Michel, Benoît

Benoît Michel

Benoît Michel

1. Abt der Zisterzienserabtei strengerer Observanz Val-Sainte-Marie/Grâce-Dieu in der Franche-Comte

* 27. Mai 1811 Chapelle-des-Bois (Doubs)
† 15. Nov. 1870

Dom Benoît Michel, Taufname Anatole-Nestor, Sohn des Uhrmachers Stanislas Michel und seiner Frau Marie Amélie Blondeau, wurde am 15. Oktober 1840 in Val-Sainte-Marie eingekleidet und legte am 21. November 1841 die Profess ab. Sein jüngerer Bruder Jean-Baptiste folgte ihm zwei Jahre später.[1] Genès Estanave († 20. April 1844), seit 1840 Oberer von Val-Sainte-Dieu, ernannte Subprior Michel kurz vor seinem Tod zum provisorischen Klostervorsteher. An Pfingsten 1844 wurde er zum Oberen von Val-Sainte-Marie gewählt.

Da sich in dem engen Tal von Val-Sainte-Marie keine Entfaltungsmöglichkeiten boten – schon 1838 hatte das Generalkapitel die Auflösung des verschuldeten Klosters beschlossen, war aber am Widerstand des Erzbischofs Mathieu von Bésançon gescheitert – , kauften die Mönche im November 1844, auf Vermittlung Mathieus, die in der Französischen Revolution aufgelöste und zur metallurgischen Fabrik umgewandelte ehemalige Zisterzienserabtei Grâce-Dieu, 30 Kilometer östlich von Bésançon, mit 160 Hektar Wald und fast 36 Hektar Ackerland zum Preis von 118.500 Francs.[2] Im März 1845 nahmen die Mönche Grâce-Dieu in Besitz, renovierten die Gebäude und brachen den in der Kirche errichteten Hochofen ab.

Am 1. Mai 1847 ersuchte das erste Generalkapitel der neu entstandenen Kongregation von Sept-Fons Papst Pius IX., Val-Sainte-Marie unter dem Titel von La Grâce-Dieu zur Abtei zu erheben[3] Am 25. Juli 1847 wurde Benoît Michel fast einstimmig zum Abt gewählt, nahm widerstrebend an und wurde nach der Bestätigung durch den Generalpräses der Zisterzienser am 24. August 1848 durch Kardinal Mathieu benediziert.

Trotz großer finanzieller und politischer Schwierigkeiten wurden in den folgenden Jahren die Gebäude, die Landwirtschaft und die Ökonomie (Mühlen, Likörproduktion, Käserei) weiter instandgesetzt. 1853, 1857 und 1859 wurden die Mühlen errichtet[4]. Am 28. September 1849 nahm Abt Michel die Einweihung der Abteikirche und die Einführung des Konvents vor, dessen letzte Mitglieder am Vortag von Val-Sainte-Marie übergesiedelt waren. Die feierliche Konsekration der Kirche durch Kardinal Matthieu folgte jedoch erst am 22. September 1865. 1863 untersagte das Generalkapitel, das einen Skandal befürchtete, Abt Michel die Produktion und den Vertrieb des Trappistine genannten Likörs, was aber wohl erst 1872 unter Michels Nachfolger wirklich zum Ende kam.

Personell erhielt die Abtei einigen Zulauf. 1861 umfasste der Konvent 94 Mönche und 15 Novizen, so dass Michel am 12. Oktober 1861 die verlassene Zisterzienserabtei Tamié in den Savoyer Bergen kaufte und als Priorat einrichtete.

Abt Benoît Michel starb am 15. November 1870. Zu seinem Nachfolger wurde am 21. Januar 1871 der Prior von Tamié, Malachie Regnault, gewählt.

gge, Jan. 2015

  1. Jean-Baptiste Ozias Michel, fr. Nivard, * 10. Mai 1830 in Chapelle-des-Bois, Eintritt in Val-Sainte-Marie am 4. April 1842, Profess am 8. Dez. 1844, ausgetreten am 26. Mai 1846 (Registre Val-Sainte-Marie)
  2. Im selben Jahr kaufte die Abtei Notre-Dame-du-Gard die ehemalige Abtei Sept-Fons für 400.000 Francs und verlegte 1845 ihren Sitz dorthin.
  3. Gemeinsam mit Mont-des-Cats in Nordfrankreich.
  4. Die Mühlen wurden nie richtig profitabel, sodass der hochverschuldete Konvent, nachdem die Situation Anfang des 20. jahrhunderts eskaliert war, La Grâce-Dieu 1909 verkaufen musste, um die Zwangsvollstreckung zu verhindern. Die Mönche zogen dann nach Tamié, wo ihre Nachfolger heute noch leben.

Daten:

Vest.: 15. Okt. 1840; Prof.: 21. Nov. 1841; Abbas: el. 28. Aug. 1847, ben. 24. Aug. 1848.

Literatur:

Abbaye Notre-Dame de La Grâce-Dieu: L'Abbaye cistercienne Notre-Dame de La Grâce-Dieu 1139–1989. Besançon: Université de Franche-Comté ; Paris : diff. les Belles Lettres, 1989 · Richard, Abbé [Jean-François-Nicolas]: Histoire de l’Abbaye de la Grâce-Dieu au diocèse de Besançon. Besançon: J. Jacquin, 1857 · Saint-Saud, Cte. de: Armorial des prélats français du XIXe siècle. Paris : Daragon, 1906, S. 333.

Zitierempfehlung: Michel, Benoît, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 25.05.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Michel,_Beno%C3%AEt

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