Schwarzmurer, Johann

Johann Schwarzmurer

Johann Schwarzmurer

15. Abt der Zisterzienserabtei Wettingen 1427–1434 und 1445–1455

† 11. Nov. 1455 Wettingen

Johannes Schwarzmurer oder Murer [1] stammte aus einem Patriziergeschlecht der Stadt Zürich, dessen Mitglieder in zahlreichen Aargauer Klöstern vertreten waren[2]. Er war ein Sohn des Johannes und der Margaretha Schwarzmurer und ein Cousin des Jakob Schwarzmurer († 19. Feb. 1479), Ratsherr und Bürgermeister in Zürich. Sein Vaterhaus lag in der Zürcher Kleinstadt zwischen dem Haus „zu der Kapellen“ und dem „zum Bart“. Zwei seiner Brüder, Hans und Rudolf, gehörten ebenfalls dem geistlichen Stand an.

In die Zisterzienserabtei Wettingen eingetreten, wird er 1422 als Bursar genannt und 1426 als Schaffner in Zürich (Willi). Am 23. November 1427, drei Tage nach dem Tod seines Vorgängers Johann Türr, wurde er, noch sehr jung, zum Abt gewählt und erhielt 1428 die Bestätigung von Papst Martin V., für die er die für die damalige Zeit sehr hohe Summe von 700 Gulden an die apostolische Kammer zu zahlen hatte.

Obwohl seine Wahl nach seiner eigenen Aussage einstimmig erfolgt war, begannen schon 1428 Anfeindungen gegen ihn und es kam mit seinem Vetter Rudolf Wülflinger zum Streit um die Abtwürde. Am 22. Juni 1428, also nur sieben Monate nach der Wahl, bat Abt Johann die Eidgenossen, den Krieg zwischen den Äbten zu beenden und das Kloster vor dem gänzlichem Zerfall zu bewahren. (Eidgenössische Abschiede II, S. 72). Trotz Unterstützung durch Zürich und die Eidgenossenschaft, trat er am 25. Juli 1433 freiwillig zurück, nachdem er wegen mangelnder Verdienste auf Anordnung der Äbte Petrus Ochsner von Salem und Johann von Gelnhausen von Maulbronn hätte abgesetzt werden sollen. Vor dem 9. Januar 1434 wurde er erneut zum Abt gewählt, doch erklärte das Basler Konzil auf Betreiben Wülflingers die Wiederwahl, die Abt Jean Picart von Cîteaux angesetzt hatte, für nichtig.

Es entstand ein langdauernder und kostspieliger Prozess an der päpstlichen Kurie, in den sich auch die Eidgenossen einmischten. Zürich und die übrigen Eidgenossen setzten sich für Schwarzmurer ein, während der Kaiser, der Bischof von Chur und das Konzil sich auf Wülflingers Seite stellten (Helvetia Sacra). Unter Androhung der Exkommunikation durch das Konzil resignierte Schwarzmurer erneut und zog sich mit einer Pension von 100 Goldgulden in das Wettingerhaus beim Großmünster in Zürich zurück, das ihm zur Wohnung angewiesen war. Nachdem Rudolf Wülflinger, während dessen Regierungszeit Schwarzmurer regelmäßig als Abt nachgewiesen ist, am 25. Juni 1445 gestorben war, wurde Schwarzmurer, obwohl Senior, im Juli 1445 — der Wahlakt ist nicht mehr vorhanden — wieder einstimmig zum Abt gewählt.

Er regierte noch zehn Jahre und starb hochbetagt am 11. November 1455. Er ruht zur Rechten seines Rivalen Rudolf Wulflinger im Grab des Abtes Volker im Kapitelhaus. Bei seinem Tod zählte der Konvent 20 Möncbe und einen Konversen. Zu seinem Nachfolger wurde Johann Wagner gewählt.

Während Schwarzmurers zweiter Regierungszeit traf das Kloster 1448 das erste Brandunglück, über dessen Ausdehnung aber keine Nachrichten überliefert sind (das zweite kam 1507). Wie Abt Johann Müller berichtet (Archiv des hochloblichen Gottshauses Wettingen, S. 102), hat Abt Johann die Güter und Rechte des Klosters in Zürich und Umgegend im Jahr 1439 beschrieben.

gge, April 2020

  1. Bis zu seiner Resignation 1433 führte er den Namen Murer, seit 1445 ist er sowohl als Murer als auch als Schwarzmurer bezeugt.
  2. siehe dazu Ruth Wiederkehr: Das Hermetschwiler Gebetbuch: Studien zu deutschsprachiger Gebetbuchliteratur der Nord- und Zentralschweiz im Spätmittelalter. Berlin, Zürich: De Gruyter, 2013, S. 20.

Daten:

Abbas: el. 23. Nov. 1427.

Literatur:

Willi, Dominikus: Album Wettingense: Verzeichnis der Mitglieder des exemten und konsistorialen Cistercienser-Stiftes B.V.M. de Marisstella zu Wettingen-Mehrerau 1227–1904. Limburg: Kommissions-Verlag der Limburger Volksdruckerei, 1904, 2., verbesserte Auflage, S. 50, Nr. 274 · Ders.: Zur Geschichte des Klosters Wettingen-Mehrerau: Wahl, Benediction und Tod der Äbte, in: Cistercienser Chronik , in: Cistercienser Chronik 14 (1902), S. 1–9, 34–40, 65–73, 97–111, 144–155, 175–185, 210–218, 241–248 (hier: S. 40 und 66) · Ders.: Wettingen-Mehrerau, in Brunner, Sebastian (Hg.):, Ein Cistercienserbuch. Würzburg, [1881], S. 457ff. (hier: S. 468–469) · Helvetia Sacra III/3, 457 f.

Zitierempfehlung: Schwarzmurer, Johann, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 26.04.2020, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Schwarzmurer,_Johann

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