau ließ sie im Inneren mit Hochaltar, Kanzel und Figuren ausstatten. Dorthin wurden auch die von der Abtei Stams geschenkten Gebeine des Katakombenheiligen Benediktus in feierlicher Prozession übertragen. Da einige Gebäude baufällig waren, beauftragte sie auf Empfehlung des Vaterabtes Rogerius Röls am 5. Januar 1718 den Vorarlberger Barockbaumeister Franz Beer mit dem Neubau der heute noch stehenden barocken Klostergebäude. Nach Vollendung der Klosteranlage entschloss man sich 1721 auch zum Neubau der Kirche, deren Fertigstellung Äbtissin Hildegardis jedoch nicht mehr erlebte – wenn sie auch schon wertvolle liturgische Geräte wie ein erhaltenes Ostensorium für die Ausstattung anschaffte.

Sie starb am 24. März 1722, morgens zwischen sechs und sieben Uhr, im Alter von 73 Jahren, von denen sie 55 im Kloster verbracht hatte. Ihr Epitaph im Kreuzgang des Klosters nennt sie den „Grundstein“ des neuen Klosters und der Kirche. Zu ihrer Nachfolgerin wurde am 27. März Viktoria Farget gewählt, die den Kirchenbau fortführte.

gge, Okt. 2019

  1. Sie wurde im Februar 1704 dort zur Oberin („Meisterin“) gewählt.

Daten:

Abbatissa: el. 5. Mai 1685.

Literatur:

Pötzl, Walter: Die Äbtissin Hildegard Meixner: Die Ausstattung von Violau und der Bau von Oberschönenfeld, in: Ders.: Lebensbilder zu Bildern aus dem Leben. Biographien von bedeutenden Persönlichkeiten und einfachen Leuten aus fünf Jahrhunderten. Augsburg 1991, S. 110–130 · Brunner, Sebastian (Hrsg.): Ein Cistercienserbuch. Wien: Woerl, 1881, S. 702–703 · Abtei Oberschönenfeld 1211–1961. Oberschönenfeld, 1961 · Wiedemann, Theodor: Urkundliche Geschichte des Frauenklosters Oberschönenfeld, in: Anton Steichele (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte des Bisthums Augsburg, Band 2, Augsburg 1852.

Zitierempfehlung: Meixner, Hildegard, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 26.10.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Meixner,_Hildegard

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