Montgaillard, Bernard

Bernard de Montgaillard

Bernard de Montgaillard

Abt von Nizelles 1601–1605; Abt und Reformer von Orval 1605–1628

* 03. Dez. 1562 Montgaillard, Tarn-et-Garonne
08. Juni 1628 Orval

Bernard de Percin de Montgaillard entstammte dem südfranzösischen Adelsgeschlecht Percin und wurde im Dezember 1562 als zweiter Sohn[1] des Bertrand de Percin, Herr von Montgaillard-en-Lomagne in der Gascogne, sowie seiner Gattin Antoinette du Vallet geboren. Er scheint ein hochbegabtes Kind gewesen zu sein, denn bereits mit zwölf Jahren hatte er seine Gymnasialstudien (Humaniora und Philosophie) beendet.

Der „kleine Feuillant“

Als Sechzehnjähriger kam er 1579 in die Zisterzienserabtei Feuillant bei Toulouse, mit deren Reform Abt Jean de la Barrière 1573 begonnen hatte, und wurde schon im Alter von 19 Jahren (mit päpstlicher Dispens) zum Priester geweiht. Als Barrière von König Heinrich III. eingeladen wurde, ein Kloster in Paris, rue Saint Honoré, zu gründen, wählte er Montgaillard als Oberen der Neugründung aus (1588).

Montgaillard fiel durch seine außerordentliche Predigtbegabung auf, zunächst in Rieux, Toulouse und Rodez, später auch in Rouen und Paris. Justus Lipsius lobt ihn ausdrücklich in seinen Opera omnia (Bd. 2, Antwerpen, 1637, S. 355). König Heinrich III. und seine Mutter Katharina von Medici, die ihn bei den Augustinern vor den Rittern des Ordens vom Heiligen Geist hatten predigen hören, luden ihn ein, die Fastenpredigten in der Kirche Saint Germain l’Auxerrois in Paris zu halten.

Auf der Seite der katholischen Liga widersetzte sich Montgaillard nach dem Tod König Heinrichs III. 1589 vehement der Thronbesteigung des protestantischen Heinrich von Navarra und wurde unter dem Sobriquet „der kleine Feuillant“ bekannt. Am 13. Mai 1590 nahm er an der (teilweise bewaffneten) Prozession des Klerus gegen Heinrich IV. in den Straßen von Paris teil. Seine politische Parteinahme war es vielleicht auch, die ihn in Opposition zu dem Heinrich III. treu ergebenen Jean de la Barrière brachte. Auf dem Generalkapitel der Feuillanten 1590 in Rom zwang der päpstliche Legat beide zum Rücktritt. Jean de la Barrière wurde in Rom unter Hausarrest gestellt, Bernard de Montgaillard wegen seiner Opposition gegen König Heinrich IV. in die Zisterzienserabtei Sint-Salvator in Antwerpen verwiesen, die zu dieser Zeit auch als ’Gefängnis’ des Zisterzienserordens diente. Nachdem auch dort sein Ruf als Prediger bis zum Hof nach Brüssel gedrungen war, ernannte ihn Erzherzog Albrecht, Regent der Spanischen Niederlande, zu seinem Hofprediger (prédicateur ordinaire).

Zisterzienserabt in Nizelles und Orval

Von einer gemeinsamen Reise durch Deutschland, Italien und Spanien zurückgekehrt, setzte Erzherzog Albrecht seinen Hofprediger Montgaillard 1601 an die Spitze der Zisterzienserabtei Nizelles in Brabant, damit er dort die klösterliche Disziplin wiederherstelle. Dort gründete Montgaillard auch ein gemeinsames Noviziat für die niederländischen Zisterzen. Als 1605 Abt Remacle Servais von Orval starb, setzte Erzherzog Albrecht Montgaillard gegen den erklärten Willen des Konvents, der vier andere Kandidaten zur Auswahl vorgeschlagen hatte, (und aus Sicht des Ordens widerrechtlich) an die Spitze der Abtei, zu der sich Montgaillard mit staatlicher Gewalt, d.h. mit bewaffneter Hand und in Begleitung eines Regierungskommissars, Zutritt verschaffen musste.

