Mickl, Quirin

Quirin Mickl OCist

Quirin Mickl

Abt des Zisterzienserstiftes Hohenfurt 1747–1767, Doktor der Theologie und beider Rechte, öffentlicher Notar, Apostolischer Protonotar und kaiserlicher Majestätsrat, infulierter Landesprälat des Königreichs Böhmen

* 13. Mai 1711 Ostrolow Oujezd [Ostrolovský Újezd]
† 23. Feb. 1767 Hohenfurt [Vyšší Brod, Tschechien]

Quirin Mickl, Taufname Johann Christian oder Anton[1], wurde am 13. Mai 1711 auf dem der Stadtgemeinde Budweis gehörenden Gut Aujest Ostrolow geboren, dessen Verwalter sein Vater Dr. Andreas Mickl (Mükl) war. Er besuchte das Gymnasium in Krumau und das Jesuitenkolleg in Prag und schrieb sich 1728 an der Ferdinand-Karls-Universität ein. 1729 oder 1730 wurde er dort zum bakkalaureus artium liberalium et philosophiae promoviert, später erwarb er auch noch den Doktorgrad der Theologie und beider Rechte. Während seiner Studienzeit erhielt er auch den Ehrentitel eines Poeta laureatus, wann genau ist nicht überliefert, vielleicht 1729 oder 1730. Zur Begrüßung Kaiser Karls VI. in Prag 1723, d.h. als zwölfjähriger Schüler, hatte er wahrscheinlich ein lateinisches Gedicht verfasst und wohl auch vorgetragen, das er später zu einer längeren Ekloge ausarbeitete (abgedruckt in 29. Programm des Staats-Gymnasiums Budweis 1899–1900, S. 17–28).

Wohl Ende Mai 1731 verließ Mickl die Universität und trat unter Abt Candidus Heidrich als Novize in die Zisterzienserabtei Hohenfurt ein. Am 24. Juni 1732 legte er die Profess ab, studierte Theologie in Prag und wurde am 4. Juni 1735 ebenda zum Priester geweiht. Zunächst als Philosophieprofessor im Kloster eingesetzt, erhielt er, nachdem er sich im August 1736 in Prag einer öffentlichen Disputation aus der ganzen scholastischen Theologie unterzogen hatte, die theologische Lehrkanzel im erzbischöflichen Collegium St. Adalbert in Prag. In den Jahren 1737 bis 1739 hörte er juristische Vorlesungen bei Dr. Henricus Petrus Broichhausen und wurde wohl nach deren Abschluss zum Doktor juris utriusque promoviert. Als Theologieprofessor in Prag traf ihn am 28. Dezember 1747 die Wahl zum Abt des Stiftes Hohenfurt. Schon im folgenden Jahr ehrte ihn der hl. Stuhl mit dem Titel eines apostolischen Protonotars.

Der Wilheringer Abt Johann Hinterhölzl war zum Begräbnis des Abtes Heidrich erschienen, der Wahl Mickls aber ferngeblieben. Obwohl er dem Neugewählten gratuliert hatte, beschwerte er sich später in Wien, dass man ihn als Vaterabt nicht eingeladen habe. Der Vorgang wurde der Prager Statthalterei zur Klärung übergeben, verlief aber im Sande. Die Rechte der Wilheringer Äbte waren schon 1734 von der Hofkanzlei endgültig zugunsten des Generalvikars der böhmischen Ordensprovinz abgewiesen worden.

Abt Quirin Mickls Regierungszeit war von mehreren Rechtsstreitigkeiten ausgefüllt, die alle zugunsten des Stiftes entschieden wurden. Dazu trug wesentlich bei, dass der Abt als Doktor beider Rechte der juristischen Materie gewachsen war. Erfolgreich war u.a. der Prozess gegen den Grafen von Buquoy um die Besetzung der Pfarre St. Anna in Heilbrunn-Brünnl [Svatá Anna, Dobrá Voda]. Der Streit mit dem Erzbischof, der damals einen Überfluss an Weltpriestern hatte, um die Besetzung der Stiftspfarreien wurde jedoch erst 1781 unter seinem Nachfolger Hermann Kurz im Sinne des Stiftes beendet. Als 1749 staatlicherseits verlangt wurde, das Kloster solle die Rechtmäßigkeit aller Stiftsbesitzungen nachweisen, konnte Abt Quirin die Urkunden innerhalb von dreieinhalb Monaten vorlegen.

Im Inneren des Klosters begründete Abt Quirin die Stiftsbibliothek, indem er über dem Südflügel des mittelalterlichen Konventbaus eigene Räume für sie bauen (1753–1755) und zahlreiche Werke anschaffen ließ, außerdem das Stiftsarchiv, das die Jahreszahl 1750 trägt. Wie wichtig ein gut gehaltenes Stiftsarchiv war, hatte sich 1749 gezeigt. Darin untergebracht wurde auch das Naturalien-, Antiken- und Münzkabinett, das von seinen Nachfolgern Hermann Kurz und Valentin Schopper noch erweitert wurde. Außerdem legte er eine Bildergalerie an. Außer der Bibliothek ließ er auch das imposante Amtshaus bauen, in dem später das Bezirksgericht untergebracht wurde, und die heutige Prälatur 1766. 1759 feierte das Stift sein 500-jähriges Bestehen. Anlässlich dieses Festes wurden der Bruder des Abtes und Prior von Königssaal, Prokop Mickl, und der Hohenfurter Konventuale und Bibliothekar Quirin Geyer zum doctor ordinis promoviert.

