Schagen, Sophia

Sophia von Schagen

Sophia von Schagen

Äbtissin des Klosters Rulle 1603–1661

† 28. Dez. frühestens 1661

Sophia von Schagen stammte aus einer schon 1200 in den Osnabrücker Urkunden genannten adeligen Familie, die auf Burg Schagen bei Bramsche saß und seit 1423 zur Vechtaer Burgmannschaft gehörte. Sie selbst war eine Tochter des Rudolf von Schagen († Vechta 1582) und der Anna von Quernheim und kam vom Gut Norberding im Oldenburger Münsterland in die Zisterzienserinnenabtei Rulle, um dort als geistliche Schülerin erzogen zu werden. Am 3. Februar 1603 wurde sie nach inneren Wirren, an denen sie selbst beteiligt war[1] und die das Kloster fast zur Auflösung gebracht hatten, unter dem Vorsitz des neuen Visitators Hermann Koelte zur Äbtissin gewählt, obwohl sie das kanonische Alter von 30 Jahren noch nicht erreicht hatte. Noch am selben Tag bestätigt und installiert, stand sie dem Kloster 58 Jahre lang vor.

Äbtissin Sophia, eine energische und streitbare Frau, ergriff sofort strenge Maßnahmen zur Sanierung der zerrütteten Klosterwirtschaft und zum Abbau der Schuldenlast. Die zahlreichen Gäste, 50 bis 60 täglich, wurden nun abgewiesen, Arme jedoch weiterhin gespeist. Sie prüfte persönich die Wirtschaftsbücher[2], war streng beim Festsetzen von Gefällen und Auffahrten und forderte von den Bauern höhere Abgaben. In ihrer Eigenchaft als Holzgräfin nahm sie das Hölting wieder auf und beauftragte den Verwalter, die seit langem überbeanspruchten Klosterwaldungen in Ordnung zu bringen. Auch gegenüber dem Domkapitel wusste sie ihre Rechte durchzusetzen. 1653 ließ sie gemeinsam mit der Äbtissin von Gertrudenberg von den beiden Vögten den neu errichteten zweiten Mahlgang der Östringer Mühle zerstören, weil sie einen Auftragsrückgang für die klostereigene Haster Mühle befürchtete. Den daraus entstandenen langen Prozess verloren beide Äbtissinnen 1661 in letzter Instanz vor dem Reichskammergericht in Wetzlar und mussten den Schaden ersetzen.

Schwere Not brachten der niederländisch-spanische Krieg und der Dreißigjährige Krieg. Der Chorkonvent musste 1622 nach Osnabrück flüchten, während das Kloster und seine Bauern mehrfach gebrandschatzt wurden. Wie die Visitationsberichte der folgenden Jahre berichten, waren in beiden Kirchen die Fenster zerschlagen und die Fußböden aufgerissen, um versteckte Wertgegenstände zu finden. Der obere Teil des Turms war eingestürzt, die Glocken aber unversehrt. Trotzdem wurde während des gesamten Krieges die Wallfahrt nach Rulle aufrechterhalten, an der auch Bischof von Wartenberg und andere geistliche Würdenträger persönlich teilnahmen.

Neben den äußeren Schäden berichten die Visitationsprotokolle auch von inneren, wohl ebenfalls kriegsbedingten Mängeln. Die Nonnen waren unterschiedlich gekleidet und hielten die Klausur schlecht. Um den mangelhaften Chorgesang zu verbessern, schickte der Orden für zwei Jahre die Kantorin Klara Schmittmann aus dem Kloster Himmelpforten/Möhnetal nach Rulle, die auch im Kloster Benninghausen bei Lippstadt schon den Chorgesang unterrichtet hatte. Abt Requinus Runde vom Kloster Marienfeld stiftete ein Kirchenfenster. 1650 bemängelten Generalvikar Johann Blanckenburg und Vaterabt Jodokus Caesem noch einmal die unterschiedliche Kleidung der Nonnen und „allerlei Zierrat des Hauptes“. Die Äbte rieten auch, einen Nonnenchor errichten zu lassen. Bischof von Wartenberg, der das schwer verwüstete Kloster besuchte, mahnte die Äbtissin, die Kirchen wiederherstellen zu lassen und für den Gottesdienst neue Geräte anzuschaffen. Aus ihrem Privatvermögen stiftete Sophia von Schagen ein Kirchenfenster und die „Blutmonstranz„, die auf dem Fuß ihr Wappen mit der Jahreszahl 1652 trägt. 1656 gab sie die Agathaglocke für den Dachreiter in Auftrag. Für die Armenkasse stiftete sie 50 Taler, dem Konvent schenkte sie 100 Taler.

Im Mai 1661 legte die inzwischen 80-jährige Äbtissin ihr Amt nieder, wollte aber die Zügel nicht ganz aus der Hand geben und stellte vertragliche Bedingungen, denen sich ihre potentielle Nachfolgerin unterwerfen musste. Unter anderem sollte diese in geistlichen Angelegenheiten nur die Befugnisse einer Priorin haben. Da sich aus dem eigenen Konvent offenbar keine Chorfrau dazu bereit fand, wurde mit Einverständnis des Generalvikars Blankenburg Gertrud Maria von Droste-Vischering aus dem Nachbarkloster Gravenhorst zur Äbtissin postuliert.

Wie lange Altäbtissin Sophia nach ihrer Resignation noch gelebt hat, ist nicht überliefert. Ihr Name steht im Nekrolog unter dem 28. Dezember. Die von ihr selbst gestifteten jährlichen Seelenmessen zu ihrem Gedächtnis wurden nachweislich bis 1859 gelesen.

gge, Juli 2018

  1. Sie hatte sich der von dem protestantischen Osnabrücker Bischof Philipp Sigismund von Braunschweig-Wolfenbüttel eingesetzten Untersuchungskommission widersetzt und war deshalb mit einer Laienschwester auf der Burg Iburg inhaftiert worden.
  2. Noch ihre Vorgängerin Margaretha Nelling hatte als Kellnerin überhaupt keines geführt.

Daten:

Abba et Domina: el. 1603, res. 1661.

Literatur:

Lorenz-Flake, Wilma: Kloster Rulle und seine Äbtissinnen. Wallenhorst: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft für die Geschichte der Gemeinde Wallenhorst, 1980, S. 73ff.

Zitierempfehlung: Schagen, Sophia, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 1.07.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Schagen,_Sophia

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