Schwingenschlögl, Ignaz

Ignaz Schwingenschlögl
Äbtegalerie Lilienfeld

Ignaz Schwingenschlögl

54. Abt des Zisterzienserstiftes Lilienfeld 1790–1804

* 10. Mai 1743 Schönborn
03. Aug. 1811 Lilienfeld

Ignatius II. Schwingenschlögl, Taufname Engelbert Ignaz, wurde am 10. Mai 1743 in Schönborn in der Pfarre Göllersdorf geboren. Sein Vater war der Müllermeister Johann Peter Schwingenschlögl. Seine Mutter Maria Barbara geb. Panschab wurde später eine große Wohltäterin des Stiftes. Von seinen sechs Geschwister tat sich sein Bruder Gotthard hervor, der dem Stift ein äußerst wertvolles Silberbesteck vermachte und daher, wie seine Mutter, im Nekrolog des Stiftes unter den Benefactores genannt wird.

Der Bildungsweg des späteren Abtes begann mit Schulbesuchen in Stockerau und Wien. 1761 trat er in das Zisterzienserstift Lilienfeld ein. Am 23. Mai 1762 legte er die Profess ab und wurde am 30. August 1767 von Weihbischof Marxer in der bischöflichen Hauskapelle in Wien zum Priester geweiht. Sein Theologie- und Philosophiestudium, das er an der Lilienfelder Hauslehranstalt begonnen hatte, schloss er in Wien ab. 1796, bereits als Abt, wurde er zum doctor philosophiae promoviert.

Im Stift bekleidete er verschiedene Ämter, so war er 1769 bis 1773 in den Pfarren Lilienfeld und Eschenau tätig. Daneben lehrte er am Stiftsgymnasium Lilienfeld. 1780 bis 1782 war er im Superiorat Marienberg unter Superior Wilhelm Haagen als Ökonom und Vikar tätig. 1782 wurde er Subprior im Stift und kehrte 1784 als Vikar nach Marienberg zurück, dessen Superior er im Jahr 1787 wurde. Ab April 1784 war er zwischenzeitlich bis zur Ernennung zum Superior als Feldgeistlicher tätig. Nach der Aufhebung des Stiftes durch Kaiser Joseph II. 1789 verblieb Schwingenschlögl in Marienberg und wurde vom Kaiser zum Administrator der dortigen Güter bestellt. Er nutzte seine Position auch, um gemeinsam mit dem Pfarrer von Lilienfeld und früheren Prior Josef Markl und anderen für die Wiedererrichtung des Stiftes zu plädieren. Diese erfolgte am 27. April 1790 durch Kaiser Leopold II.

Abt von Lilienfeld

Am 17. August 1790 fand die erste Abtwahl nach der Restauration statt. Unter Vorsitz von Bischof Heinrich Kerens aus St. Pölten erwählten die Elektoren Superior P. Ignatius Schwingenschlögl zum Abt. Er wurde am 3. September 1790 im St. Pöltner Dom von Bischof Kerens zum Abt benediziert. Als Prior gab man ihm P. Thaddäus Waldmüller zur Seite, dieser war vor und während der Aufhebung Pfarrer in Wilhelmsburg gewesen.

Gleich nach Amtsantritt musste der Abt mit der noch bestehenden Altschuldenlast in Höhe von 183.212 Gulden (nach heutiger Währung etwa 3,6 Mio. Euro) und um die Rückerhaltung der Güter kämpfen, die nach 1789 verkauft worden waren. Das Weingut in Pfaffstätten etwa musste man dem Käufer, Stift Heiligenkreuz, in einem Prozess entnehmen, die Herrschaft Peygarten verblieb bei den Käufern. Auf ein Grundstück in Radlbrunn verzichtete das Benediktinerstift Melk freiwillig.

