Muhren, Stephanus

Stephanus Muhren

Stephanus Muhren OCist

Zisterzienser der Abtei Val-Dieu; Widerstandskämpfer, NS-Opfer

* 14. Sep. 1908 Bergen-op-Zoom, Niederlande
09. Okt. 1943 Bunnik bei Utrecht, Niederlande

Stephanus Muhren, Taufname Petrus („Piet“) Johannes Cornelis, wurde am 14. September 1908 in Bergen-op-Zoom in den Niederlanden als jüngster der drei Söhne von Engelbert Muhren und Catharina Slootmans geboren. Er besuchte die katholische Kweekschool in Oudenbosch, dann die Sint-Pietersschool in ’s-Hertogenbosch.

1929 als Bruder Canisius in das Noviziat der Zisterzienserabtei Mariënkroon eingetreten, wechselte er 1933 in die unter Personalmangel leidende Abtei Val-Dieu (Godsdal) in Aubel, Belgien, gleich hinter der niederländischen Grenze, blieb aber niederländischer Staatsbürger. In Val-Dieu erhielt er den Ordensnamen Stephan (frz. Étienne) und war dort Pförtner. 1933 unternahm er mit Pater Hugo Jacobs eine Reise in die Vereinigten Staaten von Amerika, um dort die Möglichkeit einer Klostergründung zu prüfen. Am 5. Juli 1936 in Val-Dieu zum Priester geweiht, war er in den nächsten Jahren Kantor und lehrte Kirchenrecht, Dogmatik und Philosophie an der Hauslehranstalt. Auch erhielt er die päpstliche Erlaubnis, verbotene Bücher zu lesen und aufzubewahren.

Als die Deutschen im Mai 1940 in die Niederlande und in Belgien einmarschierten, floh er nach Westen, wurde aber knapp hinter der französischen Grenze bei Saint-Omer von der deutschen Armee überholt. In Poeke, Belgien, landete er mitten in den Kämpfen und half Verletzten. Ein heftiger Hass auf die Deutschen flammte in ihm auf. Wegen der deutschen Herkunft des Abtes Alberich Steiger weigerte er sich nach der Kapitulation zunächst, nach Val-Dieu zurückzukehren, ließ sich aber überzeugen, dass auch Abt Alberich ein Gegner der Nazis war. Zusammen mit Pater Hugo Jacobs arbeitete er in den folgenden Jahren für den Widerstand.

Das Widerstandsnetzwerk Clarence war sowohl in den Niederlanden als auch in Belgien aktiv und konzentrierte sich auf Spionage und Unterstützung für versteckte Juden, alliierte Piloten und junge Menschen, die sich dem Reichsarbeitsdienst entzogen. In Eijsden wurden Flüchtlinge aus den Niederlanden über die Abtei nach Brüssel oder an die französische Grenze in Givet gebracht, wo sie an andere Widerstandsgruppen übergeben wurden. Im Zuge der Spionagetätigkeit überwachte P. Stephanus auch die deutschen Eisenbahnaktivitäten im Grenzgebiet. Um durch seine häufigen Pendelfahrten mit dem Rad entlang der Bahnstrecken keinen Verdacht zu erregen, erklärte er sie mit Frauenbesuchen und erhielt daher den Spitznamen „Père Amoureux“. Als der Leiter des Netzwerks, Jules Goffin, an Weihnachten 1942 ausfiel, ersetzte ihn P. Stephanus und übernahm die Leitung des Netzwerks. Gemeinsam mit P. Hugo und Pol Nolens, Weltpriester in Charneux, wurde eine geheime, in Charneux auf Schablonen reproduzierte Zeitung verteilt, die in den drei Landessprachen („La Tribune Libre“ auf Französisch, „Het Vrije Woord“ auf Niederländisch und „Das Freie Wort“ auf Deutsch) die Verbrechen der Deutschen anprangerte.

Nachdem die deutsche Spionageabwehr das Netz infiltriert hatte, kam es zu Verhaftungen. Am 18. März 1943 wurde Val-Dieu von der Geheimen Feldpolizei umstellt, P. Stephanus verhaftet und in Lüttich inhaftiert (der abwesende P. Hugo einen Tag später). Der Abt wurde als Geisel genommen. Im SD-Polizeigefängnis in Haaren versuchte der Sicherheitsdienst, den beiden Mönchen ein Geständnis über die Beteiligung des Abtes am Widerstand abzupressen, doch entlasteten ihn beide; er wurde schließlich freigelassen.

Am 27. Juli 1943 wurden die beiden Mönche mit den übrigen verhafteten belgischen Widerstandskämpfern in das Kriegswehrmachtgefängnis in der Gansstraat in Utrecht verlegt. Zwölf von ihnen, darunter P. Stephanus und P. Hugo, wurden wegen „Spionage und Feindbegünstigung“ zum Tode verurteilt. Begnadigungsanträge des Abtes wurden abgelehnt, das Urteil für neun von ihnen am 9. Oktober 1943 in Fort Bij Rijnauwen in Bunnik (bei Utrecht) vollstreckt. Die Leichen wurden eingeäschert, die Asche der Mönche später auf dem Klosterfriedhof Val-Dieu beigesetzt.

Im Fort Rijnauwen und in der Abteikirche Val-Dieu erinnert eine Gedenktafel an Stephanus Muhren und Hugo Jacobs.

gge, Mai 2020


Daten:

Sac.: 5. Juli 1936.

Literatur:

De Jongh, Paul: Grenzeloos verzet: Over spionerende monniken, ontsnappingslijnen en het Hannibalspiel, 1940–1943. Turnhout: Brepols, 2018. ISBN 978-90-5622-072-3.

Zitierempfehlung: Muhren, Stephanus, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 14.05.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Muhren,_Stephanus

Vorlage:Page.name: MUHREN, Stephanus OCist (1908–1943) – Biographia Cisterciensis