Dank seiner außergewöhnlichen Persönlichkeit gewann Montgaillard allmählich die Wertschätzung und das Vertrauen der Mönche. Als vorbildlicher Verwalter verbesserte er die Finanzen, richtete die Zehntscheunen und Mühlen wieder auf, ließ die Klostergebäude restaurieren und stellte vor allem die klösterliche Disziplin wieder her, u.a. indem er mit Billigung des 1624 in Orval verstorbenen Abtes Denis Largentier von Clairvaux die sog. strenge Observanz einführte. Er zog dadurch viele Berufungen an, sodass die Abtei bei seinem Tod etwas 50 Zisterzienser zählte. Auch den Menschen der Umgebung blieb er nahe; bei der großen Hungersnot 1626 ließ er die Getreidespeicher der Abtei öffnen und das Getreide kostenlos an die Bedürftigen verteilen.

Mehrere ihm angetragene Abteien und zwei Bischofsstühle (Pamiers, Angers) hatte Montgaillard ebenso ausgeschlagen wie die berühmte Zisterzienserabtei Morimond. Bei den Trauerfeierlichkeiten nach dem Tod des Erzherzogs Albrecht hielt er die Leichenpredigt, die erhalten ist, weil sie im Druck erschien. Überliefert sind ferner einige Predigten und Briefe. Alle anderen Schriften hatte er in der letzten Zeit seiner Krankheit verbrannt. Wenige Monate vor seinem Tod schrieb er die Ordinationes nieder, die das Leben des Hauses regeln sollten. Dieser Text wurde später von seinem Nachfolger Karl von Bentzeradt, Abt von 1668 bis 1707, zu einer weiteren, strengeren Reform verwendet.

Bernard de Montgaillard starb am 8. Juni 1628 in Orval an der „Wassersucht“ und wurde vor den Stufen vom Dormitorium in die Abteikirche beigesetzt (er selber hatte sich aus Demut eine noch bescheidenere Ruhestätte gewünscht). Die Leichenpredigt hielt Abt André Valladier von St. Arnould in Metz (gedruckt Luxemburg, 1629). Sein Grab ist erhalten, sein Andenken wird bis heute gepflegt. Die hohe Blüte, zu der er die Abtei in den 23 Jahren seines Wirkens geführt hatte, brachte ihm die Bezeichnung als „zweiter Gründer von Orval“ ein. Sein Nachfolger wurde Laurentius Michaelis, genannt von La Roche.

gge, Juni 2020

  1. Sein älterer Bruder Jean de Percin war zunächst écuyer, dann gentilhomme ordinaire de la chambre du roi und erhielt 1586 das Kommando über eine Kompanie gens d’armes im Herr von Mayenne.

Daten:

Sac.: um 1582; Abbas: 1601.

Werke:

Le soleil eclipsé ou Discours sur la vie et mort du serenissime archiduc Albert prince souverain des Pays-Bas et de Bourgogne, à la sérénissime princesse Madame Isabelle-Claire-Eugénie, infante d'Espagne, par Dom Bernard de Montgaillard. Bruxelles: chez Hubert Anthoine, 1622 · Sermones in praecipuis festis Beatae mariae Virginis. Madrid, 1614.

Literatur:

Graffin, Roger: Bernard de Montgaillard, abbé d'Orval. Dole 1896 · Grégoire, Paul-Christian: L’abbaye d’Orval au fil des siècles, Metz: Éditions Serpenoise, 2002 · Tillière, Nicolas: Histoire de l’abbaye d’Orval. 7. Auflage. Villers-devant-Orval: Éditions d’Orval, 1967 · Gayne, Pierre: Un de nos compatriotes oubliés: le moine ligueur Bernard de Montgaillard ou le « Petit-Feuillant » (1562–1628), in: Bulletin archéologique, historique et artistique de la Société archéologique du Tarnet-Garonne, 1969–1970. S. 51–78 · Rogier, Hugues: Bernard de Montgaillard; L’histoire mouvementée d’un grand abbé d’Orval. Neufchâteau: Weyrich, 2013, ISBN 978-2-87489-184-7 (Romanbiographie).

Normdaten:

GND: 132678608 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Montgaillard, Bernard, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 9.06.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Montgaillard,_Bernard

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