Aber auch im Stift selbst lag vieles im Argen. Während der Aufhebung waren wertvolle Paramente und Gefäße verkommen, die Meierhöfe lagen ein Jahr brach. Die kostbare Bibliothek, die unter Abt Sigismund Braun (1695–1716) eingerichtet worden war, bestand zwar noch, die Buchbestände waren aber in die Wiener Hofbibliothek (die heutige Österreichische Nationalbibliothek) gebracht worden. Die wenigen verbliebenen Archivalien mussten neu geordnet werden. Daher erwarb Abt Ignatius die Pauliner-Bibliothek aus Wien und übernahm die Bibliothek des aufgehobenen 1782 Benediktinerstiftes Klein-Mariazell, dessen Verwaltung er 1795 übernommen hatte. Diese Übernahme wurde durch ein Hofdekret vom 18. Oktober 1790 bestätigt. Es handelte sich dabei um 2000 Bücher, die heute noch zum Bestand der Stiftsbibliothek gehören.

1791 eröffnete er ein Sängerknabenkonvikt mit Gymnasium. Überhaupt war Abt Ignatius sehr darum bemüht, fähigen Klosternachwuchs zu finden und bestmöglich auszubilden. Dazu wurde auch die Lilienfelder Hauslehranstalt wiedereröffnet, die 1783 im Zuge der Reformen Kaiser Josefs II. geschlossen worden war. 1802 schloss die Hauslehranstalt erneut und ging in der im selben Jahr in der von den Zisterzienserstiften Lilienfeld, Heiligenkreuz, Neukloster und Zwettl gegründeten Hochschule Heiligenkreuz auf. Der Schließung dürften stiftsinterne Streitigkeiten vorausgegangen sein.

Einen weiteren Wirtschaftszweig wollte Abt Schwingenschlögl 1795 durch Holzschwemmungen erschließen. Die Idee dazu war erstmals 1458 unter Abt Petrus I. Krotenthaler aufgekommen, um die Holzbestände aus den Gebirgsgegenden herausbringen und damit handeln zu können. Nach erheblichen Widerständen im Konvent musste Abt Schwingenschlögl diesen Plan jedoch fallen lassen und konnte lediglich ein Holzschwemmlager an der Traisen errichten, um den Hausbedarf zu decken. Die Wirtschaftsverwaltung des Stiftes stellte er überhaupt neu auf, indem er den ersten Forstmeister, Oberjäger Heinrich Krammer, berief. Dieser sollte die rationelle Nutzung der Wälder in Stiftsbesitz überwachen.

Resignation und Tod

1797 kamen Vorwürfe und Denunziationen durch ehemalige Angehörige des Stiftes Klein-Mariazell, sowie durch dort tätige weltliche Beamte auf. Diese bezichtigten Administrator Ignatius Schwingenschlögl, der seit 1795 die Verwaltung führte, der Misswirtschaft und fehlerhafter Verwaltung. Eine erste Untersuchung der Causa durch den Staatsgüter-Administrations-Grundbuchamtsverwalter Josef von Czerny, fiel positiv für Abt Ignatius aus. Erst ein Bericht von Mittelsrat Martin von Lorenz, der am 13. Januar 1798 abgesandt und auch an den Kaiser weitergegeben wurde, forderte ganz offen die Absetzung des Abtes als Administrator. Der Bericht wurde stark verzerrt angefertigt, um dem Abt bestmöglich zu schaden. Nach einem Einspruch des Abtes, der abgelehnt wurde, und dem versuchten Kauf der Güter durch den Abt, wurde ihm die Administration offiziell mit 1. November 1798 abgenommen.

Diese Vorgänge führten auch zu einer Kontrolle der Amtsführung des Abtes Ignatius in Lilienfeld, für die er Inventarlisten anzufertigen hatte. Da sich dabei herausstellte, dass die dortigen Wirtschaftsunterlagen fremdgeführt, teils lückenhaft oder falsch waren, kam im Konvent die Meinung auf, der Abt müsse die Verwaltung abgeben. Zum Anführer dieser Gruppe erhob sich der Wilhelmsburger Pfarrer und frühere Prior-Administrator P. Josef Markl, den man dann dann zum Wirtschaftsverantwortlichen wählte und den der Kaiser auch als Temporaladministrator bestätigte. Mit seinem Bestätigungsansuchen musste Markl auch eine Inventarliste mitsenden (jene des Abtes war noch ausständig). Es offenbarte sich ein Anwachsen der Stiftsschulden um 121.474 Gulden von 183.212 Gulden auf 304.686 Gulden.

