Reichenburg

Notre-Dame de La Délivrance

Rajhenburg Castle 01.JPG
Schloss Rajenburg, 2013
Abbatia Beatae Mariae de Liberatione
Ort: Brestanica, Slowenien
Observanz: OCSO
gegründet: 1881
aufgehoben: ?
Mutterabtei: (Dombes) bis 2002, Acey seit 2002

Kloster Maria Erlösung, ehemalige Zisterzienserabtei strengerer Observanz („Trappisten“) in Reichenburg (Rajhenburg) in der Untersteiermark, dem heutigen Brestanica, Slowenien; gegründet 1881 von Les Dombes; Abtei seit 1891.

Geschichte

Das Kloster Reichenburg wurde 1881 angesichts der Klosteraufhebungen der französischen Dritten Republik als Exilkloster der Abtei Les Dombes gegründet. Die finanziellen Mittel zum Erwerb der Reichenburg, einer ehemaligen Burg der Salzburger Erzbischöfe, hatte der Choroblate Gabriel Giraud (1836–1899) zur Verfügung gestellt. Mit der Burg kauften die Trappisten auch Ländereien in der Umgebung, u.a. die Weingärten in Sremič mit Weinkellern, das Gut Sotelsko und die Wälder in Mačkovci, Šedmo und Brezje.

Bis zum Sommer 1881 waren etwa 30 Mönche aus Frankreich nach Reichenburg gekommen, weitere folgten im März 1882. Viele ließen sich in den folgenden Jahren als Österreicher naturalisieren. Am 15. Dezember 1881 fertigte Abt Benoît Margerand die Gründungsurkunde aus, die er auf den 15. Mai 1881 datierte. Am 10. September 1882 wurde die Neugründung vom Generalvikar der Kongregation, Abt Étienne Salasc OCSO von La Trappe, visitiert und bestätigt.

1885 wurde die prosperierende Neugründung selbständiges Priorat und mit Breve vom 1. September 1891 zur Abtei erhoben. Noch am selben Tag wurde der Titularprior Jean-Baptiste Épalle zum Abt gewählt. Ihm folgte 1910 sein Neffe Placide Épalle, der 1934 angesichts der Bedrohungen durch das Tito-Regime das Kloster Notre-Dame de l'Atlas in Algerien gründete (1938 nach Tibhirine verlegt und Aiguebelle unterstellt). In Rajhenburg wurden eine Schokoladenmanufaktur, eine Distillerie, eine Druckerei und ein Oblateninstitut zur Nachwuchsgewinnung eingerichtet. Das Schloss wurde zum Kloster umgebaut, aber keine Klosterkirche errichtet, nur der Nordflügel mit einem Dachreiter versehen (von den Deutschen wieder entfernt).

Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Jugoslawien während des Zweiten Weltkriegs wurde das Kloster Reichenburg im März 1941 von den Deutschen aufgelöst, in den Gebäuden ein Deportationslager eingerichtet. Mehr als 45.000 Slowenen gingen von hier aus in die Verbannung. Die vertriebenen Mönche fanden ein Exil in der Abtei Mariastern in Bosnien, wo sie in Koexistenz mit dem dortigen Konvent lebten. Nach Kriegsende zurückgekehrt, wurden sie am 28. Februar 1947 von der kommunistischen Regierung erneut vertrieben. Abt Pius Novak war zwei Jahre inhaftiert, die Priestermönche übernahmen umliegende Pfarrstellen oder kamen in anderen Klöstern unter. Das Klostergebäude wurde zum politischen Gefängnis umgewandelt. Seit 1968 beherbergt es ein Museum für politische Gefangene, Internierte und Deportierte. Über das Wirken der Trappisten informiert eine 1993 eingerichtete ständige Ausstellung.

Der in der Zerstreuung lebende Konvent (1960 noch rund 40 Mitglieder) wurde in den folgenden Jahren zwar regelmäßig durch den Abt von Dombes visitiert, kam aber nicht mehr zusammen. Ein Versuch, sich 1963 in Radmirje wieder zum gemeinsamen Leben zusammenzufinden, scheiterte nach zwei Jahren. Die Paternität ging 2002 wegen der Aufhebung der Mutterabtei Dombes (2001) auf Acey über. Der letzte Reichenburger Trappist, fr. Norbert Šarlah OCSO, starb am 28. Juni 2004 in Sticna (Sittich).

Obere

Bernard Sirvain Superior Dez. 1880 – Mai 1885
01. Jean-Baptiste Épalle Titularprior 11. Aug. 1885 – 10. Sep. 1891; Abt 10. Sep. 1891 – 27. Okt. 1910
02. Placide Epalle Abt 20. Nov. 1910 – 6. Feb. 1940
03. Pius (Mihael) Novak Abt 6. April 1940 – 25. Dez. 1982 (†)
Canisius Kompare Sup. ad nutum 28. Dez. 1982 – 5. Juli 1991 (†)

gge, Jan. 2015


Literatur:

Some milestones in the history of O.L. of Délivrance (Elenchus OCSO, n°32) [1] · Delpal, Bernard: Le silence des moines. Les trappistes au XIXe siècle: France. Algérie. Syrie. Paris: Beauchesne, 1998, S. 437f. · Art. Délivrance in: Dictionnaire d'histoire et de géographie ecclésiastiques, tom. 14, col. 183–184 (Anselme Dimier, teilw. fehlerhaft) · Irena Fürst et.al.: Trapisti v Rajhenburgu: Grad Brestanica, 1993. [Ljubljana]: Muzej novejše zgodovine, [1993], 19 Seiten (Katalog zur Ausstellung) · Fürst, Irena: Trapisti v Rajhenburgu, in: Kronika: casopis za slovensko krajevno zgodovino, Bd. 61, Nr. 3, 2013, S. 553–574.

Zitierempfehlung: Reichenburg, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 12.07.2017, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Reichenburg

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