Winfrid Schauler OCist
Zisterzienser der Abtei Mehrerau; Prior in Birnau 1951–1962
* 15. Feb. 1900 München
† 8. Mai 1968 Bregenz, Vorarlberg
Winfrid Schauler, Taufname Johannes, wurde am 8. Mai 1900 in München als Sohn des Schlossers und Lokomotivführers Otto Schauler und der Josefa Maria Rauner geboren. Getauft wurde er am 25. Februar 1900 in der Stadtpfarrkirche St. Benedikt im sog. Münchener Westend, damals noch Filialkirche der Benediktinerabtei St. Bonifaz. Beide Eltern stammten aus Scheppach bei Günzburg (bayr. Schwaben). Der Vater starb als Hans neun Jahre alt war.
Er besuchte die Volksschule in München und Friedberg (Obb.), machte die 1. Gymnasialklasse 1913 privat, die 2. am Benediktinergymnasium zu St. Stephan in Augsburg und die 3. bis 6. am Gymnasium des bischöflichen Knabenseminars in Dillingen an der Donau. Von Juni bis November 1918 diente er als Kriegsfreiwilliger und war Funker bei der Nachrichten-Ersatz-Abteilung 1 in München. 1921 legte er am Wittelsbacher Gymnasium in München das Abitur ab, wobei ihm die mündliche Prüfung wegen seiner guten schriftlichen Leistungen erlassen wurde.
Ein Semester studierte er an der Technischen Hochschule Maschinenbau, dann arbeitete er eineinhalb Jahre im Konstruktionsbüro der „Deutschen Werke“, einer Fabrik für landwirtschaftliche Maschinen in München. Als Mitglied des katholischen „Jugendbundes Staffelstein“ unternahm er lange Wanderungen durch weite Teile Deutschlands und kam so im Mai/Juni 1925 nach Böhmen, wo er am 3. Juni 1925 im Zisterzienserstift Hohenfurt um Aufnahme bat. Doch wies ihn P. Matthäus Quatember, der spätere Generalabt des Ordens, in die Mehrerau, wo er am 20. Juli 1925 als Kandidat aufgenommen und am 12. September 1925 gemeinsam mit fr. Notker Eisenring und drei Brüderkandidaten eingekleidet wurde. Ein Jahr später legte er die einfache Profess ab.
Philosophie studierte er in Marienstatt, Theologie in Mehrerau. Am 15. September 1929 legte er die feierliche Profess ab und wurde sechs Tage danach in St. Gallen zum Priester geweiht. Nach der Priesterweihe war er fast ein Jahr Präfekt am Collegium S. Bernardi, dann von 1930 bis 1931 Lektor der Kunstgeschichte an der philosophisch-theologischen Hauslehranstalt und half sehr viel seelsorglich in den Pfarreien Vorarlbergs, der benachbarten Schweiz und Deutschlands aus. Als der Konvent von Bronnbach unter Abt Bernhard Widmann nach Seligenporten übersiedelte, half er beim klösterlichen Neubeginn in seiner bayerischen Heimat mit, wurde aber 1932 nach Birnau versetzt, wo er blieb, bis er im November 1933 zum Verwalter, Bibliothekar und Gehilfen des Novizenmeisters des von Prior Leonhard Peter, seinem ehemaligen Novizenmeister, geleiteten, gerade selbständig gewordenen Priorats Meran-Untermais bestellt wurde. Dort war er tätig, bis er infolge einer Denunziation 1935 plötzlich aus Italien ausgewiesen wurde.
Nach der Ausweisung kam er wieder nach Birnau. Von hier aus half er einige Zeit in der badischen Pfarrei Wangen am Untersee aus, wo er sich von der Kanzel kritisch über die nationalsozialistische Regierung äußerte und daher, von der Verhaftung durch die Gestapo bedroht, zu Fuß über die Schweizer Grenze nach Mehrerau flüchtete. Als Nachfolger des auf eigenen Wunsch abberufenen Magnus Wocher ging er als Pfistermeister und Brüdermagister nach Stams. Da er auch dort aus seiner Gegnerschaft zu den Nationalsozialisten keinen Hehl machte, wurde er nach dem Anschluss Österreichs 1938 gemeinsam mit dem dem damaligen Administrator Abt Stephan Geyer und einigen anderen Patres von Stams in dem „Schmerlinger Alm“ genannten Gefängnis in Innsbruck inhaftiert.
Nach einigen Wochen Haft über Seligenporten nach Mehrerau zurückgekehrt, ging er nach der Beschlagnahmung der Abtei am 21. Juli 1941 zurück in seine Geburtsstadt München. Das Ordinariat ernannte ihn Mitte August zum 2. Kaplan der Pfarrei St. Pius; Ende Oktober erhielt er vom Regierungspräsidenten die Zulassung zur Erteilung des lehrplanmäßigen Religionsunterrichtes an öffentlichen Volksschulen Oberbayerns. Er unterrichtete an der Volksschule 1 an der Führichstraße 53 und wurde am 1. Juli 1942 Pfarrvikar von St. Pius, das am 12. Juli 1944 durch einen alliierten Fliegerangriff zerstört wurde.
Seit Anfang November 1945 wieder in Birnau, war er vom Herbst 1946 an wieder in der Mehrerau tätig, als Submagister der Novizen, Sukzentor, Gastmeister, Lehrer für Gesang und Zeichnen am Gymnasium und für Rechnen und Deutsch an der Landwirtschaftsschule, als Beichtiger und Prediger für Einkehrtage, geistliche Exerzitien und Volksmissionen.
Nach dem Tode des P. Laurentius Göppel bestimmte ihn Abt Heinrich Groner am 10. August 1951 zum Prior in Birnau. Dort war er unermüdlich in der Wallfahrtsseelsorge, der Volksmission und als Exerzitienmeister tätig und unternahm zahlreiche Reisen zu den Marienerscheinungsorten Lourdes, Fatima, Loreto und Syrakus, ins Heilige Land, nach Irland und einige Male nach Rom. Als Ökonom schuf er die wirtschaftlichen Voraussetzungen für die unter seinem Nachfolger Beda Feser erfolgte Generalsanierung der barocken Wallfahrtskirche Birnau.
1962 aus Birnau abberufen, ging er Anfang Jänner 1963 als Hausgeistlicher in das Zisterzienserinnenkloster Frauenthal im Schweizer Kanton Zug, unterrichtete dort in der Bauerinnenschule und predigte sonntags in der Umgebung, bis er im Spätherbst 1966 in das Sanatorium Mehrerau eingeliefert werden musste. Nach mehreren Kur- und Krankenhausaufenthalten Ende Dezember wieder nach Frauenthal zurückgekehrt, wurde er am 22. März 1967 nach ärztlichem Rat nach Mehrerau zurückberufen, wo er am 8. Mai 1968 starb und zwei Tage später begraben wurde.
gge, Dez. 2020
Daten:
Vest.: 12. Sep. 1926; Prof.: 12. Sep. 1926; 15. Sep. 1929; Sac.: 21. Sep. 1929.Literatur:
Mehrerauer Grüße NF 29, Sommer 1968, S. 27–31 (P. Kolumban Spahr).Vorlage:Page.name: SCHAULER, Winfrid OCist (1900–1968) – Biographia Cisterciensis