Am 10. Januar 1801 schließlich verfügte der Staat die Verbannung des Abtes. Ansuchen von Schwingenschlögl selbst, sowie von Administrator Markl, die Verbannung auf das Schloss Kreisbach bei Wilhelmsburg abzuändern, wurden abgelehnt. Neben dem Bischof von St. Pölten, Sigismund Anton Graf von Hohenwarth, erklärte sich nach einem zähen Ringen nur das Benediktinerstift Altenburg bereit, als Exilort zu dienen. Dorthin musste sich der Abt am 1. Mai 1801 begeben.

Dem Abt ging es da gesundheitlich schon schlecht. Er erlitt zwischen 1799 und 1803 wiederholt Schlaganfälle, die ihn immer mehr einschränkten. Bei einem Besuch von Administrator Josef Markl 1803 in Altenburg war er kaum noch er selbst. Markl setzte sich ob des bemitleidenswerten Zustands des Abtes erneut für eine bessere Versorgung des Gepflegten ein.

Die schwindende Gesundheit Schwingenschlögls bewog den Kaiser schließlich dazu ihn zu begnadigen und er durfte nach knappen drei Jahren nach Lilienfeld zurückkehren. Auf Geheiß des Kaisers durfte er jedoch kein Geld besitzen und sich in die Amtsgeschäfte nicht einmischen. Seine ärmliche Wohnung richtete man über dem westlichen Kreuzgang (im heutigen Archiv) ein. Dort resignierte er am 20. April 1804 in einem Formalakt, der die Akklamation zum Abt des Administrators Markl durch den Konvent zur Folge hatte. Eine formale Abtwahl gab es nicht. Der Grund war nicht die große Zustimmung zu Markl, sondern der Wille, die Wahltaxe nicht zahlen zu müssen.

Am 13. September 1810 musste der emeritierte Abt Ignatius noch den Stiftsbrand miterleben, dem er, schon stark geschwächt, nur knapp entkam. Am 3. August 1811 schließlich starb er 68-jährig und wurde am Friedhof von Lilienfeld beigesetzt. Sein Gegenspieler und Nachfolger Josef Markl überlebte ihn gerade einmal um fünf Monate.

Nikolaus Kastenberger, März 2020


Daten:

Prof.: 23. Mai 1762; Sac.: 30. Aug. 1767; Prim.: 29. Sep. 1767; Abbas: el. 17. Aug. 1790, ben. 3. Sep. 1790, res. 20. April 1804.

Literatur:

Becziczka, Ambros: Historische und topographische Darstellung von Lilienfeld und seiner Umgebung, (Historische und topographische Darstellung der Pfarren, Stifte, Klöster, milden Stiftungen und Denkmähler im Erzherzogthume Österreich 6), Wien 1825 · Hauptmann, Othmar: Stift Lilienfeld: Ein Führer durch seine Sehenswürdigkeiten, Lilienfeld 1928 · Maurer, Pius: Die Geschichte des Stiftes Lilienfeld, in: Campililiensia. Geschichte, Kunst und Kultur des Zisterzienserstiftes Lilienfeld, Lilienfeld 2015, S. 25f. · Müller, Eugen: Geschichtlicher Abriss des Stiftes Lilienfeld seit 1700: Mit besonderer Berücksichtigung äußerer Einflüsse auf das Leben im Konvent, Lilienfeld 1979 · Müller, Eugen: Profeßbuch des Zisterzienserstiftes Lilienfeld, (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 38), Sonderausgabe, St. Ottilien 1996 · Mussbacher, Norbert: Das Stift Lilienfeld, Wien 1976.

Zitierempfehlung: Schwingenschlögl, Ignaz, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 26.10.2022, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Schwingenschl%C3%B6gl,_Ignaz

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