Miroudot, Jean-Baptiste

Mémoire sur le Ray-Grass ou Faux-Seigle
Nancy, 1760; Titelblatt

Jean-Baptiste du Bourg-Miroudot

Zisterzienser; Bischof von Babylon und französischer Generalkonsul in Bagdad

* 17. Nov. 1717 Vesoul, Haute-Saône
† 22./23. Mai 1798 Paris

Der spätere Bischof Jean-Baptiste du Bourg-Miroudot stammte aus einer ursprünglich in Lothringen ansässigen Familie, deren ältestes bekanntes Mitglied Jacquot du Bourg Rat des Herzogs René von Lothringen gewesen war. Sein Sohn Adam du Bourg war 1512 von Herzog Antoine von Lothringen nobilitiert worden (bestätigt von König Ludwig XVI. 1777). Dessen Sohn Guillaume war im Verlauf des 16. Jahrhunderts aus Lothringen in die Freigrafschaft Burgund gekommen, hatte dort Marguerite Miroudot geheiratet und ihren Familiennamen angenommen. Der Name Du Bourg erscheint erst wieder um 1775 mit Claude-Gabriel du Bourg-Miroudot, seigneur de Saint-Ferjeux, Advokat am Obersten Gerichtshof (Parlement) in Besançon und später Subdelegat der Intendantur der Franche-Comté. Aus dessen Ehe mit Adrienne-Alexandrine Perrot entstammt Jean-Baptiste du Bourg-Miroudot als zweites Kind, geboren am 17. November 1717 in Vesoul in der Franche-Comté.

Miroudot erhielt seine Schulbildung am Kolleg seiner Heimatstadt und trat dann in die nahegelegene Abtei Bithaine ein. 1741 legte er im Mutterkloster Morimond die Profess ab, ging dann nach Vaux-en-Barrois und kehrte nach einiger Zeit wieder nach Morimond zurück. Sieben Jahre war er Pfarrer in Lisle-en-Barrois in Lothringen, wo er sich unter anderem mit Agrikultur beschäftigte und versuchte, den Anbau von Ray- oder Weidelgras in Frankreich einzuführen. Aus dieser Zeit stammt eine Abhandlung zu diesem Thema, die auch ins Deutsche übersetzt wurde (Mémoire sur le ray-grass ou faux-seigle, Nancy 1760; deutsch: Abhandlung von dem Ray-Grase, Carlsruhe 1762). König Stanislas Leszczyński, Herzog von Lothringen, auf dessen Veranlassung die Abhandlung gedruckt wurde, stellte Miroudot ein Versuchsgelände zur Verfügung, ernannte ihn zum Hofkaplan und besorgte ihm den Titel eines Abtes von Géripont in partibus[1]. Die Akademien von Metz und Nancy nahmen Miroudot als Mitglied auf. Der Erfolg des Versuchsanbaus ist nicht überliefert.

Ende 1763 erscheint Miroudot als Mönch im Zisterzienserstammkloster Cîteaux, wo er einige Zeit Novizenmeister war. Zum Generalkommissar des Ordens ernannt, hatte er die Aufgabe, die Klöster am Rhein und in Deutschland zu visitieren und war 1771 Delegierter auf dem Generalkapitel. Danach als Oberer in die Abtei Bonneval in der Provinz Rouergue gesandt, konnte er dort die Ordnung und Disiplin nicht wiederherstellen und wurde schließlich in das Kloster Landais im Berry versetzt.

Am 20. September 1773 schlug ihn der Marineminister Pierre Étienne Bourgeois de Boynes als französischen Konsul in Bagdad und damit Bischof von Babylon vor[2], stieß jedoch auf den Widerstand der Kongregation Propaganda Fide in Rom, die Miroudot wegen seines schlechten Rufes nicht für geeignet hielt[3]. König Ludwig XVI. ernannte ihn mit Provision vom 2. Januar 1775 schließlich doch zum Konsul und mit Provision vom 9. Dezember 1776 zum Generalkonsul (mit einem Jahresgehalt von 12.000 Livres). Die Bischofsweihe erteilte ihm der nominierte Erzbischof von Besançon, Raymond de Durfort, am 21. Juni 1776 in der Schlosskapelle von Versailles. Danach beschäftigte sich der Neugeweihte v.a. mit der Regelung seiner Einkünfte, besonders der Mensa des Bistums Babylon, die die Propaganda Fide seiner Ansicht nach zu niedrig angesetzt hatte. Er führte darüber einen umfangreichen und ermüdenden Schriftverkehr mit dem Protektor Frankreichs beim Hl. Stuhl in Rom, Kardinal Bernis, dem er, wie Masson in seiner Abhandlung über Bernis bemerkt, „keinen Moment Ruhe ließ“ (Miroudot ne laisse pas à Bernis un instant de tranquillité[4]) Miroudot plante auch, seinen Großneffen Pierre-Joseph Beauchamp OCist, Professe von Cîteaux, mit nach Bagdad zu nehmen, wenn dieser seine astronomischen Studien beendet hätte, verschob seine Abreise aber immer wieder.

