Quincy

Notre-Dame de Quincy

Abbatia BMV de Quinciacum; Sancta Maria Quinquiacensis
Ort: Tanlay-Commissey, Dép. Yonne, Burgund
Observanz: OCist
gegründet: 1133
aufgehoben: 1790
Primarabtei: Pontigny
Mutterabtei: Pontigny

Ehemalige Zisterzienserabtei in Burgund, Frankreich; rund zehn Kilometer östlich von Tonnerre und vier Kilometer von Tanlay in einem Nebental nördlich des Flusses Armançon; gegründet 1133 als sechste Tochter der Primarabtei Pontigny, aufgehoben 1790.

Geschichte

Die Abtei Notre-Dame de Quincy wurde 1133 dank der Schenkung der Ländereien von Arche durch Hélie de Rougemont, Roger d’Ancy und Bernard Ambesas gegründet und von Mönchen aus Pontigny besiedelt; andere Stifter traten die Hälfte des Gebiets von Comissey ab. Die Verlegung des Klosters von Arche nach Quincy, damals ein landwirtschaftliches Areal, aber wegen des hindurchführenden Baches Mélisey günstiger für die Gründung einer Abtei, scheint zwischen Ende 1135 und Anfang 1138 stattgefunden zu haben. 1139 wurde die erste Abteikirche geweiht. 1192 gab es einen Konversenaufstand („Tumultum“), mit dem sich das Generalkapitel des Ordens befasste.[1]

Durch die Protektion der Grafen der Champagne, von Auxerre, Nevers und Tonnerre sowie der Herzöge von Burgund verfügte die Abtei rasch über weitreichenden und vielfältigen Besitz (14 Grangien, Stadthäuser, Weinkeller sowie mehrere Mühlen), der es ihr ermöglichte, eine große Mönchsgemeinschaft (200 bis 250 Mönche) zu unterhalten, wie die Größe der Klostergebäude zeigt. Um 1230 gehörte Quincy zu den bedeutendsten Abteien Frankreichs. Die Abteikirche war Grablege der Familie der Courtenay, die zur französischen Königsfamilie zählten. Aus dieser Familie war Jean de Tanlay, von 1266 bis 1300 Abt von Quincy.

Die Abtei geriet jedoch bald in große Schwierigkeiten. Ab Ende des 12. Jahrhunderts war ihr Besitz Usurpationen ausgesetzt, die der Papst und seine Legaten mehrfach verurteilten (1199, 1234 und 1245). Während des Hundertjährigen Krieges (1337–1453) wurde sie Opfer von Angriffen und Plünderungen: 1398 ermächtigte das Generalkapitel die Mönche, die am stärksten in Mitleidenschaft gezogenen Besitztümer in fremde Hände zu geben; die Pächter sollten für deren Wiederherstellung sorgen. Diese Versuche, die Güter wiederherzustellen, waren noch nicht beendet, als die Abtei in den Religionskriegen protestantischen Truppen zum Opfer fiel, die sie 1562 niederbrannten und die Mönche massakrierten. Verantwortlich dafür soll der auf der Seite der Hugenotten getretene Kommendatarabt Kardinal Odet de Châtillon gewesen sein. Viele Gebäude wurden völlig unbrauchbar gemacht. Angesichts des Ausmaßes der Zerstörung wurde die Abteikirche nie wieder aufgebaut. 1640 wurden die wenigen Gebäude unter der Leitung des Abtes Mathieu de Mesgrigny umfassend renoviert (u.a. Reparatur der Dächer).

Am Vorabend der Französischen Revolution bestand die Gemeinschaft nur noch aus vier Mönchen. Nach der Beschlagnahme als Staatseigentum wurden die Konvent- und Wirtschaftsgebäude auf am 4. Mai 1791 auf Abbruch verkauft. Seit 1822 wurden das Klosterareal und die Restgebäude (wieder) als landwirtschaftliches Anwesen genutzt.

Quincy heute

Die Gebäude stehen seit 1926 unter Denkmalschutz. Erhalten sind das Abtslogis (mit Renaissancefassade) und Klostergebäude (Konversentrakt und Gästehaus) aus dem 12., 13. und 15. Jahrhundert, darunter vier kreuzrippengewölbte Doppeljoche des um 1210 errichteten Mönchssaals sowie ausgedehnte Keller. In der Südostecke ist ein Treppentürmchen des ausgehenden 15. Jahrhunderts erhalten, ferner Reste des Kanalisationssystems.

In jüngerer Zeit wurden die Gebäude von ihrer landwirtschaftlichen Nutzung befreit und werden restauriert. Sie können in den Sommermonaten (Juli bis September) im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Im April 2022 zog Dom Boniface Hill OSB, Mönch der englischen Benediktinerabtei Downside, mit Zustimmung des Erzbistums in die Gebäude ein. Im selben Jahr begannen Untersuchungen im Abtlogis und der Fremdenkapelle.

gge, Juli 2025

  1. Canivez: Statuta capitulorum generalium ordinis Cisterciensis, Band 1, S. 149, Rand-Nr. 19.

Literatur:

Lambert, Eugène: Histoire de l’abbaye de Quincy, in: Annuaire de l’Yonne, 1863, S. 189–224 und 1864, S. 3–43 · Larcher, Albert: L’abbaye de Quincy’, in: Écho d’Auxerre, n° 102, (1972), S. 5–7 · Wissenberg, Christophe; Borlée, Denise: Quincy, in: Les Cisterciens dans l’Yonne, Pontigny : Amis de Pontingy, 1998, S. 145–158.

Zitierempfehlung: Quincy, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 28.07.2025, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Quincy

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