Pöck, Gregor

Gregor Pöck OCist
Foto:Stift Heiligenkreuz

Gregor Pöck OCist

63. Abt des Stiftes Heiligenkreuz 1902–1945

* 24. Feb. 1862 Wiener Neustadt
† 18. April 1945 Heiligenkreuz

Gregor Pöck, Taufname Karl Johann, wurde 1862 in Wiener Neustadt als Sohn des Johann Pöck und seiner Frau Theresia Reisenbauer geboren. Sein Vater war Kleinbauer und Fuhrwerker und arbeitete später, ab 1877, in der Lokomotivfabrik. Eine Beziehung zum Zisterzienserorden bestand durch seinen Onkel P. Bernhard Otter OCist, Mönch des Stiftes Heiligenkreuz und Religionsprofessor am Landeslehrerseminar in Wr. Neustadt.

Karl Pöck besuchte das Gymnasium in Wiener Neustadt und trat am 24. August 1881 als fr. Gregor in das Zisterzienserstift Heiligenkreuz ein, zu dem das Priorat Neukloster in seiner Heimatstadt Wiener Neustadt gehört. Nach dem Theologiestudium an der Heiligenkreuzer Hauslehranstalt 1882 bis 1886 legte Pöck am 26. April 1886 seine feierliche Profess ab und wurde am 25. Juli d. J. durch Weihbischof Dr. Eduard Angerer im Wiener Stephansdom zum Priester geweiht. Die Primiz feierte er am 15. August 1886 in der Stiftskirche des Neuklosters; Prediger war sein Onkel Anton Otter, Pfarrer in Altaussee, Manuductor P. Bernhard Otter.

Im Schuljahr 1886/87 war Pöck Konviktslehrer, vom 1. Januar 1887 bis zum 24. Juli 1902 Festtagsprediger, vom 14. August bis zum 30. September 1889 Provisor der Pfarrei Münchendorf und vom 1. Oktober 1889 bis zum 24. Juli 1902 Professor der Fundamentaltheologie an der Hauslehranstalt. Am 3. Dezember 1890 wurde er an der Wiener Universität zum Doktor der Theologie promoviert. Vom 29. September 1892 bis zum 24. Juli 1902 war er Bibliothekar, vom 1. Oktober 1892 bis 1915 lehrte er thomistische Philosophie an der Hauslehranstalt und bekleidete vom 4. April 1897 bis 24. Juli 1902, dem Tag seiner Abtwahl, die Stelle eines Klerikerpräfekten. Im August 1899 pilgerte er nach Lourdes, wo er am 27. an die Pilger eine Ansprache richtete. Am 30. September 1900 begleitete er den 82jährigen Abt Heinrich Grünbeck nach Rom.

Nach dem Tod seines Vorgängers Heinrich Grünbeck zum Abt gewählt und von Generalabtes Amedeus De Bie bestätigt, wurde er am 19. August nach der Vesper durch den Generalvikar der österreichisch-ungarischen Ordensprovinz, Abt Theobald Grasböck von Wilhering installiert und am nächsten Tag (Fest des hl. Bernhard von Clairvaux) durch den Wiener Weihbischof Dr. Franz Schneider benediziert. Als Assistenzäbte des Bischofs fungierten Theobald Grasböck und Justin Panschab von Lilienfeld; dem neuen Abt assistierten Abt Stephan Rößler von Zwettl und Schottenabt Leopold Rost OSB aus Wien. Am darauffolgenden Sonntag zelebrierte Pöck sein erstes Pontifikalamt.

Am 21. Oktober 1915 wählte ihn das außerordentliche Provinzialkapitel, das im Heiligenkreuzerhof in Wien abgehalten wurde, zum Generalvikar der österreichisch-ungarischen Zisterzienserkongregation vom hl. Herzen Jesu. Am 13. Dezember 1915 führte er – in dieser Funktion zum ersten Mal in Anspruch genommen – bei der Abtwahl in Wilhering den Vorsitz. Am 19. Mai 1917 wurde er „auf Lebensdauer“ zum Mitglied des österreichischen Herrenhauses berufen.

