Thill, Bernhard

Bernhard III. Thill

Bernhard Thill

Abt der Zisterzienserabtei Rauden in Oberschlesien 1735–1753

* 25. Mai 1698 Wernersdorf
05. Aug. 1753 Rauden

Abt Bernhard III. Thill (Thiel), geboren in Wernersdorf bei Leobschütz und auf den Namen Petrus getauft, wuchs in Kerpen [Kierpień] bei Kasimir auf. Er studierte die Humaniora in Neiße (nach Potthast in Gleiwitz) und Physik in Breslau, trat dann in das Zisterzienserstift Rauden ein (Profess) 12. Dez. 1717. Er studierte Philosophie und Theologie im Stift und wurde 1724 Priester. Schon als Kleriker war er Küchenpräfekt, dann Verwalter der Stiftsgüter Schönwald und Matzkirch. Am 26. September 1735 zum Abt gewählt, war er der letzte Raudener Abt, der vom deutschen Kaiser die Bestätigung erhielt, und wurde am 21. Juli 1736 infuliert.

1736 errichtete er eine Glasfabrik und baute in dem durch seine Eisenhütten bekannten Dorf Stodoll ein Schlösschen nach italienischem Vorbild, ein ähnliches mit Kornspeicher in Dobischau, einen Kornspeicher in Urbanowitz, außerdem ein Wohnhaus und eine prächtige Kapelle, je ein Pfarrhaus in Schönwald und Zernitz, im Klostergarten eine Orangerie, in Stanitz eine Kapelle zu Ehren der hl. Johannes von Nepomuk und Florian und in der Stiftskirche einen neuen Hochaltar und ein Oratorium. Für die Kirchen in Rauden, Matzkirch und Schönwald schaffte er einige kostbare Ornate an.

Im Hungerjahre 1737 ließ er mehrere hundert Arme, meist Auswärtige, im Klosterhof speisen. Den abgebrannten Einwohnern von Kieferstädtel, Pilchowitz und Ratiborhammer ließ er Getreidespenden zuteilen. Am 13. September 1736 führte er in Rauden die Bruderschaft der hl. Barbara ein, der Schutzheiligen der Bergleute. Am 4. Dezember 1743 eröffnete er eine höhere Lehranstalt und ließ 1747 zum erstenmal für die studierende Jugend die Bruderschaft zur unbefleckten Empfängnis der allerseligsten Jungfrau Maria abhalten. Am 2. Juli 1740 kaufte er in Krakau mehrere neue Werke für die Bibliothek. Um nicht nur wissenschaftlich gebildete Mönche zu erziehen, sondern auch für den Priesternachwuchs zu sorgen, tat er alles, damit in Rauden nicht nur die Humaniora, sondern auch Philosophie und Theologe gelehrt werden konnten. Um allen Gelegenheit zu geben, die französische Sprache zu erlernen, stellte er auf eigene Kosten einen Französischlehrer an, aber nur wenige nutzten die Möglichkeit des kostenloses Sprachunterrichts.

Schwere Prüfungen brachte dem Kloster der erste Schlesische Krieg (1740–1742) zwischen Österreich und Preußen um die Vorherrschaft in Schlesien, infolgedessen Schlesien und die Grafschaft Glatz zum Königreich Preußen kamen. Die Preußen erpressten exorbitante Kontributionen an Geld und Naturalien gerade von den geistlichen Institutionen; die Klöster wurden quasi gebrandschatzt. Das Haus des Stiftes Rauden in Ratibor, bis dahin als Freihaus von Einquartierungen verschont, wurde als preußisches Militärlazarett beschlagnahmt (bis 1746), das vom Kloster ohne Entschädigung unterhalten werden musste. Auch nach dem Friedensschluss von Breslau wurden die geistlichen Institutionen mit einem Steuersatz von 50% der Einkünfte belastet, während die weltlichen nur 28⅓ % zahlen mussten. Proteste des Stiftes beim König blieben ohne Erfolg. Vom zweiten Schlesischen Krieg 1744–45 blieb Rauden größtenteils verschont.

Am 16 Mai 1748 weihte Bernard in Zülz die Krypta unter der Kapelle des hl. Johann von Nepomuk, die ein gewisser Stanislas Trzęszigłowski für sich hatte erbauen lassen. Im Juni 1750 assistierte er bei Wahl und Weihe des Abtes Eugen Misura in Himmelwitz und empfing am 19. Juni den Breslauer Fürstbischof Philipp Gotthard von Schaffgotsch im Kloster, in dessen Auftrag er am 27. Juli 1751 in der Stadtkirche in Gleiwitz eine Glocke weihte. Am 17. August 1752 legte er in Leobschütz den Grundstein für ein neues Gymnasium.

Er starb, kaum ein Jahr später, am 5. August 1753, gegen sechs Uhr nachmittags, im Alter von 55 Jahren. Ihm folgte als Abt Augustin Renner.

gge, Okt. 2011, rev. Juni 2018


D:

Prof.: 12. Dez. 1717; Sac.: 1724; Abbas: el. 26. Sep. 1735, ben. 21. Juli 1736.

L:

Nowack, Alfons: Die Priester der Zisterzienserabtei Rauden OS. 1682–1810 (1856). Breslau: Kommissionsverlag der Ostdeutschen Buchhandlung, 1935, S. 18–19. · Potthast, August: Geschichte der Ehemaligen Cistercienserabtei Rauden in Oberschlesien. Leobschütz: R. Bauer, 1858, S. 106–113.

Zitierempfehlung: Thill, Bernhard, in: Biographia Cisterciensis (Cistercian Biography), Version vom 25.06.2018, URL: http://www.zisterzienserlexikon.de/wiki/Thill,_Bernhard

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