Procházka, Bonifacius

Bonifacius Procházka
Ölporträt, um 1760; Städtische Museen Zittau

Bonifacius Procházka

Zisterzienser der Abtei Saar; Propst in St. Marienthal 1740–1768

* 1691 [err.]
† 13. Dez. 1768

Bonifacius Procházka (Prohaska), Doktor der Theologie und Apostolischer Protonotar, de Ordine bene meritus, hatte seine Profess am 2. Februar 1712 im Kloster Saar (Žd'ár) in Mähren abgelegt.

Am 13. August 1740 als Propst nach St. Marienthal gekommen, war er entscheidend am barocken Neubau des (durch den Großbrand von 1683 größtenteils zerstörten) Klosters St. Marienthal unter Äbtissin Theresia Senfftleben beteiligt. Da seit Jahren in seinem Professkloster Saar umfangreiche Bauarbeiten unter den Äbten Wenzel Vejmluva, dessen Sekretär und rechte Hand er gewesen war, und dessen Nachfolger Bernhard Hennet im Gange waren, ist anzunehmen, dass er die dort gewonnenen Erfahrungen in St. Marienthal einbrachte. Als Vertreter der eigentlichen Bauherrin dürfte er die Gestalt einiger wichtiger Bauwerke in St. Marienthal wesentlich geprägt haben. So geht nach dem Plan auf dem Zittauer Bildnis insbesondere der Bau des dominanten Westflügels mit dem Ehrenhof von 1752–1756 auf ihn zurück. Auch auf dem 1750 entstandenen Bildnis der Äbtissin Theresia Senfftleben wird er neben ihr als „Stifter“ des Neubaus bezeichnet.

Im Marienthaler Konventgebäude findet sich sein Name neben dem der Äbtissin Theresia Senfftleben in der großen und ausführlichen, 1752 verfassten Widmungsinschrift an der Nordwand der Bibliothek: “…ABATISSA THERESIA SENFFTLEBEN adminiculante BONIFACIO PRAEPOPOSITO…” (“ …errichtete Äbtissin Theresia Senfftleben unter Mithilfe des Propstes Bonifacius …”). Auch mehrere Bücher aus dieser Zeit tragen den Eigentumsvermerk des Propstes Bonifacius. Ferner heißt es, er hätte den Äbtissinnengang im zweiten Obergeschoss der Abtei errichtet und eigenhändig geweiht. In diesem Gang hängt ein altes Bild der Anlage des Klosters Saar, das er wahrscheinlich von dort mitgebracht hat.

Gemeinsam mit der Äbtissin Scholastika Walde feierte Propst Procházka am 29. September 1761 das 50-jährige Professjubiläum. In einer 1761 verfassten Gratulationsschrift zum Professjubiläum der Äbtissin Scholastika Walde heißt es: „So sind auch die Closter=Gebäude und die Creutz=Kirche, in einer neuen herrlichen Gestalt dargestellet worden, und zwar durch kluge und unermüdete Assistentz Sr. Hochwürden, Herrn BONIFACII PROHASKAE …“.

Ein Ölgemälde von unbekannter Hand, dass Propst Prochazka im Halbportrait im Ordenshabit zeigt, mit einem Bauplan in der Hand, befindet sich in der Gemäldesammlung der Städtischen Museen Zittau. Ein weiteres Bildnis befindet sich im Pfarrhaus der zu Kloster Saar gehörenden Pfarrei Ober-Bobrau/Horni Bobravá. Es zeigt ihn ebenfalls mit dem Plan einer barocken Klosteranlage sowie mit Zirkel und Winkel als Zeichen des Architekten.

Er starb am 13. Dezember 1768, im Alter von 77 Jahren, nach jahrelangem Leiden – noch im Mai/Juni 1766 hatte er sich mit der Äbtissin Anastasia Rösler und drei Chorfrauen zur Kur in Karlsbad aufgehalten, war aber wegen Krankheit vorzeitig zurückgekehrt.

gge, Jan. 2021


Daten:

Prof.: 2. Feb. 1712.

Literatur:

Schönfelder, Joseph Bernhard: Urkundliche Geschichte des Königlichen Jungfrauenstifts und Klosters St. Marienthal, Cistercienser-Ordens, in der Königlichen Sächsischen Oberlausitz. Zittau: Schöps, 1834, S. 223 · Zeletzki, Hildegard: Kloster Saar /Žd’ár und St. Marienthal. Ein Orden und zwei Klöster zur Zeit von Äbtissin Senfftleben, in: Ora et labora: Informationsblatt der Freunde der Abtei St. Marienthal 42, Weihnachten 2010, S. 7–8 · Winzeler, Marius: Propst Bonifacius Procházka: Ein Bildnis im Zittauer Museum, in: Ora et labora 42, Weihnachten 2010, S. 9–10.

Zitierempfehlung: Procházka, Bonifacius, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 7.01.2021, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Proch%C3%A1zka,_Bonifacius

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