Pöck war der bis heute längstregierende aller Heiligenkreuzer Äbte. Er führte das Stift durch die Wirren und Umwälzungen zweier Weltkriege, förderte den Wohnungsbau (1903 Umbau des ehemaligen Schwarzspanierklosters im Wiener 9. Bezirk und 1930 Errichtung des Gregorhofes in Wiener Neustadt) und ließ Restaurierungsarbeiten am Stift (1903–1914 Kreuzgang, Karner, Totenkapelle, Hornwerk, Bernhardikapelle, 1934 Unteres Dormitorium, 1939 barocke Sakristei, Refektorium) und einigen Pfarrkirchen (1913 St. Valentin-Landschach, St. Johann im Sierningtal mit Auffindung mittelalterlicher Fresken, St. Laurenzen am Steinfeld, alle im Bezirk Neunkirchen) vornehmen. Auch in der Wirtschaftsführung leitete er eine neue Phase ein.

Er starb in den letzen Tagen des Zweiten Weltkrieges, weil er sich im Alter von 83 Jahren über Nacht in die kalte Stiftskirche gelegt hatte, um Frauen aus der Gemeinde Heiligenkreuz, die dort Schutz gesucht hatten, vor sowjetischen Soldaten zu schützen. Die dadurch verursachte Lungenentzündung brachte ihm den Tod. Er wurde am 21. April 1945 in der Stiftskirche Heiligenkreuz bestattet.

gge, Jan. 2008, rev. März 2023


Daten:

Vest.: 24. Aug. 1881; Prof.: 25. Aug. 1882, 26. April 1886; Sac.: 25. Juli 1886; Pri.: 15. Aug. 1886; Abbas: el. 24. Juli 1902, inst. 19. Aug. 1902 (GV Abt Theobald Grasböck), ben. 20. Aug. 1902 (Wbf. Dr. Schneider); Dev.: Fides sit mihi lux, Jesus sit mihi dux!.

Schriften:

Quomodo ordines religiosi variis temporum indigentiis consuluerint. Theol. Diss. Wien 1890 · Erinnerungen an die Tragödie von Mayerling, in: Reichspost Wien 1920 · Das »Untere Dormitorium« im Stifte Heiligenkreuz, in: Deutsche Kunst und Denkmalpflege (1935), S. 186-188 · Ein neuentdecktes romanisches Portal der Stiftskirche in Heiligenkreuz, in: Die Denkmalpflege (1932), S. 175–177.

Literatur:

Hlawatsch, Friedrich: Abt Dr. Gregor Pöck von Heiligenkreuz, Generalvikar der Congregatio SS. Cordis Jesu O. Cist. Zum zwanzigjährigen Abtjubiläum, in: Cistercienser Chronik 35, Nr. 404 (1922), S. [145]–149, 164–170 · Cistercienser Chronik 54 (1947), S. 181–182 [Nachruf] · Watzl, Hermann: Abt Gregor Pöck von Heiligenkreuz, in: Sancta Crux 12 (1949), S. 2–3 [Nachruf] · Niemetz, Paulus: Abt Gregor Pöck, in: Sancta Crux 25 (1963) 17–20; 26 (1964) 11–13; 28.3 (1966) 7–9; 29.1 (1967) 12–19; 29.2 (1967) 7–9; 29.3 (1967) 17–19; 30 (1968) 20–22; 32 (1970) 82–87; 33 (1971) 52–61; 34.2 (1972) 34–36; 35 (1973) 38–41; 36 (1974) 32–42; 37 (1975) 34–42; 38 (1976) 69–80; 39 (1977) 63–72 · ÖBL 1815–1950, Bd. 8 (Lfg. 37), S. 139f · Schachenmayr, Alkuin: Prägende Professoren in der Entwicklung des theologischen Lehrbetriebes im Cistercienserstift Heiligenkreuz 1802–2002. Langwaden: Bernardus, 2004, S. 285f.

Normdaten:

GND: 116248025 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Pöck, Gregor, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 29.03.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/P%C3%B6ck,_Gregor

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