Margaretha Stülzer
Äbtissin des Klosters Lichtenthal 1597–1625
* 1562/63 Ettlingen
† 22. Aug. 1625 Baden-Baden-Lichtental
Margaretha Stülzer entstammte dem badischen Fürstenhaus, denn ihre Urgroßmutter Walburga war eine natürliche Tochter des späteren Trierer Erzbischofs Jakob von Baden. Sie wurde 1562 oder 1563 als Tochter des Ettlinger Bürgers Philipp Jakob Stülzer geboren und nach dem Tod des Vaters zur Erziehung und Ausbildung in das Kloster Lichtenthal gegeben. Mit sechzehn Jahren verließ sie das Kloster, kehrte aber nach wenigen Monaten als Novizin zurück. Die Schulzeit wurde ihr als Ordensalter anerkannt.
Vierzehn Jahre nach ihrem Eintritt, 1593, wurde sie mit einer Mitschwester zur Reformhilfe in das Kloster Gottesgarten im aargauischen Olsberg geschickt, kehrte aber nach dem Scheitern der Reform Mitte 1594 wieder nach Lichtenthal zurück. Nach dem Rücktritt ihrer Vorgängerin und Verwandten Barbara Veus wurde sie am 15./25. Juni 1597[1] unter dem Vorsitz des Vaterabtes Johann Faber von Neuburg (reg. 1592–1597) zur Äbtissin gewählt.
Bauer nennt sie die „Martyrin unter den Äbtissinnen“, weil ihr schon bald nach ihrem Amtsantritt die Auflösung ihres Klosters drohte, indem der protestantische Markgraf Ernst Friedrich von Baden-Durlach († 1604) verlangte, dass ohne seine Zustimmung künftig keine Novizenaufnahme, kein Beichtvaterwechsel und keine Einsetzung eines Pfarrherrn in den zum Kloster gehörenden Pfarreien mehr vorgenommen werden dürfe. In einem Brief an den Salemer Abt Petrus Müller als Generalvikar in Oberdeutschland vom 14. März 1613 klagt sie „Man nimbt dem gottshauß seine Freyheit und gerechtigkeiten.“ (Schindele, Leben, S. 652). Abt Petrus trug die Angelegenheit dem Generalkapitel vor, das daraufhin an Kaiser Matthias appellierte. Um den Landesherrn nicht noch weiter zu reizen, verzichtete sie 1616 auf Anraten des Salemer Priors Johannes Muotelsee auf die Bestätigung der althergebrachten klösterlichen Privilegien und das Präsentationsrecht in den Lichtenthal unterstehenden Pfarreien. Erst als Markgraf Georg Friedrich, der seinem Bruder 1604 in der Regentschaft gefolgt war, auf Anweisung des Kaisers 1622 die Herrschaft über die Markgrafschaft Baden-Baden aufgab, entspannte sich die Lage, denn der nun regierende (und katholische) Markgraf Wilhelm war dem Kloster wohlgesonnen und erlaubte die Novizenaufnahme, verweigerte der Äbtissin aber weiterhin die Einsetzung von Pfarrern.
Während ihrer Amtszeit wechselte die Paternität über Lichtenthal mehrmals, teils wegen der Unfähigkeit der Visitatoren, teils wegen der Unterteilung der 1618 gegründeten Oberdeutschen Kongregation in Provinzen. Generalabt Nicolas II. Boucherat übertrug sie schließlich am 15. Februar 1625 dem Abt von Lützel.
Obwohl die von Markgraf und Kaiser geforderten immensen (und darlehensfinanzierten) Kriegssteuern das Kloster Lichtenthal unter hohen finanziellen Druck setzten, konnte Äbtissin Margaretha den Besitz des Klosters vermehren. Einige von ihr angeschaffte liturgische Geräte sind heute noch vorhanden. Auch der 1602 von ihr gestiftete Marienbrunnen und die 1606 in Auftrag gegebene Kirchenkanzel mit dem Relief des hl. Bernhard erinnern an sie.
gge, Juli 2017
- ↑ Nach dem im Kloster bereits eingeführten gregorianischen Kalender am 25. Juni, nachdem in der protestantischen Markgrafschaft Baden-Durlach geltenden julianischen Kalender am 15.
Daten:
Abbatissa: el. 15. Juni 1597.Literatur:
Schindele, Maria Pia: Das Leben der Äbtissin Margaretha Stülzer (1597–1625), in: Badische Heimat 75 (1995) 647–658 · Siebenmorgen, Harald (Herausgeber): 750 Jahre Zisterzienserinnen-Abtei Lichtenthal: Faszination eines Klosters. Sigmaringen: Thorbecke, 1995, S. 313–314 · Schindele, Pia: Die Abtei Lichtenthal. Ihr Verhältnis zum Cistercienserorden, zu Päpsten und Bischöfen und zum badischen Landesherrn im Laufe der Jahrhunderte, in: Freiburger Diözesan-Archiv 105, Freiburg: Herder 1985, S. 67–248 · Willi, Dominikus: Lichtenthal, in: Sebastian Brunner (Hg.): Ein Cisterzienserbuch. Würzburg 1881, Seite 653–663 · Bauer, Benedikt: Das Frauenkloster Lichtenthal. Geschichte, Kirchen und Altertümer. Baden-Baden : Weber, 1896, S. 226.Vorlage:Page.name: STÜLZER, Margaretha OCist (1562/63–1625) – Biographia Cisterciensis