Schreiner, Matthäus

Matthäus Schreiner

Matthäus Schreiner

42. Abt des Zisterzienserstiftes Lilienfeld 1560–1566

* 1530
† 28. Sep. 1566 Lilienfeld

Matthäus Schreiner aus Neusitz in Böhmen war ein Sohn des Jakob Schreiner, Goldschmiedemeister und Richter in Neusitz; sein Bruder Michael war Pfarrer in Behamberg bei Steyr. In das Zisterzienserstift Lilienfeld eingetreten, legte er 1550 die Profess ab und wurde 1551 zum Priester geweiht. Zum Zeitpunkt der Resignation seines Vorgängers Johannes Mirl, der ihn als seinen Nachfolger vorgeschlagen hatte, war er Pfarrer in Türnitz.

Schreiners Wahl zum Abt von Lilienfeld erfolgte am 31. Dezember 1560, die Installation am 21. Jänner 1561. Seine Bestätigung erhielt er am 19. September 1561, die Benediktion durch Bischof Urban Sagstetter von Gurk erst am 6. Dezember 1563.

Einen ersten Wahltermin am 19. Dezember 1560 hatten Propst Bartholomäus Venturi a Catania von Herzogenburg und Abt Ulrich Müller von Heiligenkreuz mit Bewilligung des Abtes Bartholomäus Grudenegg von Rein festgelegt und dazu Propst Leopold von St. Pölten und Abt Michael Grien vom Benediktinerstift Melk als Assistenten eingeladen. Abt Ulrich aber schlug statt der Wahl die Einsetzung des Abtes Benedikt Prieler von Säusenstein vor, was der Lilienfelder Konvent jedoch entschieden ablehnte, woraufhin der 3. Jänner 1561 als neuer Wahltag festgesetzt wurde. Als aber am 19. Dezember 1560 abends die landesfürstlichen Kommissäre Georg von Osterberg und Wolf Vetterhuber, Pfleger auf Hohenegg, im Stift eintrafen, wurde ihnen mitgeteilt, dass die Äbte schon wieder abgereist seien.

Die Kommission nahm daraufhin eine Untersuchung zur Klärung der Vorfälle vor, wobei sie von der beabsichtigten Einsetzung Benedikt Prielers erfuhren, der sich durch eine verleumderische Anzeige gegen Matthäus Schreiner vom 18. Dezember 1560 beim Klosterrat in den Besitz des Stiftes Lilienfeld bringen wollte. Darin beschuldigte er Matthäus eines ausschweifenden und ärgerniserregenden Lebenswandels, er sei mit seiner Haushälterin Margarete Trippler verheiratet, habe Kinder und eigentlich nur das Schmiedehandwerk erlernt. Da sich aber der Konvent gegen Prieler ausgesprochen hatte und seinen hinlänglich bekannten schlechten Lebenswandel beklagte, leitete die Wahlkommission unter Vorsitz von Abt Bartholomäus Grudenegg von Rein und Abt Johannes Helmstorffer von Neukloster eine Untersuchung der gegen Matthäus Schreiner vorgebrachten Anklagen ein. Am 31. Dezember 1560 hatten Schreiner und der Konvent unter Eid die Unbescholtenheit zu beschwören. Dazu wurden Türnitzer Bürger befragt, die jedoch alle die Beschuldigungen gegen Matthäus widerlegten, der daraufhin noch am selben Tag zum Abt gewählt und am 21. Jänner 1561 installiert wurde.

Über Abt Schreiners Amtszeit ist zu berichten, dass Kaiser Ferdinand I. am 1. April 1562 als Ersatz für gezahlte 15561 Gulden dem Stift Güter in Millstatt in Kärnten übergab. Für weitere Forderungen durch den Fiskus musste Lilienfeld aber selbst Gelder aufnehmen. Unter solchen Umständen blieben die Stiftsgebäude weiterhin in ihrem schon unter Abt Johannes Mirl bemängelten ruinösen Bauzustand, an dem auch eine behördliche Sanierungsverordnung 1563 nichts ändern konnte.

Mit dem Hof scheint Abt Matthäus nicht in bestem Einvernehmen gestanden zu haben, wie aus einem Befehl vom 17. Dezember 1565 hervorgeht, in dem der Kaiser daran erinnert, dass er schon einmal sich genötigt gesehen habe, Abt Matthäus die geistliche und weltliche Administration des Stiftes zu entziehen, doch ihm neuerdings dieselbe in Gnaden zugestehe, hoffend, er werde gewisse Mordtäter und ihren Anhang auf Stiftsgebiet nicht länger dulden, sondern baldmöglichst aufgreifen und einliefern lassen, bei Androhung sonstiger völliger Ungnade (Tobner 218). Der Personalstand betrug im Dezember 1560 nach dem Protokoll der Wahlkommission zehn Priester mit Profess und drei Novizen. Im Frühjahr 1561 werden durch die Behörde nur noch sieben Professen gezählt, von denen vier im Konkubinat, mit sechs Kindern, lebten.

Schon längere Zeit krank („mit Leibesschwäche beladen“), musste Abt Matthäus Schreiner die Amtsgeschäfte weitgehend dem Prior Georg Premberger überlassen. Er starb am Vorabend des St. Michaelstages, also am 28. September 1566, im Alter von 36 Jahren in Lilienfeld, „mit guter Vernunft und Gewissen“. Nach seinem Tod blieb Lilienfeld zunächst unter der Verwaltung des Abtes Bartholomäus von Rein, bis 1568 mit Georg Premberger wieder ein Abt gewählt werden durfte.

gge, Nov. 2020


Daten:

Prof.: 1550; Sac.: 1551; Abbas: el. 31. Dez. 1560, ben. 6. Dez. 1563.

Literatur:

Tobner, Paul: Das Stift Lilienfeld 1202–1902. Zur Erinnerung an die Feier des 700jährigen Jubiläums dieses Cistercienserstiftes. Wien, 1902, S. 217ff. · Müller, Eugen: Professbuch des Zisterzienserstiftes Lilienfeld (= Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige. Ergänzungsband. Nr. 38). St. Ottilien: EOS, 1996, ISBN 3-88096-628-1, S. 169f. · Ders.: Stift Lilienfeld nach der Reformation, in: Cistercienser Chronik 89 (1982), S. 1–44, hier: 19ff.

Zitierempfehlung: Schreiner, Matthäus, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 8.11.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Schreiner,_Matth%C3%A4us

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