Erst als der König im Dezember 1780 die Abreise befahl, machte sich Bischof Miroudot auf den Weg und schiffte sich, nach einem mehrmonatigen Zwischenaufenthalt in Lyon, am 22. Juli 1781 in Marseille ein. Er kam jedoch nur bis Aleppo (im heutigen Syrien), wo er sich an einer Fistel operieren ließ und um Genesungsurlaub bat. Nachdem er dort am 14. April 1782 seinen Nachfolger Jean-François Rousseau, der an seiner Stelle zum Generalkonsul ernannt wurde, begrüßt und seinen Neffen Beauchamp als Vizekonsul vorgeschlagen hatte, erhielt er den gewünschten Urlaub und kehrte im Laufe des Juni 1782 nach Europa zurück. In Italien angekommen, begab er sich nach Rom, ohne die Erlaubnis des Marineministers einzuholen, der ihn von seinem Posten als Generalkonsul abberief (31. August 1783). Damit verbunden war der Verlust der jährlichen Einkünfte. Erfolglos bemühte sich Miroudot um eine staatliche Pension in gleicher Höhe, hatte jedoch in Rom ein päpstliches Breve erwirkt, das ihm sein Bistum und die damit verbundene Mensa (bezahlt von der Propaganda Fide) erhielt.

Im März 1784 nach Paris zurückgekehrt, ließ er sich im Kloster Notre-Dame nieder, von wo aus er dem Erzbischof von Paris bei verschiedenen Gelegenheiten als Weihbischof diente[5]. Von seinen (adeligen) Bischofskollegen ablehnend empfangen und auch nicht in die Gesellschaft aufgenommen, wechselte er mit der Revolution die Seiten, schwor sofort den Eid auf die Zivilverfassung für den Klerus und assistierte Talleyrand, Bischof von Autun, am 24. Februar 1791 in der Kirche der Oratorianer in der Rue Saint-Honoré bei der Weihe der ersten konstitutionellen (schismatischen) Bischöfe[6]. Deshalb von Pius VI. mit Breve vom 13. April 1791 a divinis suspendiert, verlor er auch das Pallium und die bischöflichen Einkünfte.

Er starb verarmt in der Nacht vom 3. auf den 4. Prairial VI im Hospice des Incurables in Paris.

gge

  1. Jerpoint, eine im 16. Jahrhundert untergegangene irische Zisterzienserabtei
  2. heute (lateinisches) Erzbistum Bagdad, ein Bistum, das seit seiner Errichtung durch Papst Urban VIII. 1632 immer mit einem Franzosen besetzt wurde.
  3. Man warf ihm Frauengeschichten vor, außerdem einen Mangel an Sitten, Ehre, Rechtschaffenheit und Religion.
  4. Frederic Masson: Le Cardinal de Bernis Depuis Son Ministere, 1758–1794. Paris: E. Plon, Nourrit et cie, 1884, S. 428–430. Auch abgedruckt in: Odon Jean Marie Delarc: L'église de Paris pendant la Révolution Franc̜aise, 1789–1801, Band 1, Paris: Desclée de Brouwer, 1895, S. 413–414.
  5. U.a. weihte er 1789 den späteren Abt von Melleray, Antoine de Beauregard, zum Priester.
  6. Louis-Alexandre Expilly de La Poipe, Bischof von Finistère, und Claude Marolles, Bischof von Aisne

Werke:

Mémoire sur le ray-grass ou faux-seigle, présenté au roi de Pologne, le 29 juin 1760. Nancy: La Veuve & Claude Lescure, 1760 (deutsch: Gründlicher Unterricht wie der Ertrag der Feld-Güter besonders durch Anlegung künstlicher Wiesen auf eine erstaunliche Weise erhöhet werden kan: aus dem Französischen übersetzt. Fischer: Frankfurt und Leipzig, 1762 [Digitalisat] und Abhandlung von dem Ray-Grase des Herrn Miroudot, Abts zu Jeripont Cistercienser Ordens, und Hofcapellans Ihro Majestät des Königs in Pohlen, Herzogs zu Lothringen und Bar, auch Mitgliedes der königl. Geselschaft zu Metz: Aus dem Französischen übersezt. Macklot: Carlsruhe, 1762 [Digitalisat]).

Literatur:

Mézin, Anne: Les consuls de France au siècle des lumières (1715–1792). Paris : Ministère des Affaires étrangères, Direction des archives et de la documentation, 1998, S. 157–161 · Viton de Saint-Allais, Nicolas et. al.: Nobiliaire universel de France: ou Recueil général des généalogies historiques des maisons nobles de ce royaume, Band 2, Paris, 1814, S. 290–292

Normdaten:

GND: 141491965 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Miroudot, Jean-Baptiste, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 2.02.2019, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Miroudot,_Jean-Baptiste

Vorlage:Page.name: MIROUDOT, Jean-Baptiste OCist (1716–1798) – Biographia Cisterciensis