Röls, Roger

Roger Röls

Roger Röls

Abt des Zisterzienserklosters Kaisheim 1698–1723

* 29. Jan. 1659 Schwandorf
03. Mai 1723 Kaisheim

Rogerius Röls, Taufname Johann Philipp, war ein Sohn des Schwandorfer Huf- und Nagelschmieds Johann Fabian Röls und ein Bruder des Augsburger Weihbischofs Kasimir Röls und des Benediktinerabtes Amandus Röls von Heiligkreuz in Donauwörth. Ein weiterer Bruder, Georg (1652–1719), wurde Bürgermeister von Schwandorf.

Johann Philipp besuchte ebenfalls das Jesuitengymnasium in Dillingen und folgte dann seinen Brüdern nach Donauwörth. 1679 trat er in die Zisterzienserabtei Kaisheim ein. Bis 1681 studierte er in Ingolstadt bei dem späteren Abt Judas Thaddäus Mayr Philosophie, dann drei Jahre Theologie. 1685 wurde er zum Priester geweiht und im selben Jahr zum Unterbursier bestellt. Schon im Jahr zuvor war er zum Inspektor der Novizen und Repetitor der Philosophie ernannt worden. 1689 ging er als Kaplan in die Zisterzienserinnenabtei Kirchheim am Ries und wurde dort 1691 Beichtvater. Von dort wurde er als Oberbursier nach Kaisheim zurückgerufen und am 15. April 1698 (nach Schaidler am 1. Mai) unter dem Vorsitz des Abtes Candidus Wenzl von Raitenhaslach einstimmig zum Abt gewählt. Die Benediktion erhielt er am 2. Juli 1698 in Anwesenheit seiner beiden infulierten Brüder.

Wie sein schon sieben Jahre in Donauwörth regierender Bruder Amandus nahm sich auch Abt Roger „mit außerordentlicher Tatkraft, unbeirrbar und zielbewusst“ (Schiedermair) der kommenden Aufgaben an. Als ehemaliger Bursar mit wirtschaftlichem Sachverstand ausgestattet, tilgte er die hohen Schulden und konnte so seine Energie auf „die Ehre Gottes und den Flor seines Klosters“ (Schaidler) richten. Die Kirche ließ er mit Altären, Skulpturen, Gemälden und einem prächtigen neuen Chorgestühl ausstatten und schaffte kostbare Ornate an. Erwähnenswert ist u.a. eine vier Fuß hohe und 32 Mark schwere und mit Edelsteinen und Perlen besetzte goldene Monstranz im Wert von über 100.000 Gulden, die er von dem Goldschmiedemeister Hermann Schmez in Augsburg anfertigen ließ.

Der Spanische Erbfolgekrieg, der vor allem die entlegeneren Klosterbesitzungen hart traf, erschwerte das Wirken Abt Rogers. Als ihn die Franzosen gefangen nehmen wollten, versteckte er sich im Kirchturm und floh am 15. November 1703 nach Ingolstadt ins Haus der Zisterzienserinnen von Niederschönenfeld, wo er bis Christi Himmelfahrt 1708 ausharren musste. Die Mönche kamen in benachbarten Klöstern unter[1]. Plünderungen, Einquartierungen und Kriegslasten belasteten das Kloster sehr, trotzdem konnten auch in dieser Zeit weitere Schulden getilgt werden und auch die wirtschaftliche Erholung dauerte nur wenige Jahre. Im Dezember 1711 konnten Abt Roger und der Konvent den zur Kaiserkrönung reisenden Kaiser Karl VI. auf dem Neuhof begrüßen; 1718 besuchte Kurfürst Karl III. Philipp von der Pfalz das Kloster.

1716 begann Abt Roger mit der durchgehenden Barockisierung der gesamten Klosteranlage. Das alte Konventgebäude ließ er abbrechen und von dem Vorarlberger Baumeister Franz Beer, dessen Werke er von Salem und anderen Zisterzienserklöstern kannte, in größerem Maßstab neu erbauen. Die Kirche wollte er mit zwei Türmen und einem Frontispiz zieren. In nur drei Jahren, 1721, war das große Werk weitgehend abgeschlossen. Nur die Ausstattung der Bibliothek und die oberen Geschosse der beiden Westtürme waren noch unvollendet, und im Kaisersaal, der kaiserlichen Audienzen zu genügen hatte, waren noch die Brüder Appiani als Stuckateure tätig. Er wurde erst zwei Jahre nach Abt Rogers Tod fertig. Gleichzeitig ließ Abt Roger im Kloster Pielenhofen von Franz Beer die neue Klosterkirche errichten und von den Brüdern Appiani und dem Maler Jacob Carl Stauder ausstatten. Dazu kam der Neubau von Pfarrhöfen und Kastenhäuser in der Klosterherrschaft und den benachbarten Städten.

Die hohen Baukosten führten schließlich dazu, dass Abt Roger der Verschwendung angeklagt wurde, jedoch sprach ihn Abt Stephan Jung von Salem, der im Auftrag des Generalabts (Edmond Perrot) die Visitation durchführte, von allen Vorwürfen frei und bescheinigte ihm, nur zum Nutzen des Stiftes gehandelt zu haben. Er starb am Fest Kreuzauffindung (3. Mai) 1723 und fand seine letzte Ruhestätte in der 1679 an das südliche Seitenschiff angebauten und seitdem als Grablege der Äbte dienenden Liebfrauenkapelle (1872 abgerissen). Die Chronik rühmt ihn als Vater der Armen und Bedrängten, denen er in Notzeiten Brot und viele Tausend Gulden ausgeben ließ. Ihm folgte im Amt der ebenfalls aus Schwandorf stammende Roger Friesl.

gge, Okt. 2011, rev. Dez. 2018


Daten:

Vest.: 1679; Sac.: 1685; Abbas: el. 15. April 1698, ben. 2. Juli 1698.

Literatur:

Schiedermair, Werner: Reichsprälat Rogerius I. Röls (1659–1723; reg. 1698–1723), in: Kaisheim – Markt und Kloster. Lindenberg 2001, S. 259–262 · Reindl, Luitpold: Geschichte des Klosters Kaisheim, 1913 · Schaidler, Martin: Chronik des ehemaligen Reichsstiftes Kaisersheim (Kaisheim). Nördlingen, 1867 · Bieri, Pius: Rogerius I. Röls (1659–1723), www.sueddeutscher-barock.ch, 2012 [1], PDF mit Übersicht über die Bauten und Ausstattungen.

Normdaten:

GND: 121126765 · BEACON-Findbuch

Zitierempfehlung: Röls, Roger, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 13.12.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/R%C3%B6ls,_Roger

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