Schell, Sophia

Sophia Schell

Sophia Schell

Äbtissin des Klosters Lichtenthal 1858–1875

* 16. Sep. 1801 Kuhbach (Lahr)
† 29. Dez. 1875 Baden-Baden

Sophia Schell, geboren am 16. September 1801 in Kuhbach, Pfarrgemeinde Reichenbach bei Lahr, wo ihre Eltern Jakob und Theresia Schell das „Gasthaus zur Sonne" führten, trat 16-jährig als Postulantin in das Kloster Lichtenthal ein und legte am 21. Oktober 1822 die Profess ab. Seit Mai 1857 Priorin, wurde sie am 21. Januar 1858 unter dem Vorsitz des Domkapitulars Schell[1] zur Äbtissin gewählt und am 15. Mai d.J. in Anwesenheit des Großherzogspaares[2] von Erzbischof Hermann von Vicari in der Klosterkirche benediziert.

Am 13. Oktober 1860 trafen die Benediktiner Maurus und Placidus Wolter, die von Papst Pius IX., mit der Neubegründung des monastischen Lebens in Deutschland beauftragt waren, zu einer Besprechung mit der Fürstin Katharina von Hohenzollern im Kloster Lichtenthal ein. Maurus Wolter kam Mitte September 1865 noch einmal für einige Erholungswochen nach Lichtenthal, hielt dort Konferenzen über das klösterliche Leben, und man führte auf seine Anregung hin wieder das Silentium während der Mahlzeiten ein. Er gab auch die Anregung zur zeitgemäßen Neufassung der Klosterstatuten, die 1866 von dem Beichtvater Paul Koch, Äbtissin Sophia und einigen Schwestern erarbeitet wurden (Statuten des ehrwürdigen Gotteshauses Unserer lieben Frau zu Lichtenthal des hl. Cistercienserordens)[3]. Die Statuten wurden von Maurus Wolter geprüft (eine Begutachtung durch Abt Leopold Höchle von Mehrerau war wegen des Krieges 1866 nicht möglich) und von Erzbischof Vicari 1867 genehmigt.

Äbtissin Sophia führte auch das Officium Beatae Mariae Virginis für den Chor wieder ein. Zur besseren Versorgung der Wirtschaft nahm sie neben den Laienschwestern auch Oblatenschwestern (Schwestern ohne Klausur) ins Kloster auf. Während ihrer Amtszeit wurde 1869 der Bau der Pfarrkirche beendet, wodurch die Klosterkirche wieder für ihre ursprüngliche Bestimmung frei wurde. Die Äbtissin ließ drei neu neogotische Altäre aufstellen und die Einsiedlerkapelle renovieren. 1872 feierte sie in Anwesenheit der Großherzogin Luise ihr 50-jähriges Professjubiläum. Im selben Jahr besuchte die englische Königin Viktoria das Kloster. Von den Auswirkungen des badischen (später preußischen) „Kulturkampfs“ mit der Gefahr der Aufhebung blieben Kloster und Schule vorerst verschont.

Sie starb am 29. Dezember 1875 nach kurzer Krankheit (Lungenentzündung) und wurde in der Einsiedlerkapelle im Klostergarten bestattet. Ihr folgte M. Aloysia Schreiber im Amt.

gge, Juni 2017

  1. Landesherrlicher Wahlkommissar war der Zolldirektor Erwin Kirchgeßner.
  2. Ebenfalls anwesend war der im Zisterzienserhabit nach Lichtenthal gekommene Abt des elsässischen Trappistenklosters Ölenberg, Ephrem van der Meulen, was auf die großherzogliche Familie einen im Benediktionsbericht eigens vermerkten Eindruck machte (Schindele, S. 211). Der ebenfalls eingeladene Abt von Wettingen-Mehrerau, Leopold Höchle, hatte der Einladung nicht Folge geleistet.
  3. Eine Überarbeitung der vom Nationalkapitel zu Kaisheim 1733 für die Oberdeutsche Cistercienserkongregation vereinbarten Konstitutionen, unter Berücksichtigung der durch die Zeitumstände veränderten Verhältnisse im badischen Hauskloster (Schindele, S. 213).

Daten:

Prof.: 21. Okt. 1822; Abbatissa: el. 21. Jan. 1858, ben. 15. Mai 1858.

Literatur:

Schindele, Pia: Die Abtei Lichtenthal. Ihr Verhältnis zum Cistercienserorden, zu Päpsten und Bischöfen und zum badischen Landesherrn im Laufe der Jahrhunderte, in: Freiburger Diözesan-Archiv 105, Freiburg: Herder 1985, S. 67–248, bes. S. 208ff. · Bauer, Benedikt: Das Frauenkloster Lichtenthal. Geschichte, Kirchen und Altertümer. Baden-Baden : Weber, 1896, S. 238–239 · Willi, Dominikus: Lichtenthal, in: Sebastian Brunner (Hg.): Ein Cisterzienserbuch. Würzburg 1881, Seite 653—663 · Salzburger Kirchenblatt, 16. Jg., Nr. 1, 5. Jan. 1876, S. 14.

Zitierempfehlung: Schell, Sophia, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 29.06.2017, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Schell,_Sophia

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