Pflugk, Bartholomäus

Bartholomäus Pflugk

Bartholomäus Pflugk

Abt des Klosters Neuzelle 1635–1641

† 7. Jan. 1641 Wittichenau, Oberlausitz

Bartholomäus Bernardus Pflugk oder Pfluk stammte aus Kamenz in Sachsen und hatte 1622 die Jesuitenakademie in Olmütz besucht. Am 25. März 1622 legte er unter Abt Adam Wolfgang in der Zisterzienserabtei Grüssau Profess ab. 1629 war er Propst in Warmbrunn und interimistisch Pfarrer im nahegelegenen Hirschberg [Jelenia Góra]. Mit Datum Wien 22. April 1632 wurde er vom Kaiser zum Administrator des nach dem Tod des Abtes Hugo Stimmer vakanten Klosters Neuzelle in der Lausitz eingesetzt, das nach der Plünderung durch die Schweden nur noch eine verwaiste Ruine war. Die landesherrlichen Kommissare hatten nicht einmal mehr die Aktiva und Passiva aufnehmen können, da alle Unterlagen verloren waren. Aus eigener Machtvollkommenheit und ohne Rücksprache mit dem Kaiser hatte der Landvogt dort schon Verwalter eingesetzt.

Ob und wie der kaiserliche Administrator Pflugk die Abtei in Besitz nehmen konnte, ist nicht bekannt. Im Juli wandte er sich an den Kurfürsten, um die in Wittichenau vom Landeshauptmann der Oberlausitz beschlagnahmten Neuzeller Sachen (hauptsächlich Urkunden, Kirchensilber und Paramente) zurückzuerlangen, hatte aber nur wenig Erfolg. Danach klafft eine große Lücke in der Überlieferung (Töpler). Am 11. Dezember 1632 schenkte der schwedische Reichskanzler Oxenstierna die Klosterherrschaft dem Generalkriegskämmerer Langmann. Pflugk wird erst in einem Schreiben vom 5. Dezember 1633 aus Ossegg in Böhmen wieder fassbar, mit dem er den Landvogt auffordert, ihn nach der inzwischen erfolgten Befreiung des Landes von den Schweden in seine Rechte einzusetzen. In dem Schreiben bezeichnet er sich selbst als „verordneter Abbt und Herr zu Neuenzelle“, muss also in der Zwischenzeit zum Abt ernannt (nicht gewählt) worden sein. Unbekannt ist, von wem und wann. Am 6. März 1634 wurde er vom Kaiser in Wien bestätigt, nachdem ihn auch der am 17. oder 18. Dezember 1633 verstorbene Generalvikar Georg Vrat (Urath) als Abt anerkannt und bestätigt hatte.

Sein von Kommissaren des Landvogtes verwaltetes Kloster konnte Pflugk trotz der kaiserlichen Konfirmation nicht in Besitz nehmen, vergeblich bat er den Kurfürsten um militärischen Schutz. Er besuchte es zwar einige Male, hielt sich aber meistens in Ossegg auf oder schrieb aus Guben, Wittichenau, Schirgiswalde oder Dresden. Am 18. November 1635 konnte er in Küstrin die Belehnung der brandenburgischen Dörfer Aurith und Schönfeld annehmen und das Homagium leisten. Doch für den unter sächsischer Landeshoheit stehenden Hauptteil des Klosters hat er kein Homagium abgelegt (Töpler). Einige Zeit konnte er sich in Neuzelle halten, dessen Verwaltung er ohne landesherrliche Installation übernommen hatte. Dennoch nahmen die Stände ihn als Mitglied auf (Antrittsrevers am 2. Mai 1636 in Guben). Später wurde er sogar Landesältester der Niederlausitz (1637–1639), kurbrandenburgischer und kaiserlicher Rat.

Von Seiten des Ordens war er im Sommer 1635 zum Abt eingesetzt worden. Am 24. August 1635 legte er vor dem Generalvikar Johann Greifenfels von Königsaal (bei Prag) einen Amtseid ab, vielleicht wurde er bei dieser Gelegenheit auch benediziert und infuliert. Wo dies geschah, ist unbekannt.

Bartholomäus Pflugk war ein heimatloser Abt ohne Kloster und Konvent. Immer wieder musste er vor den Schweden flüchten. Längere Zeit hielt er sich in Ossegg auf, wo er dem 1633/34 dort verstorbenen Grüssauer Abt Adam Wolfgang ein Denkmal setzte. 1636/37 war er für ein halbes Jahr in Guben, 1637 in Dresden, zwischen 1638 und 1640 öfter in Marienstern, 1639 in Paradies, ab Herbst 1640 in Kamenz. Er starb am 7. Januar 1641 auf der Flucht vor den Soldaten in Wittichenau in der Lausitz und wurde am 17. Januar im nahegelegenen Zisterzienserinnenkloster Marienstern bestattet. Zu seinem Nachfolger wurde Bernhard von Schrattenbach aus der Abtei Salem bestimmt.

gge, Juni 2018


Daten:

Prof.: 25. März 1622.

Literatur:

Rose, Ambrosius: Kloster Grüssau. Stuttgart: Konrad Theiss, 1974 · Ders.: Profeßbuch von Grüssau – Leben und Wirken der Zisterzienser 1292–1810. Köln: Wienand, 1990 · Theissing, Heinrich: Die Äbte von Neuzelle. Ein Abriß der Klostergeschichte, in: Neuzelle. Festschrift zum Jubiläum der Klostergründung vor 700 Jahren. 1268–1968. Hrsg. v. Joachim Fait und Joachim Fritz, Leipzig u. München 1968, S. 60–62 · Töpler, Winfried: Das Zisterzienserkloster Neuzelle und die weltlichen und geistliche Mächte 1268–1817. Berlin 2003 · Ders.: Album Neocellense oder Verzeichnis der Mönche von Neuzelle. Teil 1 Von der Gründung bis zum Dreißigjährigen Krieg. In: Neuzeller Studien 2 (2011), S. 129–156; hier: Nr. 147, S. 145.

Zitierempfehlung: Pflugk, Bartholomäus, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 11.04.2022, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Pflugk,_Bartholom%C3%A4us

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