Reichard, Georg

Georg Reichard

Georg Reichard

Abt der Zisterzienserstifte Säusenstein 1547–1548 und Lilienfeld 1548–1556

* 1516
† 26. Sep. 1556 Lilienfeld

Georg Reichard oder Richard wurde 1516 geboren. Er wird ein Almanganus (Alemanne?) genannt und war ursprünglich Profess der Zisterzienserabtei Heiligenkreuz. Dort erscheint er 1543 als Prior, als der er im Auftrag des Abtes Sigismund die Stiftskleinodien und das Archiv vor einem drohenden Überfall durch Sultan Suleiman II. nach Zwettl in Sicherheit brachte. 1547 wurde er als Abt nach Säusenstein postuliert und am 11. August 1548 nach Lilienfeld, dessen Abt Matthäus Beringer am 7. August d.J. verstorben war.

Die Bestellung zum Abt des Stiftes Lilienfeld lief nicht ohne Komplikationen ab. Sie wurde von einer Wahlkommission geleitet, deren Vorsitzender Abt Konrad Schmid von Heiligenkreuz war. Beisitzer bzw. Kommissäre waren die Äbte Kantian Haid von Neuberg, Matthias Zinser von Neukloster, Innozenz Wundsam OSB von Kleinmariazell und der Propst Leopold Hagn von St. Pölten. Die versammelten Äbte sahen im Lilienfelder Konvent keinen für das Abtamt geeigneten Kandidaten und drängten den zunächst widerstrebenden Kapitularen den von Abt Konrad vorgeschlagenen Georg Reichard auf, der sich, nach Erdinger, ungerufen zum Wahlakt eingefunden hatte.

Unter Abt Georg, der seine neuen Untergebenen mit Klugheit behandelte (Erdinger), begannen die Auseinandersetzungen mit den lutherischen Freiherren Jörger zu Tollet, den Nachfolgern der ausgestorbenen Hohenberger, die 1546 das Schloss Kreisbach in ihren Besitz brachten und zu großen Widersachern Lilienfelds in Glaubensfragen und Besitzrechten wurden, bis schließlich am 5. Februar 1551 der Propst Leopold Hagn von St. Pölten, Bartholomäus von Herzogenburg und der Herrschaftsverwalter Leonhard Pultzer zu St. Pölten einen aus 39 Artikeln bestehenden Vergleich über Untertanen, Landgericht und Besitzgrenzen, Jagd-, Fischerei- und Mühlrechte u.s.w. zustande brachten, der am 20. September 1551 von Kaiser Ferdinand I. bestätigt, und am 17. Mai 1554 durch einen neuerlichen (20 Artikel zählenden) Vergleich ergänzt wurde.

Abt Martin Duelacher von Rein erhob wieder Ansprüche auf das den Reiner Äbten durch Sixtus IV. übertragene Paternitätsrecht von Lilienfeld, das Kaiser Ferdinand mit Datum 10. Februar 1554 neuerlich bestätigte. Abt Georg nahm am 10. Februar 1555 an der Wahl des Schottenpriesters Ägidius Lavius zum Abt von Kleinmariazell teil. Während seiner Amtszeit wurde 1556 der Lilienfelder Konventuale Benedikt Prieler anstelle des durchgegangenen Abtes Vitus Neuber zum Abt von Säusenstein bestellt. Auch einige Erwerbungen und Tauschverträge fallen in Abt Georgs Zeit.

Abt Georg starb am 26. September 1556, zwei Tage vor seinem resignierten Vorgänger Sebastian Rottaler, im 40. Lebensjahr, in Lilienfeld und wurde im nördlichen Chorumgang der Stiftskirche beigesetzt, wo sich auch sein Grabstein befindet. Ihm folgte Johannes Mirl.

gge, Nov. 2020


Daten:

Abbas: el., 1547 bzw. 11. Aug. 1548.

Werke:

Von der Autorität der Kirche und von den Schriften der Altväter, 1551.

Literatur:

Tobner, Paul: Das Stift Lilienfeld 1202–1902. Zur Erinnerung an die Feier des 700jährigen Jubiläums dieses Cistercienserstiftes. Wien, 1902, S. 211 · Müller, Eugen: Professbuch des Zisterzienserstiftes Lilienfeld (= Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige. Ergänzungsband. Nr. 38). St. Ottilien: EOS, 1996, ISBN 3-88096-628-1, S. 164f. · Zeißberg, Heinrich von: Das Todtenbuch des Cistercienser-Stiftes Lilienfeld in Österreich unter der Enns (= Fontes rerum Austriacarum, 2. Abteilung. Nr. 41,1). Wien: Gerold, 1878, S. 123 · Watzl, Florian: Die Cistercienser von Heiligenkreuz in chronologischer Reihenfolge nach den Quellen dargestellt, Graz 1898, S. 48, Nr. 337 · Erdinger, Anton: Geschichte des aufgehobenen Cisterzienser-Stiftes Säusenstein in Niederösterreich, in: Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich, Band 10, Wien 1876. S. 236–237.

Zitierempfehlung: Reichard, Georg, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 7.11.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Reichard,_Georg

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