Reynold, Antoine

Antoine de Reynold

Antoine de Reynold

Abt von Hauterive 1700–1703 und Lützel 1703–1708

† 17. März 1708

Antoine de Reynold stammte aus einer ursprünglich savoyardischen Patrizierfamilie, die sich 1531 in Freiburg im Üechtland eingebürgert hatte und aus der viele Offiziere in französischen Diensten und Magistrate des Stadtstaates Freiburg hervorgegangen waren. Er wurde wahrscheinlich um 1643 geboren und war ein Sohn des Grossrats und französischen Brigadekommandanten Jean-Antoine de Reynold (1611–1684) aus der zweiten Ehe mit Marie de Bazemont. Sein Bruder Franz (1642–1722) war Generalleutnant im französischen Heer, Ritter der königlichen Orden und Generaloberst der Schweizer und Bündner Truppen.

Der in die Zisterzienserabtei Hauterive eingetretene Antoine Reynold wurde 1665 Subdiakon und 1666 Diakon. 1696 wird erwähnt, dass er seit 15 Jahren Hausgeistlicher im Zisterzienserinnenkloster Maigrauge ist. Bald nach dem Tod seines Vorgängers Candide Fivaz wurde er am 4. November 1700 gegen den Widerstand des Freiburger Rats zum Abt gewählt, am 28. Juni 1701 von Papst Clemens XI. bestätigt und am 2. Oktober 1701 von Nuntius Piazza in der Kirche des Zisterzienserinnenklosters Rathausen benediziert. Die Stadt Freiburg erkannte seine Wahl weiterhin nicht an und suspendierte ihn am 8. Februar 1703 erneut von der Ausübung seiner Jurisdiktion.

Am 20. November 1701 von Generalabt Nicolas Larcher von Cîteaux in der Nachfolge des verstorbenen Ulrich Glutz von St. Urban zum Generalvikar der Ordensprovinz Schweiz-Elsass-Breisgau bestellt, leitete er als solcher am 28. März 1703 die Neuwahl in Lützel (Elsass) und wurde dort (mit Unterstützung seines Bruders Franz und des Fürstbischofs von Basel) statt des vom Konvent favorisierten, aber dem König nicht genehmen Prokurators Léon de la Brèche selbst zum Abt gewählt. Die Nähe der Familie zum französischen Königshof, die ihm in Freiburg geschadet hatte, machte ihn in Lützel zu einem akzeptablen Kandidaten für König Ludwig XIV., der ihn mit Datum 7. April 1703 bestätigte und dem Kloster gleichzeitig eine Last von 3.000 Gulden zur Versorgung des Kölner und Straßburger Kanonikers Ernst von Manderscheid († 9. Nov. 1721) auferlegte, dessen Brüder in französischen Kriegsdiensten standen. Reynold legte daraufhin zum 2. Mai 1703 sein Amt in Hauterive nieder (Nachfolger: Clément Morat) und ging nach Lützel.

In Lützel, das nach dem Tod seines Vorgängers Pierre Tanner seit einem Jahr ohne Abt war, stand Reynold eine schwierige Aufgabe bevor. Die im Dreißigjährigen Krieg zerstörte und nach 1657 wieder aufgebaute Abtei lag seit 1648 zweigeteilt auf der Grenze zwischen Frankreich und dem Fürstbistum Basel. Am 6. Dezember 1699 hatte ein Großbrand die Gebäude zerstört. Die hochgotische Kirche mit ihrer frühbarocken Innenausttattung war zwar weitgehend verschont geblieben, aber immer noch stark verrußt. Sie wurde als erstes wiederhergestellt. 1704 folgte der Neubau der Konventgebäude, den Abt Tanner schon 1685 begonnen hatte, der aber wegen Streitigkeiten mit dem Baumeister nicht über die Fundamente hinausgekommen war.

Die Fertigstellung der Dreiflügelanlage 1709 erlebt Antoine de Reynold nicht mehr. Er starb nach nur fünf Jahren Regierung am 17. März 1708 im Alter von ungefähr 64 Jahren und wurde in der Abteikirche vor dem Hochaltar bestattet. Die Chronik bezeichnet ihn als guten Ökonomen, der trotz der Baulasten die Schulden seines Vorgängers begleichen konnte. Er wird auch als guter und verständiger Klostervorsteher gelobt.

Abt Antonius hatte ein Brustkreuz aus purem Gold mit nach Lützel gebracht. Nach seinem Tod wurde es von Abt Clément Morat und Konvent von Hauterive zurückverlangt und ihnen auch zurückgegeben.

gge, Juni 2018


Daten:

Abbas (Hauterive): el. 4. Nov. 1700, ben. 2. Okt. 1701; Abbas lucellensis: el. 28. März 1703.

Literatur:

Renard, Jean-Pierre: Cisterciens d’Hauterive, Helvetia Sacra III/3, 176–245, hier. 233 · Chèvre, André: Cisterciens de Lucelle, in: Helvetia Sacra III/3, 290–311.

Web:

Bieri, Pius: Abt OCist Antoine de Reynold (um 1643–1708), www.sueddeutscher-barock.ch.

Zitierempfehlung: Reynold, Antoine, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 29.09.2023, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Reynold,_Antoine

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