Ambrosius Schneider OCist
4. (54.) Abt von Himmerod 1972–1991; Ordenshistoriker
* 14. Nov. 1911 Mainz
† 21. Juni 2002 Himmerod, Großlittgen
Ambrosius Schneider, Taufname Walter, trat nach dem Abitur an der Mainzer Marienschule (heute Willigisgymnasium) 1931 in die Abtei Himmerod ein, legte 1932 die Gelübde ab und studierte an der damals noch vorhandenen Hauslehranstalt Theologie. Am Pfingstsonntag 1936 (31. Mai) weihte ihn der Trierer Weihbischof Albert Maria Fuchs zum Priester. 1937 wurde er Archivar. 1938 erschienen die ersten historischen Veröffentlichungen anläßlich des 800jährigen Bestehens von Himmerod.
Während des Zweiten Weltkrieges als Sanitätsunteroffizier in der von den Nazis aufgelösten Benediktinerinnenabtei St. Hildegard in Eibingen eingesetzt, diente er den wenigen dort verbliebenen Schwestern auch als Seelsorger. Nach zweijähriger französischer Kriegsgefangenschaft schrieb er sich 1948 an der Universität Mainz ein und studierte Philosophie, Latein, Ordens-, Kunst- und Kirchengeschichte. 1951 wurde er mit einer Arbeit über die Cistercienserabtei Himmerod im Spätmittelalter zum Dr. phil. promoviert, deren Fortsetzung Die Cistercienserabtei Himmerod von der Renaissance bis zur Auflösung 1511–1802 1976 erschien. 1958 gab er die von ihm erweiterte deutsche Ausgabe von Louis Lekais The White Monks heraus. 1974 folgte als Ergänzung der Aufsatzband Die Cistercienser : Geschichte, Geist, Kunst, der 1986 seine dritte Auflage erlebte.
In Himmerod war P. Ambrosius als Kantor, Novizenmeister und Dozent für Kirchen- und Kunstgeschichte tätig und setzte sich für den Wiederaufbau der barocken Abteikirche ein (1952–1960), deren Inneneinrichtung er maßgeblich beeinflusste. 1963 zum Mitglied der liturgischen Kommission des Zisterzienserordens und 1966 der Vorbereitungskommission des Generalkapitels berufen, hielt sich Ambrosius Schneider häufig in Rom auf, was seinen wissenschaftlichen Neigungen entgegenkam. Von 1965 bis 1967 war er Schriftleiter der Analecta Cisterciensia. Seine Forschungen in den Archiven in Florenz und im Vatikan führten schließlich 1971 zur Anerkennung des Kultes des seligen David von Himmerod im gesamten Zisterzienserorden.
Als 1971 Abt Maurus Schmidt († 1977) sein Amt niederlegte, wurde P. Ambrosius zunächst zum Administrator ernannt (30. Jan.) und am 21. Januar 1972 zum Abt gewählt. Die Benediktion erteilte ihm Bischof Dr. Bernhard Stein am 5. März d.J in der Abteikirche. Auch als Abt blieb Schneider in den Reformkommissionen des Ordens tätig. Mit Vollendung des 80. Lebensjahres erklärte er 1991 seinen Rücktritt und lebte bis zu seinem Tod 2002 als einfacher Mönch in Himmerod.
Ambrosius Schneider ist bis heute für seine historischen Veröffentlichungen bekannt. Ein Verzeichnis seiner Schriften erschien 2003 in der Cistercienser Chronik.
gge, Okt. 2009, rev. Feb. 2010
Daten:
V.: Wilhelm Schneider († Dez. 1953); Vest.: 5. Jan. 1931; Prof.: 10. Feb. 1932, 10. Feb. 1935; Sac.: 31. Mai 1936 (Wbf. Albert Fuchs); Abbas: el. 21. Jan. 1972, ben. 5. März 1972 (Bf. Dr. Bernhard Stein), res. 1991.Werke:
Die Cistercienserabtei Himmerod im Spätmittelalter. Himmerod : Selbstverlag der Abtei, 1954 (= Quellen und Abhandlungen der mittelrheinische Kirchengeschichte ; 1) [Teilw. zugl.: Mainz, Univ., Diss., 1951] · Lekai, Louis J.: Geschichte und Wirken der weißen Mönche. Der Orden der Cistercienser. Dt. Ausgabe hrsg. v. Ambrosius Schneider. Köln: Wienand, 1958 · Himmerod : Geschichte und Sendung. Himmerod : Selbstverlag der Abtei, 1967 · Die Cistercienser : Geschichte, Geist, Kunst. Köln : Wienand, ¹1974, ²1977, ³1986 · Die Cistercienserabtei Himmerod von der Renaissance bis zur Auflösung 1511–1802. Köln : Wienand, 1976Literatur:
Müller, Edmund: P. Dr. A. Schneider, in: Kreis Bernkastel Wittlich, Jahrbuch 1977, S. 231–233 · Schüppen, Markus: Zum Andenken an Abt Dr. Ambrosius Schneider, in: Kreis Bernkastel Wittlich, Jahrbuch 2003, S. 350f. · Roth, Hermann Josef: Abt Dr. Ambrosius Schneider, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 55 (2003) S. 553–555 · Bibliographia monastica. Schriftenverzeichnis von Abt Ambrosius Schneider († 21.6.2002), in: Cistercienser Chronik 110. Jg. (2003) S. 249.Vorlage:Page.name: SCHNEIDER, Ambrosius (Walter) OCist (1911–2002) – Biographia Cisterciensis