Reinhard
1. Abt der Zisterzienserabtei Bronnbach c1151–c1167
† 10. Nov. 1169 Waldsassen
Reinhard, der erste Abt des Klosters Bronnbach, stammte aus dem 1133 gegründeten Zisterzienserkloster Waldsassen. Bei der Gründung bzw. Umgestaltung eines Klosters war er gescheitert und mit seinen Mitbrüdern in sein Kloster zurückgekehrt. Einiges spricht dafür, dass es sich um das als Augustinerchorherrenstift gegründete Kloster Walderbach handelte, das ab 1143 von Waldsassen aus in ein Zisterzienserkloster umgewandelt wurde.
Als nach den Kreuzzugspredigten Bernhards von Clairvaux 1146/47 in Süddeutschland im Taubertal der Wunsch nach der Gründung eines Zisterzienserklosters entstand und die miteinander versippten Stifterfamilien schließlich an Abt Dieter von Maulbronn (1138–c1178) mit dem Wunsch eines Gründungskonvents herantraten, entstand das Problem, dass das 1138 gegründete Kloster erst 1147 an seinen heutigen Standort verlegt worden war und in der Aufbauphase noch nicht in der Lage war, auf tatkräftige Mönche zu verzichten. Über Abt Adam von Ebrach (1127–c1167) wurde eine Lösung gefunden und der Waldsassener Mönch Reinhard zum Gründungsabt bestimmt. Von 1153 bis 1159 ist er als Abt von Bronnbach urkundlich belegt. Er musste Maulbronn als Mutterabtei anerkennen, orientierte sich aber an seinem Herkunftskloster Waldsassen. Das der Klosterüberlieferung nach 1151 entstandene Kloster wurde 1157 mit tatkräftiger Hilfe von Erzbischof Arnold von Mainz (1153–1160) ins Tal und an den heutigen Standort verlegt.
Ungelöst blieb das Problem der Mutterabtei, was zu Reibereien führte. Dazu kam 1159 das Papstschisma, in dem Abt Reinhard im Gegensatz zur Entscheidung des Zisterzienserordens für die kaiserlichen Kandidaten eintrat. Schließlich sah sich Reinhard um 1167 zum Rücktritt gezwungen. Er kehrte nach der Klosterüberlieferung nach 16jähriger Abtszeit nach Waldsassen zurück, wo er am 10. November 1169 gestorben sein soll. Nach seinem Rücktritt wurde unter seinem Nachfolger Abt Wigand (c1167–c1178; urkundlich belegt 1173) die Frage der Mutterabtei von Bronnbach eindeutig zugunsten Maulbronns entschieden.
Erst seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist für Abt Reinhard die erfundene Herkunftsbezeichnung „von Frauenberg“ überliefert.
Leonhard Scherg, Juli 2020
Literatur:
Rückert, Maria Magdalena: Zum Rücktritt des ersten Bronnbacher Abtes Reinhard im Kirchenstreit zwischen Kaiser Friedrich Barbarossa und Papst Alexander III., in: Wertheimer Jahrbuch 1996, 1996, S. 9–24 · Scherg, Leonhard: Die Abtei Bronnbach und der Zisterzienserorden II. Filiation und „iura paternitatis“, in: Wertheimer Jahrbuch 1999 (2000), S. 11–36, bes. S. 16–21.Vorlage:Page.name: REINHARD OCist († 1169) – Biographia Cisterciensis