Petrus von Zittau

Petrus von Zittau

Petrus von Zittau

Peter von Zittau; lat. Petrus Zittaviensis

3. Abt der Zisterzienserabtei Königsaal 1316–c1339; Chronist, geistlicher Schriftsteller

* um 1275 Zittau, Sachsen
† um 1338

Der aus dem damals zu Böhmen gehörenden Zittau stammende Petrus trat zwischen 1297 und 1305 in die südlich von Prag gelegene Zisterzienserabtei Königsaal (Aula regia) ein. Über seinen Lebensweg ist im Wesentlichen nur bekannt, was er selbst in seiner Chronik berichtet.

1305 nahm er an der Beisetzung des Königs Wenzel in der Königsaaler Klosterkirche teil, die damit zur Grablege der Přemysliden wurde. Für 1309 ist er als Kaplan des ersten Abtes Konrad von Erfurt (reg. 1292–1312 und 1314–1316) nachgewiesen, den er in den folgenden Jahren auf vielen Reisen begleitete, u.a. 1309 zum Generalkapitel nach Cîteaux. 1313 nahm er am Italienzug Kaiser Heinrichs VII. teil und wurde nach dem Rücktritt Konrads 1316 Abt, als der er mehr als 20 Jahre wirkte.

Gekennzeichnet ist sein Abbatiat durch die Förderung des Klosters in weltlicher (Grundbesitz und Bauten) sowie geistlicher Hinsicht und seine enge Verbindung zum böhmischen Königshof, vor allem mit Königin Elisabeth († 1330), die Königsaal intensiv förderte (NDB). Auch als Abt unternahm er zahlreiche Reisen in das Reich, nach Trier, Frankfurt, Würzburg, Regensburg, meist im Umfeld der Königsfamilie, und nahm 1337 am Generalkapitel in Cîteaux teil. 1338 ließ er die ausgebrannte Andreaskirche in Prag, als deren promotor et patronus, wiederherstellen.

Petrus veranlasste die Anlage eines (in Fragmenten erhaltenen) Diplomatariums (158 Urkunden) und eine ebenfalls fragmentarisch erhaltene Sammlung von Wundern, die sich seit der Gründung des Klosters bis in seine Zeit ereignet haben sollen (Liber secretorum Aulae regiae). Daneben schrieb er ein kleines geistliches Handbuch für Zisterzienser (Formula Domini Petri Abbatis Aulae regiae composita)[1] und stellte in zwei Büchern 131 Predigten zusammen[2], die er für die Mönche seines Klosters gehalten hatte.

Von herausragender Bedeutung ist Petrus jedoch als Chronist. Er führte die von seinem Vorgänger Otto von Thüringen († 1314) begonnene Königsaaler Chronik Chronicon Aulae regiae fort, eine tagebuchartige Darstellung der böhmischen Geschichte zwischen 1253 und 1338, geschrieben in Reimprosa mit zahlreichen Verseinschüben und dem Waldsassener Abt Johann gewidmet.[3] Sie wurde nach 1339 von Franz von Prag zur Chronica Pragensis umgearbeitet und zählt zu den bedeutendsten spätmittelalterlichen Geschichtsquellen Böhmens. Ungesichert ist, ob Petrus auch der Verfasser des ihm mitunter zugeschriebenen Traktats Malogranatum ist.

Petrus war im Februar 1338 noch am Leben. Danach bricht sein Chronicon ab. Weitere Nachrichten sind nicht überliefert.

gge, Jan. 2022

  1. Herausgegeben von Viktorin Panhölzl: Des Petrus von Zittau klösterliche Lebensregeln in lateinischen Versen, in: Cistercienser Chronik 49 (1937), S. 353–358
  2. nicht ed.; Verzeichnis in: Schneyer, Johannes Baptist: Repertorium der lateinischen Sermones des Mittelalters 4 (1972), S. 807–817
  3. Ausgaben: Loserth, Johann: Die Königsaaler Geschichts-Quellen, in: Fontes rerum austriacarum, Scriptores VIII, 1875; Emler, Josef: Petra Žitavského Kronika Zbraslavská, in: Fontes rerum Bohemicarum IV, 1884, S. 1–337

Daten:

el. 11. Sep. 1316.

Werke:

Die Königsaaler Chronik. Herausgegeben von Stefan Albrecht. Aus dem Lateinischen übersetzt von Josef Bujnoch und Stefan Albrecht. (Forschungen zu Geschichte und Kultur der Böhmischen Länder, Bd. 2), Frankfurt am Main 2014 · siehe auch: Chronicon Aulae Regiae, Repertorium Fontium 3, 276.

Literatur:

Haid, Kassian: Peter von Zittau als Cistercienser-Geschichtsschreiber, in: Cistercienser Chronik 43 (1931), S. [285]–289 · Pabst, Bernhard: Peter von Zittau, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 6 (1993), Sp. 1940 · Gerwing, Manfred: Malogranatum. München 1986 · Eberhard, Winfried: Petrus von Zittau, in: Lexikon für Theologie und Kirche 3, Bd. 8 (1999), Sp. 144 · Hohnemann, Volker: Peter von Zittau, in: Neue Deutsche Biographie NDB, Bd. 20 (2001), S. 232f · Innocenti, Marco: Peter von Zittau, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL), Band 20, Bautz, Nordhausen 2002, Sp. 1168–1174 · Marani-Moravová, Běla: Peter von Zittau. Abt, Diplomat und Chronist der Luxemburger. Ostfildern: Thorbecke 2019 (Vorträge und Forschungen, Sonderband 60) · Pescheck, Christian Adolph: Petrus von Zittau, Abt zu Königsaal in Böhmen, ums Jahr 1300. Zittau und Leipzig, 1823

Normdaten:

GND: 118790668 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Petrus von Zittau, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 27.01.2022, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Petrus_von_Zittau

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