Overtvelt, Everard

Everard van Overtvelt

Everard van Overtvelt

Abt der Zisterzienserabtei Ten Duinen 1442–1457

† 9. Nov. 1457 Brügge

Everard oder Evrard van Overtvelt stammte aus Brügge und hatte den Zisterzienserhabit nach 1432 in Boudelo (Klein-Sinaai, bei Hulst) unter Abt Daniel Milis (Militis) erhalten. Er wurde am 14. Oktober 1442, dem Todestag seines Vorgängers Pieter de Forro, zum Abt von Ten Duinen gewählt und erhielt seine Bullen von Papst Eugen IV. schon am 21. November. Er war ausgewählt worden, weil er der Bruder Paul van Overtvelts war, dem Vogt von Brügge, Berater Herzog Philipps des Guten und Generaleinnehmer der Herzogin Isabella. Auf diese Weise entging man der Kommende.

Der Chronist Adriaan de But berichtet, dass nach dem Tod des Abtes Pieter de Forro Zwietracht unter den Brüdern der Dünenabtei herrschte. Herzog Philipp (1419–1467) wollte diese Situation ausnutzen, um einen Kommendatarabt einzusetzen, nämlich seinen ehemaligen Kanzler des Goldenen Vlieses, Guillaume Fillastre, der damals Bischof des (kaum rentablen) Bistums Verdun war[1]. Herzogin Isabella von Portugal wollte die Abtei ihrem Neffen, Jakobus von Portugal, überlassen, Sohn ihres Bruders Peter von Coimbra. Es musste also eine schnelle Lösung gefunden werden.

Der dem Konvent aufgedrungene Evrard war nicht als Abt geeignet; er hatte kaum Autorität und seine Verwaltung war miserabel. Die Mönche nahmen Anstoß an seinem weltlichen Lebensstil und seinem eigenwilligen Handeln. Sie waren auch der Meinung, dass er sich von Verwandten und Beratern von außerhalb der Abtei missbrauchen und erpressen ließ. Das ging so weit, dass sein Prior Egidius van Damme (Egidius de Sancta Labina) zurücktrat und sich als Beichtvater zu den Zisterzienserinnen von Spermalie (Neu-Jerusalem) zurückzog.

Der ungeschickte Abt Everard hatte aber auch die Umstände der Zeit gegen sich. Die Versuche der Abtei (ab 1446), mehrere hundert Hektar überschwemmtes Land in Ossenisse (Hulsterambacht) einzudämmen und zu bewirtschaften, scheiterten aus vielen Gründen. Dazu kamen die vom Herzog auferlegten sehr hohen Steuern. 1451 verwüstete eine Überschwemmung die Vier Ambachten (ungefähr das heutige Oost-Zeeuws-Vlaanderen). Vor allem aber gab es 1449 bis 1453 den Genter Aufstand gegen Philipp den Guten, durch den die Besitztümer in den Vier Ambachten und bei Saeftinghe sehr großen Schaden erlitten. Adriaan de But erinnert sich an ein Gelübde, das Abt Everard 1448 während eines Sturms ablegte, den er in der Grangie von Zande erlebte und der jeden Moment die Deiche wegzureißen drohte. Evrard war es auch, der das Haus in Nieuwpoort erwarb, das später zum Refugium der Dünenabtei wurde.[2]

Der Abt hatte großes Vertrauen in die Fähigkeiten seines Kellermeisters Jan Crabbe. Er wollte ihm sein Amt noch zu Lebzeiten übergeben, um die Kommende zu vermeiden und auch, weil er sich von seiner Krankheit in seinen Kräften eingeschränkt fühlte. Er hatte bereits Schritte in Rom eingeleitet, als er am 9. November 1457 in Brügge an der Wassersucht starb. Noch am 1. Mai 1457 hatte er bei der Translation der Reliquien des hl. Arnold von Tiegem (Arnulf von Soissons) in Oudenburg assistiert. Er hinterließ einen enormen Schuldenberg.

gge, Mai 2023

  1. nicht von Toul, wie De But schreibt, seine Versetzung nach Toul fand erst 1449 statt
  2. Schon 1313 hatte die Abtei dort ein Haus besessen, aber an anderer Stelle.

Daten:

Abbas: el. 14. Okt. 1442.

Literatur:

Berlière, Ursmer OSB: Monasticon belge, Bd. 2–3 (1966), S. 402–403 · Schockaert, Thomas-Eric OSB: De abten der Cisterciënzerabdij Onze-Lieve-Vrouw-ten-duinen te Koksijde (1107–1627). Overzicht van vijf eeuwen eb en vloed in een monastieke gemeenschap, Gemeente Koksijde, 2005, S. 433.

Zitierempfehlung: Overtvelt, Everard, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 9.05.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Overtvelt,_Everard

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