Marian Schirmer von Schirmthal
54. Abt des Stiftes Heiligenkreuz 1693–1705
* 21. Nov. 1650 Brunn am Gebirge, Niederösterreich
† 27. Juni 1705 Wien
Marian Schirmer von Schirmthal stammte aus einer angesehenen und begüterten Familie in Brunn am Gebirge. Er legte am 4. Juni 1673 die Profess ab, studierte Theologie in Wien und feierte am 20. August 1676 seine erste hl. Messe. Von 1679 bis 1690 war er als Grundbuchschreiber tätig und begleitete in dieser Funktion im Türkenjahr 1683 Abt Klemens Scheffer auf seiner Flucht nach Oberösterreich und Bayern.
Nach seiner Rückkehr ins Stift versah er bis Juni 1684 mit den übrigen anwesenden Mönchen die Seelsorge in den Stiftspfarreien Heiligenkreuz, Alland und Gaden. Im März/April 1689 verwaltete er das Gut Thallern und war von 1690 bis 1693 Subprior, seit März 1692 zugleich auch Verwalter von Wildeck. Im Januar 1693 wurde er Prior und Provisor von Mayerling. Als solcher wurde er nach dem Tod des Abtes Klemens am 23. April 1693 zu dessen Nachfolger gewählt und von Abt Matthäus Kolweiß von Lilienfeld bestätigt und benediziert.
Mit Eifer widmete sich Abt Marian der Verschönerung und dem Ausbau des Klosters, ließ in der Stiftskirche einen neuen Hochaltar und zwei Seitenaltäre zu Ehren der schmerzhaften Mütter und des hl. Bernhard von Clairvaux anfertigen, die Kardinal Kollonitsch am 15. August 1699 konsekrierte, erbaute den Bibliotheksaal, stockte den Buchbestand um mehrere tausend Bände auf, ließ den Kreuzgang restaurieren und mit Bildnissen aus der Lebensgeschichte des hl. Bernhard schmücken; der Kirche gab er einen neuen Dachstuhl und den barocken Glockenturm und erbaute das sogenannte Neugebäude, in dem sein Nachfolger Marian II. Reutter 1802 die neugegründete theologische Hauslehranstalt unterbrachte.
1695 wurde er zum Generalvikar für Oesterreich, Steiermark und Ungarn ernannt und 1700 zum Verordneten der Stände gewählt, was er bis zu seinem Tod blieb.
Während Abt Marians Regierungszeit wurde in den Jahren 1701 bis 1704 von den ungarischen Malkontenten die Besitzungen des Stiftes in Ungarn und im Vikariat Unter dem Wienerwald veheert; das Kloster selbst blieb verschont. Als am 3. September 1703 ein Brand die weitläufigen Dachstühle verzehrte, ließ Abt Marian sie in besserem Zustand wiederherstellen. 1704 musste Heiligenkreuz wieder sein Kirchensilber abliefern, das nach dem Einschmelzen 182 Mark wog.
Abt Marian I. Schirmer starb am 27. Juni 1705 in Wien. Sein Leichnam wurde in der Stiftskirche beigesetzt.
gge, Aug. 2012
Literaur:
Watzl, Florian: Die Cistercienser von Heiligenkreuz, Graz 1898, S. 123 · Koll, Malachias: Das Stift Heiligenkreuz in Österreich. Wien: Beck, 1834, S. 122 · Heiligenkreuz, in: Beiträge zur Geschichte der Cistercienser-Stifte (= Xenia Bernardina III). Wien : A. Hölder, 1891, S. 77 · Gsell, Benedikt: Die Abtei Heiligenkreuz in Nieder-Oesterreich, in: Brunner, Sebastian: Ein Cisterzienserbuch. Würzburg 1881, S. 52ff., bes. S. 97–98 · Fitzing von Fitzingsheim, Raymund OP: Lob- und Leich-Predigt … für Marian Schirmer von Schirmthal, Abt von Heiligenkreuz 13. Juli 1705. Wien: Voigt, 1705.Vorlage:Page.name: SCHIRMER von Schirmthal, Marian OCist (1650–1705) – Biographia Cisterciensis