Quirin Mickl war der bedeutendste Gelehrte unter den Hohenfurter Äbten. Von seinem hohen Ansehen im In- und Ausland zeugen zahlreiche, ihm namentlich gewidmete philosophische und theologische Disputationen. Sein eigener handschriftlicher Nachlass umfasst 48 Foliobände und mehr als hundert Hefte in Quartformat. Davon enthalten fünfzehn Bände verschiedene von ihm verfasste Aufsätze und Dissertationen und seine im Stift und in Prag gehaltenen philosophischen und theologischen Vorträge. Dreiunddreißig systematisch abgeteilte Bände bilden eine umfassende Enzyklopädie aller über philosophische und theologische Themen bis zu seiner Zeit herausgegebenen und bekannt gewordenen Druckschriften. Vierzig Hefte (jedes zwölf Bogen stark) enthalten seine Gedichte und prosaischen Aufsätze und sechzig Hefte die Kataloge der Stiftsbibliothek. Im Druck erschienen nur zwei Werke: Lucubratio theologico-moralis circa praecipuum moralitatis systema de conscientia et actibus humanis (Vetero Pragae 1747, C. Hladky, 4°.) und Apolectus doctrinalis decisionum theologico-moralium conscientiae et actuum humanorum systema practice explanans etc. etc. (ibid. 1747, 4°.).

Abt Quirinus litt an rheumatischen Beschwerden, die ihn häufig ans Bett fesselten. Er starb am 23. Februar 1767, „zu bald“, wie der Stiftsarchivar Raphael Pavel bedauert. Sein Grabmal aus gelbem Marmor in der Marienkapelle zeigt ihn kniend vor der Gottesmutter. Es enthält die chronographische Inschrift: QVlrInVs abbas saCra et profana DoCtrlna rebVsqVe gestIs MagnVs: pIe obIIt XXIII. FebrVarII. Plora fili, deplora Patrem ac dignum memoria; die: Requiescat in pace. Pro perpetua gratitudine et minervali DDD.

gge, April 2017

  1. Die Taufmatrikel gibt den Namen „Joannes Christianus“ an, der aber durchgestrichen und mit „Antonius“ überschrieben ist. In der Literatur findet sich auch die Angabe „Johann Christian Alois“. Worauf sich diese stützt, ist unklar.

Daten:

Vest.: 1731; Prof.: 24. Juni 1732; Sac.: 4. Juni 1735; prim.: 29. Sep. 1735; Abbas: 28. Dez. 1747.

Werke:

Lucubratio theologico-moralis circa praecipuum moralitatis systema de conscientia et actibus humanis (Vetero Pragae 1747, C. Hladky, 4°.) · Apolectus doctrinalis decisionum theologico-moralium conscientiae et actuum humanorum systema practice explanans etc. etc. (ibid. 1747, 4°.)

Literatur:

Gottsmich, Severin: Hohenfurt. Zur Geschichte seines Stiftes und seiner Pfarreien, in: Cistercienser Chronik 76 (1969) S. 27–139 · Kaindl, Dominik: Geschichte des Zisterzienserstiftes Hohenfurt in Böhmen. Hohenfurt, 1930, S. 96–100 · Ein lateinisches Preisgedicht (Ekloge) auf die Hauptstadt Prag von einem Baccalaureus der Prager Hochschule und Poeta laureatus, dem nachmaligen Abt des Cistercienserstiftes Hohenfurt, Dr. Quirin Alois Mickl († 1769) Veröffentlicht, mit einer Einleitung versehen und commentiert von Prof. Rudolf Schmidtmayer, in: XXIX. Programm des k.k. deutschen Staats-Gymnasiums in Budweis 1899–1900, S. [3]–39 · Pavel, Raphael: Hohenfurt, in: Beiträge zur Geschichte der Cistercienser-Stifte. (=Xenia Bernardina III). Wien : A. Hölder, 1891, S. 344f. · Proschko, Franz Isidor: Das Cistercienser-Stift Hohenfurth in Böhmen. Linz: Babette Eurich, 1858 · Mikowec, Ferdinand Bretislav: Das Cistercienserstift Hohenfurt in Böhmen. Eine monografische Skizze. Wien und Olmütz: Eduard Hölzel, 1858 · M[illauer], M[aximilian]: Reihenfolge der Äbte des Cistercienser-Stiftes Hohenfurth, in: Monatsschrift der Gesellschaft des Vaterländischen Museums in Böhmen, 2. Jg. Prag, 1828, S. 166–178.

Normdaten:

GND: 102905967 · BEACON-Findbuch · CERL: cnp00325351

Zitierempfehlung: Mickl, Quirin, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 23.10.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Mickl,_Quirin

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